Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 93
möchte das zum Abschluss besonders betonen –
weiterhin einen Frauenanteil von 50 Prozent aufweist, von Ihnen allen
gemeinsam unterstützt wird. Ich ersuche Sie letztendlich auch um die gemeinsame
Unterstützung bei der Sicherung der Finanzen Wiens. – Herzlichen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr
Klubobmann Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir diskutieren jetzt um eine Regierungsumbildung,
und eine Regierungsumbildung ist sicherlich notwendig, wenn ich mir die
Situation der Stadt ansehe. Eine Regierungsumbildung ist eine Situation der
Zäsur, und Probleme gibt es in dieser Stadt. Es seien nur zwei für viele
aufgezählt: Die stagnierende Wirtschaft und die damit einhergehende Situation
am Arbeitsmarkt, die schlechter ist als in allen anderen Bundesländern, und der
Pflegenotstand.
In dieser Situation hätten wir uns als Volkspartei
vorgestellt, dass der Bürgermeister hier heraustritt und sagt: Nach drei Jahren
setze ich eine Zäsur. Ich ändere mein Team, denn ich brauche neue inhaltliche
Schwerpunkte. (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Bürgermeister! Das hätten wir uns erwartet, denn
ich glaube, das ist das, was wir uns auch als Gemeinderäte, als Parlamentarier
hier vom Bürgermeister vorstellen. Wir erwarten uns, dass er sagt: Gut, nach
drei Jahren brauche ich einige neue Weichenstellungen. Das ist nicht erfolgt,
und das bedauern wir, denn ich glaube, diese Diskussion wäre hier richtig und
wichtig. Da könnten wir über Inhalte reden, und da könnten wir auch darüber
reden, wer das besser wahrnimmt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! StR Hahn ist ja
auf die Punkte eingegangen, insbesondere was jetzt diese neuen Stadträte
betrifft. Ich möchte nicht wiederholen, was wir insbesondere in den ersten
beiden Tagen dieser Woche angeschnitten haben, was die politischen Fehler in
dieser Stadt betrifft, die eben mit Arbeitsmarkt beginnen, aber auch in der
Integrationspolitik, in der Kontrollpolitik geschehen sind. Also all das, was
wir in den letzten Tagen hier diskutiert haben. Das ist sicherlich keine Zäsur,
das ist nicht das, was notwendig ist für diese Stadt, und daher wird es auch
nicht unsere Zustimmung finden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte aber
auch noch zwei kurze Bemerkungen zu den anderen beiden Parteien in diesem Haus
machen. Das eine ist, dass wir als Volkspartei, als diejenige Partei, der es
gerade auch um urbane Wähler geht, es sehr begrüßen, dass die Grünen ein klares personelles Signal
setzen. Ich freue mich schon auf die Auseinandersetzung mit dem Herrn Ellensohn
um grüne, liberale und bürgerliche Wähler. Da mache ich mir mit unserem StR
Hahn, mit unserer StRin Rothauer überhaupt keine Sorgen, dass wir glatt Zweiter
bei den nächsten Wahlen werden. (Beifall bei der ÖVP. - Ironische Heiterkeit
bei der SPÖ.)
Was ich dem künftigen Herrn StR Ellensohn nicht
zutraue, ist eine Wandlung wie bei Joschka Fischer – ich habe es nicht getan,
aber ich habe nachgedacht, ob ich ihm vielleicht ein Buch über Joschka Fischer
und seinen Wandel überreichen soll –, ich glaube, die Gefahr besteht nicht. Das
heißt, wir können zielsicher mit unseren Überlegungen und mit unserem
personellen Angebot an den Wähler herantreten, und wir werden damit auch
erfolgreich sein. Das tut gut und das erleichtert die tägliche Arbeit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Um hier gewisse
Mythen nicht im Raum stehen zu lassen bezüglich dessen, was Herr GR Strache
gesagt hat, nämlich was die ÖVP betrifft und was die Frage des
Ausländerwahlrechtes betrifft. Die Frage der Rechtsstaatlichkeit ist auf allen
Ebenen ganz vorne gestanden, und nichts zeigt dies mehr als die Tatsache, dass
Bundeskanzler Schüssel genau zu jenem Zeitpunkt, zu dem die Verhandlungen mit
den Grünen stattgefunden haben,
den Einspruch nach Art 98 des Bundes-Verfassungsgesetzes unterschrieben
hat, weil – und das trägt ihm die Verfassung auf – es hier darum geht, die
Rechtsstaatlichkeit und Verfassungsordnung sicherzustellen. Deshalb hat er auch
nicht aus irgendeinem parteipolitischen Kalkül oder Ähnlichem gezögert, und das
zeigt, dass es uns um eines geht: Um den Rechtsstaat. Und dafür gibt es nur
einen Garanten in dieser Republik und in dieser Stadt, und das ist die
Volkspartei. (Beifall bei der ÖVP. – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Letzter ist Herr GR Dr Serles zu Wort
gemeldet.
GR Dr Wilfried Serles
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Bürgermeister! Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist kein Zufall, dass die Diskussion über die
Angelobung der neuen Stadtregierung am gleichen Tag stattfindet wie die
Diskussion über den Skandal von Lainz. Daher müssen Sie es sich auch gefallen
lassen, wenn wir im Zusammenhang mit der Angelobung Ihrer neuen
Regierungsmitglieder, Herr Bürgermeister, über den Skandal von Lainz reden.
Ich habe Verständnis, Herr Bürgermeister, dass sie
die Diskussion um Lainz nicht bis zum Herbst führen wollten. Das leuchtet mir
ein. Ich verurteile es politisch, aber es leuchtet mir ein. Möglicherweise ist
es daher der einzige Regiefehler, der Ihnen unterlaufen ist, dass ausgerechnet
an dem Tag, an dem Sie mit Ihrer Fraktion, mit Ihrer neuen Mannschaft feiern
wollen, auch über Lainz geredet wird.
Letztlich setzen Sie – und das ist am Beginn dieser
Debatte festzuhalten – die Politik des Köpferollens fort, was Ihren persönlichen
Stil im Zusammenhang mit Lainz charakterisiert. Ich darf das jetzt der
Vollständigkeit halber zusammenfassen. Wir alle wollen wissen, wer da gegangen
ist. Diese personellen Rochaden könnte man durchaus auch als Erfolg der
Oppositionsparteien im Zusammenhang mit der Untersuchungskommission werten.
So wurde beispielsweise die
Pflegedirektorin von Lainz, die Frau Keihsler, in der Zwischenzeit
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