Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 93
sozialdemokratischen
Parlamentariers 1931. Aber dass die Zweite Republik nicht zu kurz kommt, finden
Sie sich auch wieder: In einem Wahlfilm für die Nationalratswahl 1953, in einem
Parteitagsfilm aus 1957, in einem Wahlpropagandafilm für Franz Jonas, in einem
Film "Erlebnis Sozialdemokratie" und – jetzt kommt es, und so steht
es im Akt – eine Welturaufführung, der Straßenfeger "Fred Sinowatz – ein
Porträt". (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren!
Dass dafür noch Zeitzeugenhonorare von fast 5 000 EUR bezahlt werden
mussten von einem, der durchaus selber noch erzählen kann, was los war, finde
ich seltsam. Regie bei diesem cineastischen Megaevent führte einmal mehr der an
sich ehrenamtlich tätige Präsident Kurt Brazda. Ob er das auch ehrenamtlich
gemacht hat, wäre ganz interessant zu erfahren. Die Drehbücher dieser
Neuschöpfungen stammen von seinem Stellvertreter, auch Vereinsfunktionär, auch
ehrenamtlich. Auch hier erhebt sich die Frage, ob diese Tätigkeiten dann auch
ehrenamtlich stattfinden.
Dem Vernehmen nach wurde
auch der Heinz Fischer´sche Wahlkampf mit Materialien aus dem Filmarchiv
untermalt, wie überhaupt der Einsatz diverser Bestände und Neuerzeugnisse auch
zur Ermunterung des offensichtlich etwas dahindämmernden Sektionslebens der SPÖ
herhalten muss, meine Damen und Herren.
Es wäre nichts zu sagen.
Es steht jeder Partei und jeder Institution zu, sich zu dokumentieren, sich
filmisch zu drapieren und damit auch Werbetätigkeit zu entfalten. Dafür gibt es
jährliche Gelder, darf ich Ihnen sagen, für die im Gemeinderat vertretenen
Parteien unter dem Titel "Förderung der Öffentlichkeitsarbeit und
Publikationstätigkeit".
Ich halte es einfach für
unanständig, den Steuerzahler ein zweites Mal dafür zur Kassa zu zwingen, denn
schließlich ist diese unser aller gemeinsame Stadt Wien kein roter
Selbstbedienungsladen. (Beifall bei der ÖVP und bei Gemeinderäten der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke.
Die Debatte ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin.
Berichterstatterin GRin Dr
Elisabeth Vitouch: Das Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung hat
es sich zur Aufgabe gemacht, wertvolle filmische Dokumente aus dem Bereich der
kulturellen und politischen Entwicklung der Wiener Arbeiterbewegung zu erhalten
und zu sichern. Es liegt in der Natur der Sache, dass es da mehr Material über
unsere Fraktion gibt als über die des Kollegen Prochaska.
Man muss dazusagen, dass
das Material für die wissenschaftlichen Recherchen und Bearbeitungen – und das
Archiv rekrutiert seine Zielgruppe aus Film- und Fernsehanstalten,
Universitäten, Filmmedien, Kultur-, Sozial- und Politikwissenschaftlern –
kostenlos zur Verfügung gestellt wird, dass die wertvollen Filme kopiert werden
entweder auf DVD oder, wie zum Beispiel bei dem Film "Das
Mauthausensystem" von Dr Martin Luksan, und ich denke das ist kein
fraktioneller Film, kein roter Film – auch auf Betacam.
Kollege Prochaska hat sich
hier die einzelnen Filme herausgepickt, die ihm zur Untermauerung seiner These
passend erschienen sind. Ich ergänze jetzt vielleicht das Inhaltsverzeichnis
noch um "Mr. Pim's trip to Europe", ein Schwarzweißstummfilm mit
Zwischentiteln aus dem Jahre 1930, "Zehn Jahre Republik" aus dem Jahr
1928 oder "Die Abenteuer des Herrn Antimarx", ebenfalls ein
Schwarzweißfilm, Zeichentrickstummfilm mit Zwischentiteln aus dem Jahr 1930.
Und vielleicht scheint es sich offenbar um eine typisch rote Domäne zu handeln:
"Der Fischmarkt am Donaukanal" aus dem Jahr 1962, "Von der Messlatte
zum Totenschädel" aus dem Jahr 2001 und "Die Straßenbahndebatte"
aus dem Jahr 1956.
Dass es sich bei Kurt
Brazda und Benjamin Epp um international angesehene Kameraleute handelt, dass
der Vorstand ehrenamtlich arbeitet, versteht sich von selbst. Was die
Angestellten betrifft, so gibt es einen Halbtagstechniker und einen
angestellten Archivar im Wifa.
Ich ersuche um Zustimmung
zum vorliegenden Akt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke.
Ich komme zur Abstimmung.
Wer für die Postnummer 34 in der vorliegenden Fassung ist, den ersuche ich um
ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mehrstimmig, mit den Stimmen der GRÜNEN und
der SPÖ, so angenommen.
Postnummer 38: Sie
betrifft eine Subvention an die Österreichische Akademie der Wissenschaften. –
Frau GRin Winklbauer, bitte.
Berichterstatterin GRin
Renate Winklbauer: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön.
Frau GRin Sommer-Smolik,
bitte.
GRin Claudia Sommer-Smolik
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wir werden diesem
Geschäftsstück zustimmen. Ich möchte aber trotzdem noch einige kurze
Bemerkungen dazu machen.
Es ist schon verwunderlich,
dass die Förderung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für das
Institut für Quantenoptik von Prof Zeilinger über die Medien bekannt gegeben
wurde, bevor es noch im Ausschuss war. Diese Vorgehensweise mag gut sein zur
Vermarktung des Herrn Bürgermeisters und des Herrn Prof Zeilinger, aber
entspricht eigentlich nicht dem demokratischen Vorgehen, wie mit Subventionen
umgegangen werden sollte.
Wir finden die
Forschungen, die Forschungsleistung von Prof Zeilinger mehr als förderungswürdig;
nur, dass es immer Geld gibt für die so genannten Stars und für junge
NachwuchswissenschafterInnen nicht einmal 30 000, 40 000, 50 000 EUR, ist sehr bedauerlich. Ich gönne
dem Prof Zeilinger seine Million und im nächsten Jahr die nächste Million, aber
trotzdem denke ich, dass die Stadt Wien sich überlegen sollte, im Bereich der
Nachwuchsförderung auch einmal eine Million Euro mindestens zu subventionieren.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular