Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 95
Ökonomische Unabhängigkeit durch Berufstätigkeit ist enorm wichtig für die Frauen, denn sie allein ermöglicht ein selbstständiges Leben ohne Abhängigkeit, auch im Alter, den Ausstieg aus Gewaltbeziehungen und nicht zuletzt die Erfüllung eigener Wünsche.
Das Thema Gewalt, das ich jetzt angeschnitten habe,
gehört leider immer noch zur Tagesordnung im Leben vieler Frauen. Mit einer
internationalen Psychoterrorkonferenz im November 2003, die den Titel hatte
"Du wirst mir nicht entkommen", hat der 24-Stunden-Notruf gemeinsam
mit dem Wiener Frauenbüro der Stadt Wien erstmals in Österreich Psychoterror im
Namen einer internationalen Konferenz thematisiert. Ziel war es, einen Prozess
in Gang zu bringen und Lösungen zu finden, um dem Terror begegnen zu können.
Stocking oder Psychoterror – Stocking wird er auch genannt, ist Psychoterror –
beinhaltet Handlungen wie Verfolgen, Abpassen und Warten vor dem Haus oder der
Arbeitsstelle, Telefonterror, Zerstörung von Eigentum, schriftliche,
telefonische Drohungen, körperliche Übergriffe und manchmal auch Mord. Und wie
eine IFES-Studie anlässlich dieses Themas zeigte, sind leider viel zu viele
meiner Geschlechtsgenossinnen solchen untragbaren Zuständen ausgesetzt. Von der
Bundesregierung wurde am Ende dieser Konferenz die Schaffung eines Psychoterrorgesetzes
gefordert.
Positives darf ich auch in Bezug auf die Förderung
der Frauenvereine berichten. Es wurden für 10°Wiener Frauenvereine im Jahr 2003
Dreijahresverträge beschlossen. Für diese Vereine bedeutet diese langfristige
finanzielle Absicherung eine Verwaltungsvereinfachung zu einer besseren
Planbarkeit ihrer Aktivitäten im Interesse der Klientinnen. Wien bietet ein
hervorragendes Netz an frauenspezifischen Beratungs- und Serviceangeboten, und
die Dreijahresverträge sind eine Garantie dafür, dass die Vereine ihre wirklich
engagierte und wichtige Arbeit für Frauen fortführen können.
Es wurden auch im Dezember 2003 Nachtragssubventionen
der Wiener Frauenabteilung in der Gesamthöhe von 87 300 EUR für neun
Wiener Frauenvereine einstimmig beschlossen. Die Wiener Frauen- und
Mädchenberatungsstellen sind ja seit jeher auf eine Mischfinanzierung ihrer
Aktivitäten durch verschiedene Förderstellen angewiesen. Der Anteil der
Subventionen der Stadt Wien lag in etwa bei einem Viertel bis einem Fünftel
ihres Gesamtbudgets.
Wegen der falschen Politik – leider muss ich es jetzt
wieder erwähnen – der schwarz-blauen Bundesregierung schlugen die Vereine
Alarm, weil in Aussicht gestellte Subventionen des Bundes entweder zu spät oder
derart drastisch gekürzt erfolgten, dass die Tätigkeit dieser Frauen- und
Mädchenberatungsstellen gefährdet war. Ja, auch hier ist Wien einmal mehr für
den Bund eingesprungen, weil weitere Leistungseinschränkungen gegenüber den
Vereinen den Wienerinnen einfach unzumutbar gewesen wären.
Wie Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren,
sehen, wurde in der Stadt vieles und sehr erfolgreich für die Frauen erreicht.
Ich möchte an dieser Stelle ganz, ganz herzlich unserer in ein anderes Ressort
wechselnden Stadträtin ein Danke sagen und ihr versprechen, dass wir uns
natürlich auch weiterhin mit unserer neuen StRin Mag Wehsely mit großem Einsatz
für die Bewohnerinnen Wiens einsetzen werden und uns dafür einsetzen werden,
die Unterschiede in den Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen und Männern
zu verringern und irgendwann einmal vielleicht sogar zu beseitigen. Ein
herzliches Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ und der GRin Dr Monika Vana.)
In den Mittelpunkt meiner Rede zum Thema Personal
möchte ich vor allem die Bemühungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Stadt Wien stellen, die Behördenwege so einfach wie möglich zu gestalten und
ganz einfach ein tolles Kundenservice zu bieten. Trotz sinkendem Personalstand
wurden die Serviceangebote für die WienerInnen ausgeweitet. Vor allem möchte ich
darauf hinweisen, dass die Stadt Wien ja Aufgaben vom Bund übernommen hat wie
das Fundwesen, das Pass- und das Meldewesen.
Es wurde aber auch im e-Government einiges
verbessert. Nach dem Projekt "Gewerbe Online" wurde 2003 ein weiterer
Meilenstein im Bereich des e-Government gesetzt, nämlich "Neue Wege für
alte Dokumente". Diese Initiative der Stadt Wien ermöglicht es, Geburts-,
Heiratsurkunden oder Sterbeurkunden elektronisch zu bestellen.
Nachdem sich die Stadt Wien
als modernes und kundInnenorientiertes Dienstleistungsunternehmen versteht, ist
es entscheidend, die neuen technischen Möglichkeiten bestmöglich einzusetzen,
und das ist gelungen. Bei dem Projekt der MA 61, der Abteilung für
Staatsbürger- und Personenstandsangelegenheiten, stand auch die
BenutzerInnenfreundlichkeit an oberster Stelle und somit entfällt in vielen
Fällen auch der Weg aufs Amt. Besonders erwähnen möchte ich dazu noch, dass man
sogar Hochzeiten über online anmelden, also organisieren kann.
So konnte auch eine positive
Bilanz des seit zwei Jahren bestehenden Internetprojektes "jobs for
girls" gezogen werden, denn der starke Zugriff auf die Website mit
Berufsbiographien von Frauen in nicht-typischen Berufen bestätigt einmal mehr
die Notwendigkeit einer geschlechtsspezifischen Berufsorientierung für Mädchen.
Tausende Zugriffe im Jahr 2003 zeigen, dass diese Seite bekannt ist und
sich immer stärker als Serviceangebot für interessierte Mädchen, aber auch
Eltern und Lehrer etabliert hat.
Ja, natürlich wurden auch
innerhalb des Magistrats zahlreiche gesetzliche Veränderungen vorgenommen. So
wurde zum Beispiel 2003 eine Novelle zum Dienstrecht beschlossen, die die
Familienhospizkarenz für Bedienstete der Gemeinde Wien zum Zweck der Sterbebegleitung
eines nahen Angehörigen oder zum Zweck der Betreuung eines schwerst erkrankten
Kindes Anspruch auf Pflegefreistellung gegen Entfall der Bezüge oder auf
Teilzeitbeschäftigung bis zu einer ununterbrochenen Gesamtdauer von sechs
Monaten pro Anlassfall regelt. Auch gleichgeschlechtliche Lebenspartner zählen
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