Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 121
diese Geschmacklosigkeit eingehend debattiert. Es haben ohnehin nur 1 085 Leute besucht, daher werden wahrscheinlich viele hier nur den Kopf schütteln und sagen: Mein Gott, es ist eh besser so! Aber trotzdem war es eine wirklich sehr unerfreuliche Angelegenheit, um keine anderen Ausdrücke zu verwenden.
Oder die Aberkennung des Ehrengrabs für Major Walter
Nowotny - eine sehr unerfreuliche Sache, bis heute ungeklärt. Wir haben auf die
Anfrage, wer eigentlich das Grab zahlt, gehört: Ja, das wird weiter genauso
bezahlt wie bisher; das wurde mir im Kontrollausschuss gesagt. Ich kenne mich
nicht ganz aus: Wenn wir es aberkannt haben, warum zahlt dann die Gemeinde Wien
noch etwas? Da wird noch einiges zu klären sein, aber das werden wir schon noch
hören. Interessant ist jedenfalls, auf welch dünnem Eis man sich hier bewegt.
Oder die Wiener Festwochen: In diesem Jahr haben
sogar schon die Zeitungen, sogar schon das Radio dazu eingeschwenkt, sie massiv
zu kritisieren. Ein Ansatz, der mir sehr gut gefallen hat, ist dass die Wiener
Festwochen - obwohl sie ja keine Wiener Festwochen sind, sondern Festwochen in
Wien, wie wir auch schon besprochen haben, kaum Wiener Künstler vorkommen, das
Sprechtheater unter anderem auch in Deutsch abgehalten wird, aber sonst in
Polnisch, Russisch, Niederländisch, Französisch, Englisch und mit Untertiteln
-, dass also diese Festwochen in Wien jetzt schon in den Medien als provinziell
dargestellt wurden, und zwar aufgrund ihrer schwachen Darstellung. Das ist
vielleicht auch ein gewisses Entgegenkommen dem Kunststaatsekretär gegenüber,
der das Provinzielle so liebt und lieber provinziellen Veranstaltungen Geld
gibt. Vielleicht wollen die Wiener Festwochen einfach auch wieder vom Bund
gefördert werden und sind dem entgegengekommen.
Ein Steckenpferd der Rathaus-SPÖ ist ja auch der
Film, wie wir wissen. Der ist heute schon angesprochen worden,
verständlicherweise, und zwar sehr blumig. Ich muss dazu festhalten, dass ich
diese künstlich freundliche Darstellung einfach nicht mittragen kann. Wenn man
sieht, wofür das Geld verwendet wird - dass es also 18 internationale und 25
heimische Produktionen sind, dass die geehrten Produktionen im Wesentlichen,
wenn schon, dann internationale sind und dass das ja auch nur in einem
Elfenbeinturm stattfindet -, dann kann man das nicht als große Leistung
hervorstreichen.
Es gibt zum Beispiel vier Produktionen, vier
Filmproduktionen, die in den Kinos unter tausend Zuschauer bekommen haben. Film
braucht auch Besucher, das muss man schon sagen, nicht nur Preise und Freude
unter den Kunstschaffenden, sondern auch Zuschauer. Wenn ich zum Beispiel lese,
dass der Film "Auswege" 455 Besucher hatte, "Weg in den
Süden" 285 Besucher, "Move!" 704 Besucher oder
"YU", das ich zumindest auf Plakaten affichiert gesehen habe,
749 Besucher, ist das doch sehr enttäuschend.
Da muss man sich vor Augen halten, dass diese Filme
nicht nur mit Steuergeldern produziert werden, sondern dann auch noch der
Kinostart zusätzlich gefördert wird. Wenn ich Ihnen dann noch sagen, dass pro
Karte - ich weiß aber nicht, ob diese Karten verkauft wurden oder ob das nur
Besucher waren, ich gehe davon aus, dass die meisten nicht einmal gezahlt haben
- zum Beispiel bei dem Film "YU" 32 EUR nur für den Kinostart
beigesteuert wurden: Das ist schlicht und einfach ein Versagen. Oder bei dem
Film "Weg in den Süden" wurden gleich 88 EUR pro Besucher nur
für den Kinostart beigesteuert, wir reden gar nicht von der Produktion.
Es ist also doch eine durchaus zweifelhafte
Darstellung, die der Film bietet. Aber das wird fortgeschrieben und
fortgeschrieben und jedes Jahr hier wieder bejubelt. Wir schließen uns dem
schlicht und einfach nicht an.
Der Kunst- und Kulturbericht kommt sehr spät, er wird
immer dicker, er hat immer neue Facetten. Eine Facette, die es jetzt zwei Jahre
gibt und die ich zunehmend nicht verstehen kann, ist der Frauenkulturbericht.
Ich verstehe nicht, warum es notwendig ist, diese künstlichen Prozentsätze der
Beteiligung von Frauen darzustellen. Es ist in Ordnung, dass Frauen
gleichberechtigt sein sollen. Da laufen Sie bei mir offene Türen ein, darüber
brauchen wir nicht zu reden, das ist nicht das Thema. Aber wenn ich überall
hinschreiben müsste, wie viel Prozent der Arbeit von einer Frau gemacht wird und
so weiter, dann würden das die Frauen in meiner Umgebung wahrscheinlich als
etwas eigenartig empfinden.
Das geht dann so weit, dass hier solche Statistiken
erstellt werden: Da hat es nur zwei, vier, fünf Teilnehmer gegeben, und wir haben
dazu Prozentzahlen - wenn Sie sich das anschauen - von 50 Prozent
männlich, 50 weiblich. Na klar, wenn es zwei waren, und es sind ein Mann und
eine Frau gekommen! Oder 66 zu 33 Prozent, da waren es dann eben drei
Teilnehmer, zwei zu eins. Es ist an sich schon ein bisschen absurd, das auch
darzustellen. Oder es ist zum Beispiel Folgendes dargestellt, ein ganz
wesentlicher Bereich, und zwar in der Kunsthalle Wien: Autorinnen des Katalogs
Marcel Krucer-Herz - 100 Prozent Frauenanteil. Wahrscheinlich gab es einen
Autor für diesen Katalog, das war eine Frau, und daher wird das hier so
dargestellt.
Ich muss sagen, es wirkt komisch, und man tut den
Frauen sicherlich nichts Gutes. Ich weiß schon, wenn das ein Mann sagt, kommt
es immer falsch an. Aber vielleicht wird das einmal auch von den Frauen
unterstützt, die das genauso sehen (Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN)
und es komisch finden, wenn das so dargestellt wird: Eine hat den Katalog
geschrieben, daher sind es 100 Prozent Frauenanteil. Ich weiß nicht - wenn
es umgekehrt wäre, würde ich mich gefrotzelt fühlen. Aber bitte, das ist ja
meine persönliche Meinung. Vielleicht schwenken Sie darauf ein, wenn der
Zeitgeist einmal ein bisschen anders läuft.
So wird also das Kulturbudget weitergetragen: Eine Verwaltung
des Stillstands, finanzielle Mittel nicht unwesentlich auch für Freunde der
Rathausverwaltung. Daher lehnen wir traditionell diesen Bereich des Budgets ab.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Laura Rudas. Ich erteile es ihr.
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