Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 93
zwangspensioniert. Zumindest konnte sie der Einladung der Untersuchungskommission nicht mehr Folge leisten.
Der ehemalige Pflegedirektor von Lainz, der Herr
Pelikan, wurde von Lainz nach St Andrä versetzt.
Die ärztliche Leitung in Lainz wurde neu
ausgeschrieben.
Sämtliche Managementpositionen im
Krankenanstaltenverbund werden neu besetzt.
Der Herr Generaldirektor Hauke wurde
zwangspensioniert.
Und Ihre Gesundheitsstadträtin, Herr Bürgermeister,
haben Sie schlicht und einfach in die Wüste geschickt.
Vordergründig haben Sie im Zusammenhang mit der
Diskussion um Lainz genau das getan, was die Öffentlichkeit von Ihnen erwartet
hat: Sie haben eingegriffen, Sie haben Leute hinausgeschmissen, Sie haben
Positionen neu besetzt. Genau genommen haben Sie aber nach Lainz so etwas wie
eine rituelle Handlung gesetzt. Mir kommt das vor wie eine politische rituelle
Handlung. Sie haben – ich darf das so charakterisieren – Ihrem Gott ein Opfer
gebracht. Ihr Gott ist der Gott der öffentlichen Meinung und Ihrer
Öffentlichkeitsarbeit. Und das wichtigste Opfer in diesem Zusammenhang war die
Kündigung der Frau StRin Pittermann.
Ich behaupte, das ist Ihnen nicht schwergefallen, Sie
haben es ein bisserl augenzwinkernd gemacht, Sie haben es auch mit dem
politischen Kalkül gemacht, dass wir durch unsere Arbeit in der
Untersuchungskommission Sie dabei unterstützen. Herr Bürgermeister, Sie wissen,
genau das haben wir nicht getan.
Die Frau StRin Pittermann trägt im Zusammenhang mit
Lainz wohl das geringste Maß an Verantwortung. Die Frau StRin Pittermann hat im
Zusammenhang mit Lainz spät aber doch erkannt, dass die Pflegeheime der Stadt
überprüft werden müssen. Die Frau StRin Pittermann hat als Ärztin so etwas wie
ein menschliches Maß in ihrer politischen Arbeit bewiesen.
Jetzt räume ich durchaus ein, man kann darüber
diskutieren, ob die Frau StRin Pittermann die richtige Frau am richtigen Platz
war. Man kann darüber diskutieren, ob Sie durch die Bestellung der Frau StRin
Pittermann ihr und den Wienern einen Gefallen getan haben und eine richtige
Personalauswahl getroffen haben. Man kann darüber diskutieren, ob Sie
seinerzeit nicht jemand hätten bestellen sollen, der sich durch fachliche
Kompetenz und Durchsetzungsvermögen
auszeichnet und der die Begabung hat, sich gegen diese Gesundheitsbürokratie,
gegen diesen Gesundheitstechnokratismus und gegen den langen Arm der
Gewerkschaft, der uns im Zusammenhang mit Lainz in der Untersuchungskommission
täglich begegnet ist, auch durchzusetzen.
Völlig unverständlich, Herr Bürgermeister, ist es
mir, dass der ehemalige Gesundheitsstadtrat und nunmehrige Finanzstadtrat, der
für Lainz eigentlich die Verantwortung trägt, in seiner Funktion geblieben ist.
Herr StR Rieder – ich habe das anlässlich der
Rechnungsabschlussdebatte bereits festgestellt, ich wiederhole mich nur kurz –,
Sie tragen die Hauptverantwortung im Zusammenhang mit Lainz. Sie haben 11°Jahre
lang verantwortlich das Gesundheitsressort geführt. Und es wundert mich, Herr
Bürgermeister, dass Sie denjenigen, der es – ich bleibe bei Ihrer Aussage –
nicht geschafft hat, 80 Prozent der Beschlüsse des Gemeinderates
umzusetzen, nicht spätestens jetzt gekündigt haben.
Besorgnis erregend finde ich den Umstand, wer auf die
StRin Pittermann folgt. Frau StRin Brauner ist keine Medizinerin. Jetzt könnte
man sagen, okay, ist kein Fehler, ihr Vorvorgänger war auch keiner, und der hat
nichts weitergebracht. Aber, Frau StRin Brauner, ich glaube nicht, dass
Gesundheitspolitik Ihr inneres Anliegen ist. Eigentlich meine ich, dass Ihre
Bestellung als Gesundheitsstadträtin ein klares Signal dafür ist, dass das rote
Parteibuch im Krankenanstaltenverbund und in der Stadt Wien, bei den
Pflegeheimen der Stadt Wien, in den Spitälern der Stadt Wien weiterhin die
einzig gültige Eintrittskarte für Job und Karriere bleibt. (Beifall bei der
FPÖ. – VBgmin Grete Laska: Wer hat Ihnen diese Rede geschrieben? – Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Dazu sagt man am besten gar nichts!)
Herr Bürgermeister! Was letztlich auffällt an dieser
Regierungsumbildung, ist die Tatsache, dass Ihre Personaldecke immer dünner
wird. (Lebhafte Heiterkeit bei der SPÖ. – GR Heinz Hufnagl: Aus dem Munde
eines Freiheitlichen klingt das seltsam! – VBgmin Grete Laska: Der Witz war
jetzt gut!) Ich führe das gerne näher aus: Die SPÖ kuschelt, sie rückt
enger zusammen und offensichtlich ist die Devise "bring your family"
eine Garantie dafür, dass man in der Wiener SPÖ auch politisch Karriere macht.
– Glück auf! (Beifall bei der FPÖ. – Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Danke
für die Erheiterung!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zu
Wort ist niemand mehr gemeldet. Ich erkläre die Debatte für geschlossen.
Bevor wir die unter Postnummer 90 und 91
vorgesehene Wahl vornehmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden.
Gemäß § 27 Abs 2 der Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel
vorzunehmen, außer der Gemeinderat beschließt mit Zweidrittelmehrheit etwas
anderes.
Ich schlage vor, die Wahl von zwei Stadträtinnen und
einem Stadtrat und die Wahl von drei amtsführenden Stadträtinnen mittels
Stimmzettel vorzunehmen, die Wahl eines Mitglieds in die Gemeinderätliche
Personalkommission und die Wahl eines Mitglieds in den Vorstand der KFA mittels
Erhebens der Hand durchzuführen.
Ich bitte nun jene Damen und Herren, die mit meinem
Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. – Ich danke für die
Einstimmigkeit der Annahme.
Da wir die Wahl der Stadträtin mittels Stimmzettel
durchführen, werden die beiden Schriftführerinnen die Mitglieder des
Gemeinderates zur Abgabe des Stimmzettels aufrufen. Der rosa Stimmzettel lautet
auf Mag Ulli Sima und Mag Sonja Wehsely, der grüne Stimmzettel lautet auf David
Ellensohn.
Diese Stimmzettel werden bei der Wahlzelle
ausgegeben. Bei diesen Wahlvorschlägen ist "Ja "oder "Nein"
anzukreuzen.
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