Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 95
Sie hat mich überzeugt. In Wien findet eine
wunderbare Umweltpolitik statt und das ist super.
Ich weiß nicht, ob Sie schon diese großen Plakate
gesehen haben, die jetzt überall in Wien hängen, mit den kleinen strahlenden
Kindergesichtern, wo kleine Kinder vor dem Frühstückskakao sitzen, die Mami
anstrahlen und sagen: "Heute Nacht sind sie nicht geflogen." Alle
haben kleine SP-Abzeichen und darauf steht: "SP - die Retter der Umwelt in
Wien." Dann gibt es noch diese anderen schönen Plakate mit den
überglücklichen Schrebergärtnern im 14. Bezirk, die in ihre Gärten
hinausströmen und jubeln: "Die SP hat uns gerettet! Unsere Lebensqualität
ist gerettet!" Dann gibt es das nächste Plakat mit Pröll und Häupl, die
einander in den Armen liegen und sich überglücklich sagen: "Wir zwei
Aktienbesitzer haben gewonnen. Wir haben Wien gerettet.", Mütter schwenken
kleine Fähnchen, jubeln der SP zu und danken aus ganzem Herzen. Ich möchte das
auch machen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich schließe mich dem an. (GR Gerhard Pfeiffer: Wo kann man das sehen? Wo kann man das kriegen?) Ich
möchte jetzt abschließend nur noch sagen, die Frau Ramskogler hat mich jetzt
überzeugt. (GR Heinz Hufnagl: Sie sind so
glücklich, dass Sie fast keine Luft bekommen! Das ist unglaublich!) Ich
sitze jetzt seit zwei Jahren in diesem Mediationsverfahren. Dort ist es
niemandem geglückt, aber jetzt hat es stattgefunden. (GR Heinz Hufnagl: Sie sollen nicht sehr oft dort gewesen sein, Frau
Kollegin!)
Ich bringe es fast nicht über die Lippen, aber ich
sage es jetzt doch, ganz leise: Der Flugverkehr wird sich in den nächsten Jahren
leider verdoppeln. Es wird für viele Menschen sehr unbequem und sehr laut
werden. Die Haltung der GRÜNEN dazu ist eine sehr eindeutige. Wir sagen, es
soll am Flughafen nicht ausgebaut werden. Wir sagen, es darf keinen
Nachtflugverkehr geben. Wir sagen, Lärm macht krank, Lärm mindert die
Lebensqualität. Ich habe es ganz leise und bescheiden deponiert. (GR Heinz Hufnagl: Wäre nicht eine
Schließung des Flughafens eine ganz tolle Variante?) - Nein, das haben die
GRÜNEN nie verlangt. Die GRÜNEN sind in letzter Zeit fast schon Flughafenfans
geworden und finden ihn ganz super. Da würden wir nie irgendetwas sagen.
Jetzt haben wir einen Wermutstropfen. Jetzt baut der
Flughafen um 722 Millionen EUR aus, ohne UVP. Deswegen sind wir ein
bisschen baff, was es alles gibt und werden dem schon auch in aller
bescheidenen und größten Zurückhaltung nachgehen. (GR Heinz Hufnagl: Sie sitzen im niederösterreichischen Landtag?) Das
machen wir jetzt alles ganz still, weil die Frau Ramskogler hat mich schwerst
beeindruckt. (Die Zusatzbeleuchtung im
Saal wird abgedreht.) - Es wird sogar finster. Da müssen wir sparen,
wirklich gut bei meiner Umweltrede. Ein bisschen Energiesparen ist da am Platz.
Ich möchte jetzt sagen, dass wir eine vollkommen
andere Haltung als die SP einnehmen. (GR
Heinz Hufnagl: Leider!) Aber ich füge jetzt hinzu, unter den gegebenen
Vorgaben des massiven wahnsinnigen Ausbaues machen der Herr Valentin und der Herr
Stadtplanungsdirektor Klotz ihre Sache sehr gut. Sie kümmern sich dort um alle
Details und werden sicher für Wien das Beste, was unter diesen Vorgaben
herauszuholen ist, auch herausholen. Frau Ramskogler, wenn Sie das gemeint
haben, wenn das die Superumweltpolitik ist, dann stimme ich mit Ihnen überein,
denn die zwei zersprageln sich wirklich, um unter den gegebenen Umständen das
Beste herauszuholen. Aber das Beste wird etwas ganz Grausliches sein. Ich kann
Ihnen nur sagen, die Wiener Bevölkerung wird sich nicht freuen und es wird
Ihnen nicht zugute kommen. Es wird Ihnen meiner Meinung nach schaden. Bei
Lebensqualität in Wien, Regeln hin oder her, werden wir ein bisschen
hinunterrasseln. Die Lebensqualität wird meiner Meinung nach mit Sicherheit
abnehmen. Das sollte man hier auch einmal deponiert haben, weil das gehört in
einen Gemeinderat.
Abschließend möchte ich noch sagen, ich habe es den
ganzen Tag über irgendwie merkwürdig gefunden, dass man zwei Stadträtinnen,
solange die amtierende sind und arbeiten, immer heftig attackiert und kaum
werden die zwei zurückgetreten, verdrücken alle Krokodilstränen, dass es nur so
kracht. Ich habe mir gedacht, es wird langsam peinlich. Also mir war das
peinlich und unangenehm. Gesagt habe ich es jetzt. Ich wünsche den beiden auch
sehr viel Glück auf ihrem weiteren Lebensweg und verabschiede mich. - Danke (Beifall
bei den GRÜNEN. – GR Gerhard Pfeiffer: Wir bestehen auf Standing Ovations!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bevor wir uns gegenseitig die Standing Ovations
zuordnen, Herr GR Parzer, bitte.
GR Robert Parzer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Nach so vielen netten und schönen Worten, die ich
jetzt vernommen habe, von Frau GRin Jerusalem, von Frau GRin Ramskogler, ein
bisschen auch vom Herrn GR Maresch, muss ich schon ein bisschen etwas zu dem
Ganzen sagen. Wenn ich mir das Budgetzahlenwerk der Geschäftsgruppe Umwelt, die
ein Bereich ist, der die wesentlichen Brocken in dieser Stadt als
Investitionstätigkeit hat, ansehe, muss ich schon sagen, dass sehr viel Geld in
die Infrastruktur dieser Stadt gepumpt wird. Es ist dort gut aufgehoben und
sollte auch weiterhin dorthin fließen, um erstens die Umwelt zu sanieren und
zweitens um Arbeitsplätze zu sichern. Das ist jedenfalls der positive Aspekt
des vorliegenden Zahlungswerkes. Der negative Aspekt liegt, wie es nun einmal
bei so detaillierten Materien und beim Wiener Budget ist, im Detail.
Wenn man sich die Einnahmen- und
Ausgabenrechnung von den Wasserwerken hernimmt, sind zur Gesamtbeurteilung des
Budgets entscheidende Feststellungen zu treffen. Jedes Mal überdecken die
Einnahmen der Wassergebühren die Ausgaben bei weitem. Das wäre eine durchaus
erfreuliche Entwicklung, wenn nicht bekanntermaßen der Überschuss des
Wasserwerks im allgemeinen Budget versickern würde. Das ist eine Praxis, die
wir nicht aufhören werden zu kritisieren. Das ist
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular