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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 95

 

auch, bei den Themen Frauenpolitik und Personal einen positiven Bericht bringen zu können.

 

Zur Frauenpolitik. Über ein Viertel der berufstätigen Frauen Österreichs leben in Wien. Unsere Stadt hat bei weitem die höchste Frauenerwerbsquote, nämlich 78,7 Prozent laut WAFF vom Jänner 2004. 38 Prozent gehen einer Teilzeitarbeit nach und 4 Prozent sind geringfügig beschäftigt. Die Wienerinnen legen großen Wert auf ihren eigenen Job und ihre Unabhängigkeit, auch wenn manche die Belastung durch Beruf und Haushalt oder Haushalt und Kinder als groß empfinden. Am wichtigsten ist den Frauen dabei der eigene Pensionsanspruch und natürlich die finanzielle Eigenständigkeit.

 

Damit die Frauen in Wien auch weiterhin ihrem Beruf nachgehen können, ohne den Männern in ihren Karrierechancen allzu weit unterlegen zu sein, bemüht sich die Stadt Wien, ein optimales Umfeld zu schaffen. Wien hat österreichweit das dichteste Kindergartenbetreuungsnetz. Für rund 44 500 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren gibt es fast 43 000 Betreuungsplätze, und das entspricht bitte, meine Damen und Herren, einem Deckungsgrad von 96,57 Prozent und gilt als Beispiel für sozialdemokratische Familienpolitik. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Dazu kommt noch, dass sich drei Viertel aller Krippenplätze in Österreich für unter dreijährige Kinder in Wien befinden, und ich denke, da können sich die anderen Bundesländer noch einiges abschauen.

 

Dieses dichte Netz an Kinderbetreuungseinrichtungen und auch an der schulischen Nachmittagsbetreuung ist eine Topversorgung und ist mit ein wesentlicher Grund für die hohe Frauenerwerbstätigkeit. Wien schaut ganz einfach auf die Frauen, zum Unterschied vom Bund, der die Kindergartenmilliarde ganz einfach abgeschafft hat, damit die Eigenständigkeit von Frauen verhindert und mit seinen Sparmaßnahmen im sozialen Bereich auch und vor allem wieder die Frauen trifft.

 

Gefährlich wirkt sich für die Frauen nachweisbar auch die Kindergeldregelung der Bundesregierung aus, denn sie erschwert den Wiedereinstieg nach der Karenz deutlich. Es gibt nur zwei Jahre Kündigungsschutz, aber zweieinhalb Jahre Kindergeldbezug. Dann ist kein Job mehr vorhanden, und die Arbeitsplatzsuche beginnt.

 

Wir als SozialdemokratInnen haben einen anderen Politikzugang. Wir halten unsere Zusagen ein. Was wir halt leider auf Dauer nicht tun werden können, ist, die Kürzungen des Bundes aus dem Wiener Budget tragen zu können.

 

Wien hat die Frauenförderung in den letzten 10°Jah-ren mehr als verdoppelt und gibt dreimal so viel aus wie der Bund für ganz Österreich.

 

Hier sind aber auch die Mittel für die Wirtschaftsförderung, welche die Stadt Wien mit rund 141 Millionen EUR im Jahr 2003 ausgegeben hat, ein wichtiger Beitrag auch und besonders für uns Frauen. Denn Geld in die Wirtschaft zu investieren heißt, Arbeitsplätze zu schaffen und sie zu sichern. Und glauben Sie mir, davon profitieren nicht nur Frauen, Familien, sondern auch alle Singles, Alleinerzieherinnen und vor allem auch die Wiener Wirtschaft.

 

Wien ist das einzige Bundesland, das mit dem WAFF zusätzlich zur Arbeitsmarktpolitik des Bundes eine umfangreiche landeseigene Arbeitsmarktförderung betreibt – das kann man gar nicht oft genug erwähnen –, denn der WAFF bietet ja speziell auf Frauen zugeschnittene Umschulungs- und Qualifizierungsprogramme an wie auch Hilfe beim Wiedereinstieg nach einer Babypause.

 

Konkrete Projekte und Maßnahmen zur Unterstützung bei Wiedereinstieg und Gleichstellung präsentierte unsere StRin Mag Brauner im Rahmen des heurigen Internationalen Frauentages mit dem Projekt "NOVA" des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, das auf eine dreistufige Karenz- und Wiedereinstiegsbegleitung setzt und Qualifizierung für insgesamt 1 250 Personen bietet. Denn Frauen brauchen gezielte Maßnahmen für die wichtigsten Problembereiche der Frauen, die da sind Gleichstellung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Alleinerziehen und Wiedereinstieg. Und wie schon Frau Dr Vana erwähnt hat: Es wurde auch beschlossen, dass die Mädchen-Maßnahmen Radita/Matadora weiterhin vom WAFF finanziert werden. Damit wurde das Ziel erreicht, bedeutende frauenpolitische Maßnahmen nicht nur weiterzuführen, sondern sie sogar auszuweiten. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Denn die derzeit und gerade für junge Menschen schwierige Arbeitsmarktlage erfordert besondere Anstrengungen im Bereich einer aktiven Gleichstellungspolitik für Mädchen und Frauen. Während die Bundesregierung die Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik weiter kürzt, setzt Wien auf einen Ausbau der arbeitsmarktpolitischen Angebote und hat sich bei allen Maßnahmen dem Grundsatz des Gender Mainstreamings sowie dem Gebot der frauenspezifischen Beratung verpflichtet.

 

Deshalb wurde auch 2003 der erfolgreiche Töchtertag zum zweiten Mal abgehalten, an dem 500 Mädchen mit vollem Elan und mit Abenteuerlust teilgenommen haben. In 17 Betrieben haben die Mädchen mit Begeisterung Berufe kennen gelernt und ausprobiert, die nicht dem herkömmlichen Rollenklischee entsprechen. Es standen dabei vielfältige spannende Tätigkeiten auf dem Programm, zum Beispiel die Arbeit an der Werkbank bei Siemens und Philips oder auch bei der Wiener Feuerwehr, im ORF, und die fand bei den jungen Frauen großes Interesse.

 

Ziel des Töchtertages ist es, die Öffentlichkeit und die Wirtschaft auf die Stärken der Mädchen aufmerksam zu machen, um einer gut ausgebildeten Generation junger Frauen weitreichende Zukunftsperspektiven in technisch-orientierten nicht-traditionellen Berufsfeldern zu eröffnen. Dieser Töchtertag hat auch 2004 seine positive Fortsetzung gefunden. Ich habe es selbst beobachtet, wie die Mädchen mit wirklicher Freude an die ihnen gestellten Aufgaben herangehen. Vielleicht erleichtert dieser Töchtertag der einen oder anderen von ihnen die Berufswahl. Das ist sozialdemokratische Politik, solche Dinge zu initiieren, die wirklich beispielhaft ist. (Beifall bei der SPÖ.)

 

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