Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 121
ebenso die Kostenfrage und die Zeitfrage des Personals. Die spätere Betreuung bei ansteigenden Problemen des Alters, Krankheit und so weiter ist auch für eine Rehabilitation keine gute Voraussetzung.
Aber kommen wir zurück. Eine für mich absolut
unverständliche Angelegenheit ist die mangelnde Zusammenarbeit der MA 47,
jetzt MA 15A, was die Pflegekapazitäten betrifft mit dem KWP. Das KWP hat
freistehende Kapazitäten. Sie haben sie nicht genützt, Sie haben niemanden
überwiesen. Das hätte die Situation im GZW erleichtert. Es war nicht möglich.
Wer war dagegen? Hat eine leitende Persönlichkeit gegen das Pflegekonzept dort
Einwände? Ist es zu human, zu modern, zu individuell? Sie haben sich nicht durchgesetzt,
hier eine Zusammenarbeit herzustellen und einiges damit zu erleichtern!
Genauso bei den modernen Pflegekonzepten. Sie haben
auf unseren Antrag geantwortet: „Man kann eh einen Kurs besuchen.“ Aber Sie als
Fachfrau wissen ganz genau, dass für eine Umstellung hier ein Raum geschaffen
werden muss, in dem neue Pflegekonzepte durchgeführt werden können und nicht
einfach sagen: Ich mache jetzt heute oder morgen etwas anderes. Es wäre das für
das Pflegepersonal ebenso ein Gewinn gewesen. Das KWP zum Beispiel hat in
seiner Demenzstation am Rosenberg kein Problem, mit seinem modernen
Pflegekonzept Personal zu bekommen.
Sie sind jetzt zwischen die Mühlen geraten und ich
glaube, es war Ihnen der schmale Grat einer Parteisoldatin und einer
zukunftsweisenden Politikerin nicht wirklich klar oder es war dem Herrn
Bürgermeister nicht klar. Persönlich tut es mir Leid, wenn jemand und vor allem
eine Frau etwas ausbaden muss, was sie zum großen Teil nicht einmal selbst
verschuldet hat.
Ich wünsche Ihnen viel Glück für Ihre zukünftige
Arbeit! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum
Wort gemeldet ist der Herr GR Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Stadträtin!
Bei all den Danksagungen des heutigen Abends fragt
man sich eigentlich: Warum tritt die Frau StRin Pittermann zurück? Das fragt
man sich wirklich!
Jetzt würde ich der Sozialdemokratie die Danksagungen
niemals abstreiten. Aber ich glaube, wichtiger als die Danksagungen wäre
Unterstützung in den vergangenen drei Jahren gewesen! Unterstützung in der
Frage Budgetierung Krankenanstaltenverbund, Unterstützung in der Frage
Prokuratiofälle, Budget, Unterstützung in der Frage – und da will ich mich
nicht darauf einlassen, welche Spitalsschließungen jetzt sinnvoll gewesen wären
oder nicht, aber jedes Mal, wenn ein Vorschlag gekommen ist, ist sie vom Bgm
Häupl overrult worden. Unterstützung zum Teil in der Frage der
Postenbesetzungen, wo ich mir kein Urteil über die jetzt im Gesundheitsbereich
Tätigen anmaße, nur weiß ich, dass das nicht die Wahl der Frau Stadträtin war.
Wenn heute die Oppositionsfraktionen „Danke“ sagen,
dann denke ich mir wirklich, das hängt damit zusammen, dass, ob gewollt oder
nicht gewollt, in den vergangenen drei Jahren mehr über den Zustand des
Gesundheitssystems und über den Zustand des Pflegesystems bekannt wurde als in
der gesamten Zeit der Gesundheitsstadträte Stacher und Rieder zusammen und dies
trotz eines Pflegeskandals, der schon im Jahre 1993 oder 1991 noch viel
ärgere Dimensionen gehabt hatte als der diesmalige! Dafür gebührt, meines
Erachtens, wirklich „Danke“. Nur ich glaube - und das ist das, was mich
eigentlich beschämt -, dass diese Offenheit etwas ist, was die Sozialdemokratie
vom ersten Tag an nicht wollte!
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Sie dieses
„Danke“, das einige Mitglieder Ihrer Fraktion vom Klubobmann bis zum Ali Mayer
heute an die Frau Stadträtin ausgesprochen haben, ernst meinen, dann lassen Sie
auch etwas Positives an dem Rücktritt sein. Aber dann hoffe ich doch, dass wir
das sehr bald bemerken.
Wenn Sie der Frau StRin Brauner, die immerhin, das
muss man halt dazu sagen, zum innersten Zirkel der Sozialdemokratie gehört, dieselben
Voraussetzungen geben wie der Frau StRin Pittermann, dann wird auch die Frau
StRin Brauner in spätestens zwei Jahren von Ihnen abgelöst werden, ob zu Recht
oder zu Unrecht.
Schauen wir uns doch einmal an, was Sie alle
miteinander von der sozialdemokratischen Fraktion und da ist gerade der
Rechnungsabschluss des Krankenanstaltenverbunds ein ganz spannendes Beispiel
diesbezüglich, gemacht haben. Sie haben – und jetzt komme ich nur kurz zum
Voranschlag 2004, weil sich das da ja noch viel schlimmer widerspiegelt –
bei der Voranschlagsdebatte ganz bewusst einem falschen Wirtschaftsplan
zugestimmt. Sie haben gewusst, das stimmt nicht und es steht jetzt da im
Rechnungsabschluss für 2003 drinnen.
Der prognostizierte Abgang beim Krankenanstaltenverbund
waren 60 Millionen EUR. Jetzt haben wir 130 Millionen EUR.
Für 2004 – und da muss man überhaupt sagen, dass die Hausnummern im
Wirtschaftsplan tatsächlich Hausnummern sind, weil wenn man sich bei den
Leistungserlösen um 40 Millionen EUR irrt, so ist das schlimm genug,
wenn man Erfahrung hat aus den Daten der Vergangenheit. Wenn man von vornherein
weiß, dass bei den Prokuratiofällen die anderen 40 Millionen EUR, die
drinnen stehen, das Ressort nie bekommt, dann ist das eine Sauerei.
2004 haben Sie dasselbe gemacht
und die Rücklagen, das wissen wir, sind aufgebraucht und die Leistungserlöse
für 2004 nach wie vor erheblich zu hoch angesetzt. Es ist etwas Faszinierendes
passiert, weil die Sozialdemokratie geglaubt hat, das Problem ein für allemal
zu lösen: Man gibt das Sozialressort zum Gesundheitsressort dazu, weiß, dass
gegenseitig finanzielle Verpflichtungen bestehen und erhöht das Ressort nicht
einmal um einen Euro! Unter diesen Rahmenbedingungen ist es sehr spannend, wie
Sie vorhaben werden, ein sinnvolles Pflegeheimkonzept umzusetzen und auch im
Bereich des Krankenanstaltenverbunds wirklich gegenzusteuern. Jetzt fehlen mehr
als 120 Millionen EUR
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