Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 93
Für die Zukunft könnte ich mir vorstellen, wenn wir an einen Weg zu einem altenfreundlichen Wien denken, dass geriatrische Ambulanzen eingerichtet werden könnten, die als Beratungsstelle auch für den extramuralen Bereich dienen könnten und dass Tageszentren mehr rehabilitativen Schwerpunkt anbieten. Die Einrichtung einer geriatrischen Tagesklinik als Organisationseinheit könnte die vollständige Aufnahme geriatrischer Patienten aus funktionellen Gründen, nämlich zunehmende Immobilität ohne akute allgemeine Erkrankung, nach dem Prinzip "zuerst die Rehabilitation und dann die Langzeitpflege", verhindern oder zumindest hintanhalten.
Aber es wird auch in Zukunft Geriatriezentren und
Einrichtungen geben müssen, wo Mediziner und Pflegepersonal zusammenarbeiten,
wie die Frau Stadträtin auch schon gesagt hat. Wir werden heute noch einen Akt
zur Gründung der Teilunternehmung 4 für die Pflege von chronisch kranken,
multimorbiden Menschen auf der Tagesordnung haben. Hoch spezialisierte
Abteilungen sollen dort die intensiven Pflege- und Therapiebedarfe für die
hochbetagten Menschen unter der Berücksichtigung der medizinischen Versorgung
rund um die Uhr sicherstellen. Durch den Umbau und Abbau von Betten im
Krankenanstaltenverbund sollen auf dem Weg zum neuen Altern in der Stadt, zu
einer altersgerechten Stadt, viele Kooperationen mit den privaten Trägern
verstärkt werden, sodass es in Zukunft gewährleistet ist, dass man nicht, wie
die Frau StRin Landauer gesagt hat, den weiten Weg bis nach Hietzing, bis ins
GZW, auf sich nehmen muss, sondern dass es kleinere, regionale Einrichtungen
gibt, dass es, wie gesagt, die Wohnbauprojekte gibt, die in Vernetzung mit
einer Pflegeeinrichtung stehen und wo dann in kürzester Zeit eine Pflegekraft
aus der Pflegestation auch einmal nachschauen, Hilfe leisten und feststellen
kann, wie es mit dem Patienten weitergehen soll. In jedem Fall ist es sehr
wichtig, dass ambulant vor stationär behandelt wird und die Qualität sowie die
Quantität der Betreuung dem Bedarf der Klienten entsprechen müssen.
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei
unserer neuen Stadträtin für ihr großes Engagement, mit dem sie heute schon eingestiegen
ist, bedanken! Ich kann ihr versichern, dass wir, die Mitglieder des
Gesundheits- und Sozialausschusses, und da, glaube ich, auch für die Mitglieder
der anderen Parteien sprechen zu können, an einer konstruktiven, gemeinsamen
Arbeit zum Wohle der Wiener und Wienerinnen interessiert sind und diese gerne
mit ihr aufnehmen werden. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Cordon. Sie hat,
erster Teil ihrer Rede, Zeit bis 16.10 Uhr. Die stelle ich einmal ein.
GRin Waltraud Cécile Cordon (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich wollte
der Frau Stadträtin noch ein paar Leitlinien für eine zukunftsorientierte
Betreuung bis ins hohe Alter mitgeben. Ich gebe es jetzt einmal an die Frau
Präsidentin Stubenvoll und an Frau Klicka weiter. Vielleicht kann man es der
Frau Stadträtin noch irgendwie übermitteln.
Ich bin vorhin am Büro von Frau Dr Pittermann
vorbeigegangen und habe dort einen riesigen Altpapiercontainer stehen gesehen.
Ich denke, da wurde viel ausgemistet und ich hoffe, nicht Papiere, die wir alle
gemeinsam in langen Stunden erarbeitet haben.
Frau StRin Brauner meinte, zentral soll der Mensch
sein, im Zentrum soll der Mensch sein. Ich meine, natürlich der zu Pflegende,
aber auch das Personal. Das ist ganz wichtig, denn ich finde diesen Beruf
wirklich sehr bewundernswert und halte den Einsatz für sehr hoch zu loben. Ein
Minus in diesem Beruf sind, habe ich auch schon gesagt, das Gehalt, die Arbeitszeit,
die Anerkennung und auch die Ausbildung.
Frau StRin Brauner meinte, auch sie wird alle Kraft
mobilisieren, um für die Zukunft zu arbeiten. Da habe ich eine ganz dringende
Bitte. Diese lautet: Bitte auch schon für die Gegenwart! Schöne Worte sind immer
wieder genug gefallen und es gibt auch ein gemeinsames Ergebnis.
Ich will jetzt aber einmal zurückgehen wie auf die
Gesellschaft. Es sind auch schon statistische Daten gefallen und ich möchte
noch einmal darauf zurückkommen. 2009 wird der Anteil der Übersechzigjährigen
in Wien auf 24,1 Prozent gestiegen sein. 2029 ist jeder Dritte über 60.
Mehr als die Hälfte von diesem Drittel der Bevölkerung wird älter als 75 sein,
wobei die Alten dann noch zusätzlich älter werden. Jetzt ist aktive SeniorInnenpolitik
angesagt, um ein Altern in Würde möglich zu machen.
Da ich hier wohl zu den Ältesten zähle, würde ich
einmal sagen, was ich mir denn einmal so vorstelle. Beginnen wir einmal mit dem
Wohnen im Alter. Welche Möglichkeiten habe ich, wenn ich heute oder morgen in
Pension gehe und ein betreuungs- oder zumindest pflegebedürftiger Mensch werde?
Ich kann als Single in ein Pensionistenwohnhaus
gehen, das meistens immerhin 240 bis 340 BewohnerInnen hat. Ich meine, das
ist eine Möglichkeit und nicht die schlechteste. Ich sehe da auch einen Bedarf,
muss ich sagen.
Ich kann in eine private SeniorInnenresidenz gehen,
wenn ich es mir leisten kann, denn die kostet meistens zwischen 3 000 und
4 000 EUR. Da haben Frauen schon einmal weniger Chancen, sich das
leisten zu können. Ich kann aber auch in meiner Wohnung bleiben und diese bei
Bedarf auf meine eigenen Kosten barrierefrei gestalten. (GRin Erika
Stubenvoll: Es gibt auch Zuschüsse!) - Ja, es gibt Zuschüsse. Vielleicht
bedarf das einer Information im größeren Kreis, weil das ist nicht sehr
bekannt. Aber ich glaube, das ist eine wichtige Sache, denn ich möchte hier auf
statistische Zahlen, speziell für Wien, hinweisen, die wiederum besonders
Frauen betreffen. 27 Prozent der Frauen haben kein Bad in der Wohnung,
13 Prozent haben kein WC in der Wohnung, 46 Prozent wohnen nicht in
Kategorie-A-Wohnungen und 53 Prozent sind über 60 und leben in
Einpersonenhaushalten.
Ich kann mir Betreuungsdienste
leisten, je nachdem wie meine Pension aussieht beziehungsweise welche
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