Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 121
GRin Laura Rudas (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr
Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Danke, Mag STEFAN, Sie haben jetzt ganz klar gezeigt,
was der Unterschied zwischen sozialdemokratischer Politik und Ihrer Politik ist!
(Beifall bei der SPÖ. - GR Günther Barnet: Hundert Prozent Frauen ...! -
Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich habe jetzt nur 15 Minuten Zeit,
Ihnen das zu erklären. (Zwischenruf des GR Günther Barnet. - GRin Inge
Zankl: Erstrede! - Weitere Zwischenrufe.)
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Ich darf vielleicht darauf hinweisen - die meisten Kolleginnen und Kollegen
wissen es -, es ist die erste Rede. - Danke schön. (GR Günther Barnet: Ich
habe nicht gewusst, dass es die erste Rede ist! Darum schweige ich jetzt!)
Bitte, Frau GRin Rudas.
GRin Laura Rudas (fortsetzend):
Meine Damen und Herren!
Die Lebensqualität in einer Stadt ist in einem hohen
Maß auch von dem kulturellen Angebot abhängig. Ihre Kultur ist ein wesentlicher
Beitrag dazu, was eine Stadt lebenswert, aber auch liebenswert macht. Der
Rechnungsabschluss 2003 zeigt in deutlicher Weise, dass Kultur und Wissenschaft
in Wien einen hohen Stellenwert haben. Die Steigerung gegenüber dem Jahr 2002
und die Tatsache, dass wir gegenüber dem Voranschlag um 6 Prozent mehr
investiert haben, ist eigentlich ein deutlicher Beweis dafür.
Wien ist eine Kulturstadt, und Wien ist eine Stadt
mit Kultur. Egal, welcher Generation man angehört: Jede und jeder, der in
dieser Stadt lebt, jede und jeder, der in dieser Stadt unterwegs ist, und jede
und jeder, der sich mit Wissenschaft und Kultur auseinander setzt, kann das nur
ganz klar bestätigen. (Beifall bei der SPÖ.)
Der Rechnungsabschluss beweist das mittels Zahlen, und
das - das muss auch einmal gesagt werden - zu einer Zeit, wo wir eine
Bundesregierung haben, die gerade im Bereich der Kunst und Wissenschaft
katastrophal kürzt, das zu einer Zeit, wo wir eine Bundesregierung haben, die
eine Privatisierung von einer Art Selbstversorgerpolitik fährt, die
unverantwortlich für unsere Zukunft ist, das zu einer Zeit, wo die
Bundesregierung die österreichische Forschung und die österreichische
Wissenschaft verdursten lässt, und das zu einer Zeit, wo die Bundesregierung
jeder Art der kritischen, aber auch innovativen Kunst mit einer Aggressivität
entgegentritt, die wirklich beschämend ist. (GR Günther Barnet hält sich mit
der Hand demonstrativ den Mund zu.)
Apropos beschämend, ja!
Aber - und das ist das Positive - Wien ist anders!
Betrachten wir, was allein in den Bezirken geschieht: Die Bezirksfestwochen
haben rund 2 000 Veranstaltungen in allen Wiener Bezirken. Es wird
besonders auch darauf geachtet, dass gerade junge Künstlerinnen und Künstler
hier eine Auftrittsmöglichkeit, eine Auftrittsbühne bekommen. Ich sage Ihnen
ehrlich, es gefällt mir, wenn ich in meinem politischen Heimatbezirk, im 15.,
die Möglichkeit habe, zum Beispiel eine Performance der Modeschule
Siebeneichengasse anzuschauen, mir dann aber auch wieder ein Konzert der Wiener
Art Schrammeln anzuhören, oder dass es ein Festival "Floridsdorf 21"
gibt, wo dann unter anderem die Uraufführung einer Komposition der
ÖBB-Lehrlinge stattfindet, oder “Soho in Ottakring“. Das sind Beispiele dafür,
dass in den Wiener Bezirken etwas los ist und dass zahlreiche nachhaltige
kulturelle Initiativen die Möglichkeit hatten zu entstehen.
Aber - und jetzt komme ich auch zur Wissenschaft -
wir alle wissen, dass in der heutigen Informationsgesellschaft Wissen,
Bildungs- und Kulturleistungen wirtschaftlich bedeutende Funktionen darstellen.
Ich verstehe es als Aufgabe und Pflicht der Kultur- und Wissenschaftspolitik
der Stadt Wien, kreativen Menschen zu helfen, ihrer Kreativität entsprechend
tätig zu sein und mit dieser Tätigkeit auch ihre Existenz zu sichern. Aber hier
muss die Opposition sehen und mir auch darin Recht geben, dass die Stadt Wien
dabei eine Vorreiterrolle einnimmt.
Mit dem Wissenschaftsbericht bekennt sich die Stadt
Wien zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Gerade die hohe Steigerung
gegenüber dem Jahr 2002, und dass dann auch noch über 20 Prozent mehr
investiert wurde, als im Voranschlag vorgesehen war, sind ja ganz klare Beweise
dafür. Es ist ein ganz klarer Beweis, dass die Förderung von Wissenschaft und
Forschung kein bloßes Lippenbekenntnis ist. Die Stadt setzt hier das richtige
Signal. Wir sehen junge, engagierte, kritische Leute als Partnerinnen und
Partner und fördern sie gezielt durch Stipendien. Gerade als junger Frau, Herr
STEFAN, ist es mir wichtig zu erwähnen (GR Günther Barnet: Er darf nichts
sagen!), dass auch im Jahr 2003 alle Projekte, die sich mit
frauenspezifischen Fragestellungen auseinander gesetzt haben, durchgeführt
werden konnten. (Beifall bei der SPÖ.)
Während auf den Bundesuniversitäten
Frauen in der Wissenschaft und Frauen in der Forschung fast überhaupt nicht
berücksichtigt werden, fördern wir eine Vielfalt von Initiativen: Von der
Vereinigung Bildender KünstlerInnen in Österreich oder dem Verein zur Förderung
feministischer Kultur-, Bildungs- und Archivarbeit bis hin zu einer Tagung der
FreundInnen des Wiener Netzwerkes gegen sexuelle Gewalt an Mädchen, Buben und
Jugendlichen. Es sind dies innovative und transdisziplinäre Initiativen und
Projekte, die sich mit Kultur- und Gesellschaftsentwicklungen und einer
Gender-Perspektive auseinander setzen.
Während die Bundesregierung
durch die Einführung der Studiengebühren gerade Frauen den Gang zur Universität
weiter erschwert, fördern wir junge, begabte WissenschaftlerInnen ganz klar
durch Stipendien. Aber gerade wir Jungen - jetzt komme ich wieder zur
Diskussionskultur, Herr STEFAN -, gerade wir Jungen sind besonders sensibel,
was die Diskussionskultur betrifft. (GR Günther Barnet: Er darf nichts
sagen!) Ich möchte Ihnen gerne ... (GRin Mag Heidemarie Unterreiner -
auf GR Mag Harald STEFAN deutend -: Das ist STEFAN!) Ich habe Sie verwechselt, Entschuldigung!
Ich
nenne drei Beispiele, wie man in Wien Wissenschaft in die Öffentlichkeit
bringt. Da wären zum einen
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