Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 95
letzten Endes zulassen müssen, sonst kommen die innere Stadtentwicklung und die Baubranche quasi zum Erliegen.
Interessant ist auch, dass von der Branche der
Bezirksausschuss durchaus als richtiges und wichtiges Gremium zur
Beschlussfassung angesehen wird. Es ist dort sozusagen sehr viel
Demokratieverständnis seitens der Baubranche vorherrschend.
Wir sagen, der Flächenwidmungsplan ist etwas, das von
politisch besetzen Gremien beschlossen wird, also sollen auch Ausnahmen, die
darauf wirken, so wie der 69er, in politischen Gremien abgesegnet werden.
Allerdings, Anmerkung am Rande, wäre zu überlegen, ob auch diese Bauausschusssitzungen,
wo es um derartige 69er-Verfahren geht, nicht öffentlich zugänglich gemacht und
in stärkerem Maße externe Experten hinzugezogen werden sollten.
Letztlich ein Punkt, der auch des Öfteren in diesen
Diskussionen aufkam, wäre - das schließt wieder an das eingangs Gesagte bei der
Aufzonung an - eine Trennung des Verfahrens für Neubau vom Altbau. Alle
Praktiker wissen, es ist ein riesiger Unterschied, ob ich neu baue oder ob ich
im Altbau saniere. Der 69er war ursprünglich vor allem ein Instrument, um den
Altbaubestand zu erweitern. Dort sollte er vornehmlich auch eingesetzt werden.
Das waren in aller gebotenen Kürze ein paar
Anregungen und Anmerkungen zu unserem Flächenwidmungsverfahren und zum
§ 69.
Herr Stadtrat, ich biete Ihnen gern an, dass wir uns
auch als Opposition konstruktiv einbringen. Ich nehme an, die anderen
Oppositionsparteien werden das auch gern tun. Überlegen Sie, in welcher Form
wir das gemeinsam, in einer Arbeitsgruppe, in irgendeiner Plattform, mit
Experten diskutieren können. Vielleicht wäre ein Symposium zum Thema
"Praxis der Flächenwidmung in Wien" durchaus angebracht. Überlegen
wir gemeinsam. Das könnte noch ein großer Wurf für Sie, sogar in dieser
Legislaturperiode werden, oder ein großer gemeinsamer Wurf, wie wir Theorie und
Praxis bestmöglich zusammenbringen können, um einerseits natürlich das
Instrument der Flächenwidmung gut einzusetzen, andererseits aber auch der Bau-
und Immobilienwirtschaft die Chancen zu einem reibungslosen Geschäftsablauf zu
geben. Ich bin neugierig, ob Sie den Ball aufgreifen. Diskutieren wir gemeinsam
über Flächenwidmung und § 69. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Herr Dr Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Da man offensichtlich bei dem Kapitel ein bisschen
über alles redet, was nicht zu dem Kapitel gehört, aber der Herr Stadtrat wird
das verzeihen, werde ich auch einige Minuten dafür verbringen.
Es kann nicht unwidersprochen bleiben, was gestern
der Herr VBgm Dr Rieder gesagt hat, als er mit Studien dahergekommen ist. Ich
habe mir jetzt das "Format" ausgehoben, mit dem er hier dauernd herumgewachelt
hat, wo er uns beweisen wollte, bei welch guter Studie der Sieger Wien ist. Ich
weiß nicht, wer es wirklich gelesen hat, wer das angeschaut hat, aber ich darf
Ihnen sagen, dies ist erstens keine Studie, meine sehr geehrten Damen und
Herren, sondern "Format" hat in einer Serie, die "Businessatlas
Österreich" geheißen hat, in neun Wochen jedes Mal ein Bundesland unter
die Lupe genommen. Es ist nicht erstaunlich, ich hätte nicht herumfahren
müssen, dass herauskommt, dass in Wien das Bruttoregionalprodukt natürlich am
höchsten in Österreich ist und dass die Kaufkraft im Vergleich zu den anderen
Bundesländern natürlich auch auf Platz eins ist. Dass wir die meisten
Akademiker haben, ist auch klar, denn wir haben die meisten Universitäten und
die meisten Beamten in dieser Stadt.
Ich darf Ihnen auch vorlesen, was der Herr Stadtrat
nicht gesagt hat. Das ist doch ganz interessant. Er hat vergessen dazuzusagen,
dass Wien, wenn man es umdreht, am ersten Platz liegt, was die Konkursmassen
betrifft, dass Wien am ersten Platz liegt, was die Arbeitslosenrate betrifft,
dass Wien am ersten Platz mit dem geringsten Einkommensplus liegt, dass Wien
die meisten Beamten von ganz Österreich hat. Er war sehr stolz darauf, dass es
in Wien 6 792 Neugründungen gegeben hat. Ich habe mir die Zahl jetzt
angeschaut. Davon sind 4 268 so genannte Einmann- und Einzelunternehmer,
manchmal lobenswerterweise vom AMS unterstützt, denn die Leute dort animieren
auch, selbstständig zu werden. Wenn man das abzieht, ist Wien bei den einzelnen
und den wirklichen Gründungen nur mehr am fünften Platz.
Das wollte ich nur noch anmerken, dass wir alle nicht
dem Irrglauben erliegen, es gäbe eine unheimliche wissenschaftliche Studie. Es
war eine Artikelserie der Zeitschrift "Format", die sich im Übrigen -
das möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten - auch damit beschäftigt hat, dass
Österreich innerhalb Europas ausgezeichnet arbeitet und dass Österreich von
121 Staaten bei den reichsten Ländern insgesamt am vierten Platz liegt. So
schlecht kann die Bundesregierung in den letzten vier Jahren nicht gearbeitet
haben! (Beifall bei der FPÖ.)
Jetzt zu Ihnen, Herr StR Schicker: Wir beschäftigen
uns seit geraumer Zeit vermehrt mit Masterplänen. Das haben Sie hier
lobenswerterweise eingeführt. Beschäftigen wir uns ernsthaft mit Planung,
Verkehr, was dazu gehört, mit Zukunftsvisionen unserer Stadt. Ich frage mich
nur, hat es vor Ihnen in Wien keine verantwortlichen Stadträte für Planung und
Verkehr gegeben? Ich kann mich noch düster erinnern. Hat es nicht vier Jahre
lang einen StR DDr Görg gegeben? Und vor ihm noch einen StR Swoboda, der,
glaube ich, länger als vier Jahre im Amt war? Wenn ich mir jetzt anschaue,
worüber wir diskutieren, dann ist das nichts anderes als ein Versäumnis dieser
Herren, die, ich kann fast sagen über ein Jahrzehnt, für die Stadtplanung in
Wien verantwortlich waren.
Wenn wir heute den Masterplan
Verkehr besprechen, den Masterplan Flugfeld Aspern, den Masterplan
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