Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 121
ihre Arbeit fortsetzen können.
Sollten diese Bedingungen trotz intensiver Gespräche
der Gemeinde Wien mit den Verantwortlichen der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft
überwiegend nicht erfüllt werden, soll die Stadt Wien die Subventionen statt an
die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft direkt in gesellschaftlich wichtige und
fundierte wissenschaftliche Forschung fließen lassen, die durch die
Umstrukturierung der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft ausgebootet wird.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.
Als zweiten Antrag möchte ich einen Antrag
einbringen, der sich auf die Forschung in den Wiener Spitälern bezieht, die
über die Ludwig-Boltzmann-Institute, die dort angesiedelt sind, abläuft, die
sehr wohl von der Evaluierung massiv betroffen sind. Denn welcher ärztliche
Leiter eines solchen Instituts, der als Arzt arbeitet, begibt sich auf das von
der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft geforderte, auf sieben Jahre befristete
Dienstverhältnis, gibt seinen Job in einem Spital auf, arbeitet sieben Jahre
nicht als Arzt und glaubt dann, wieder einen Job zu bekommen? - All diese
Kriterien der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft treffen die
Forschungsgesellschaften und Forschungsinstitute in den Spitälern massiv, neben
dem, dass das manchmal sehr kleine Institute mit wenigen MitarbeiterInnen sind.
Hier möchte ich einen Antrag einbringen, dass die
amtführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales und der Wiener
Krankenanstaltenfonds aufgefordert werden, klare Zukunftsperspektiven für die
Forschung an Wiener Gemeindespitälern zu schaffen. Sollte es in Verhandlungen
mit der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft nicht gelingen, für diese Institutionen,
die den Richtlinien für neue Boltzmann-Institute kaum entsprechen können,
dennoch das Weiterbestehen als Ludwig-Boltzmann-Institute zu sichern, müssen
schnell andere Lösungen wie etwa ein eigener Verein angedacht und durchgeplant
werden. Sinnvoll wäre dabei ein von der Gemeinde Wien unterstützter
wissenschaftlicher Verein, in dem die bisherigen Ludwig-Boltzmann-Institute
zusammengefasst würden. Dieser Verein sollte den MitarbeiterInnen, so wie bisher
die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, die Verwaltung von Drittmitteln abnehmen,
durch einen Vertrag zwischen Verein und Stadt Wien die Forschung ermöglichen
und in Haftungsfragen im Notfall einspringen.
Auch hier beantrage ich die sofortige Abstimmung des
Antrags.
Damit Sie nicht glauben, dass wir uns das einfach so
ausgedacht haben, möchte ich noch einmal auf das StadtexpertInnengespräch
letzte Woche hinweisen, wo wir 25 betroffene Institute anwesend hatten.
Von anderen wissen wir es auch, die hier auf ein Zeichen der Stadt warten.
Niederösterreich hat sich entschlossen, einen Verein gerade für die
spitalsfinanzierte Forschung zu gründen. Vielleicht kann sich Wien aufraffen,
einmal etwas wie Niederösterreich zu machen. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Mag STEFAN gemeldet.
GR Mag Harald STEFAN
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wir haben heute schon Zahlenspielereien zum
Rechnungsabschluss gehört, und Zahlen kann man offenbar unterschiedlich
interpretieren. Aber eine wesentliche Zahl ist der Anteil des Kulturbudgets am
Gesamtbudget, und da habe ich keine großartige Zunahme festgestellt. Das ist
meiner Meinung nach doch die wesentliche Maßzahl, wenn man also schaut:
Budgetiert waren im Jahre 2002 effektiv 1,97 Prozent als Anteil der Kultur
am Gesamtbudget, budgetiert waren diesmal nur 1,85 Prozent. Es ist dann
gelungen, mehr Geld für die Kultur zu bewegen, und so sind wir effektiv auf
1,94 Prozent gekommen. Es ist also doch eine Abnahme des Anteils des
Kulturbudgets am Gesamtbudget. - Soviel zu den Zahlenspielereien, man kann es
also, wie gesagt, auch immer anders sehen.
Abgesehen von dem Grundsätzlichen, dass immer so
getan wird, als ob das eine heilige Kuh wäre: Je mehr Geld ausgegeben wird,
desto besser! Immer wieder kommt uns das unter, und ich finde es immer wieder
ganz amüsant. Man ist auch ganz stolz darauf, dass man um
14 Millionen EUR mehr ausgegeben hat, als budgetiert war. In jedem
Privatunternehmen würde man das als Katastrophe bezeichnen, aber hier ist man
ganz glücklich, denn man geht einfach davon aus: Wenn Geld für Kultur
eingesetzt wird, dann ist das auf jeden Fall gut und richtig. - Da sind wir
allerdings anderer Meinung. Sonst würden wir ja auch dem Budget zustimmen.
Was ist das Kulturbudget? - Es ist heute schon gesagt
worden: So wie das gesamte Budget im Wesentlichen die Verwaltung eines Stillstandes.
Na ja, ganz stimmt es nicht. Es hat eine Initiative gegeben, die wir anfangs
auch mitgetragen haben: Die Theaterreform, damit die freien Gruppen, die bis
jetzt in einem luftleeren Raum geschwebt sind, wobei für uns vollkommen
undurchschaubar war, wo das Geld hinfließt, das doch in erheblichem Maß
bewilligt wurde, also wo das hinkommt. Aber da fehlen uns trotzdem mittlerweile
die entsprechenden Antworten. Wir haben daher festgestellt, dass es aus unserer
Sicht so nicht funktionieren wird.
Es haben sich bereits die ersten Beispiele gezeigt,
dass auch die Verantwortlichen der Stadt dem nicht trauen. Heute schon
angesprochen wurde das Projekt Adi Hirschal, das hier genau hineinpassen würde
und doch mit einer erheblichen Fördersumme von 350 000 EUR hier
plötzlich nicht vorkommt, warum auch immer - ohne hier jetzt
Freunderlwirtschaft oder sonst etwas anzusprechen, weil ja ein Du-Wort noch
keine Freundschaft ist, zumindest im Bereich der SPÖ Wien. Für mich wäre das
zumindest ein gewisses Naheverhältnis, aber da kann ich mich natürlich auch
täuschen. Daher sind wir hier ausgestiegen.
Sonst war alles das, was im
letzten Jahr außergewöhnlich war, zusätzlich noch unerfreulich. Ich darf als
Beispiel eine Veranstaltung in der Kunsthalle Wien erwähnen, und zwar in der
Dependance am Karlsplatz: Teresa Margolles, Das Leichentuch. Wir haben über
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