Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 121
Jahren zur Frage der Gemeindebauten gesagt haben.
Dass Sie jetzt die Gemeindebauten entdecken, hat wahrscheinlich mit Ihrer
politischen Existenzangst zu tun. (Heiterkeit
und Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Strache hat die Frage der privaten
Pflegeheime eingemahnt. Gestatten Sie mir nur den kleinen Hinweis, dass in den
vergangenen Jahren, die ich zu verantworten habe – darauf hat Kollege Serles ja
dankenswerterweise hingewiesen –, um mehr als die Hälfte zusätzliche
Pflegeplätze in privaten Bereich geschaffen worden sind. Mehr als die Hälfte!
Caritas Socialis, Pflegeheim Rennweg, Pramergasse, Fortuna, Haus der
Barmherzigkeit und so weiter. Sie können das alles nachlesen. Kollege Serles hat schon bei der Sitzung der
Untersuchungskommission einen sehr tapferen Versuch unternommen, mich politisch
anzuschütten, und er ist da eigentlich jämmerlich gescheitert. Ich bin sehr
froh, dass diese Sitzung öffentlich war. Man kann es daher im Protokoll
nachlesen und auch die Journalisten konnten sich unmittelbar ein Bild machen.
Ich verstehe schon, dass Sie jetzt den nächsten taktischen Anlauf unternehmen,
aber er ist genauso jämmerlich und er wird genauso jämmerlich scheitern, wie
das in der Untersuchungskommission der Fall gewesen ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Eine Bemerkung zur Situation des
Krankenanstaltenfonds, weil auch hier der Eindruck erweckt worden ist, als wenn
da bereits alle, vom Generaldirektor angefangen, sozusagen auf dem Marsch in
die Riemergasse wären. Jetzt kann man nicht mehr Riemergasse sagen, weil es ja
schon übersiedelt ist, aber eine symbolische Bedeutung hat diese Adresse noch
immer. Das ist nicht der Fall. Ich glaube, man hat hier auf den Prüfbericht
Bezug zu nehmen. In dem Prüfbericht zur Situation des
Krankenanstaltenverbundes, den ich sehr ernst nehme, wird darauf hingewiesen,
dass entgegen den Einschätzungen, die auch ich gehabt habe auf Grund dieses
Abkommens, die Reserven – es waren immerhin damals fast, glaube ich,
4 Milliarden, in Schilling ausgedrückt, die der Krankenanstaltenverbund an
Reserven gehabt hat bei der Amtsübergabe – aufgebraucht sind und dass man im
Bereich des Krankenanstaltenverbundes zusätzliche Maßnahmen der Verbesserung –
ich kann es Ihnen vorlesen, wenn Sie daran interessiert sind – machen soll. Ich
teile diese Ansicht, denn ich glaube, dass in allen Bereichen die Steigerung
der Effizienz eine Voraussetzung für jedes Wirtschaftsunternehmen ist. Das, was
wir bei den Wiener Linien und bei
den Energieunternehmungen verlangen, gilt natürlich auch für den Krankenanstaltenverbund.
Es heißt dort wörtlich: "Es werden daher weitere
konkrete Maßnahmen wie etwa vermehrte Anstrengungen im Bereich der abzurechnenden
Leistungen im Rahmen der LKF-Finanzierung, eine weitere Realisierung von
Einsparungspotential im Sachausgabenbereich, die Ressourcenoptimierung im
Einkaufsbereich, die entsprechenden Leistungskonzentrationen und die Umsetzung
alternativer Finanzierungsformen einzuleiten sein, die dem KAV künftig eine
vollständige Ausgabendeckung sicherstellen." (GR Dr Wilfried Serles: Ist das ein bezahltes Inserat?)
Mit keinem Wort ist davon die Rede, dass beim
Personal gekürzt werden soll. Ich stelle das nur mit Nachdruck fest und füge
hinzu, dass sich das voll und ganz auch mit unseren Intentionen deckt. Aber
dass man in diesem Bereich die hier angesprochenen Tätigkeiten macht, ist
verständlich. Darüber hinaus ist das Abkommen, das zwischen der politisch Verantwortlichen
und der Führung des Krankenanstaltenverbundes abgeschlossen worden ist, auch
einer Evaluierung unterworfen, die jetzt sozusagen fällig wird. Wir werden als
Finanzverwaltung selbstverständlich alles unternehmen und unterstützen, bis hin
auch zur Finanzierungsfrage, um diesen Bereich und überhaupt den Sozialbereich
zu sichern und seine Entwicklungschancen zu gewährleisten. Das sage ich Ihnen
hier von dieser Stelle aus mit großem Nachdruck.
Der nächste Punkt, der hier angesprochen worden ist –
ich glaube, Strache war es –: Die Bundesregierung sitzt sozusagen über allem
drüber, und wenn es in allen anderen Bundesländern gut geht und in Wien
schlecht geht, dann kann es ja nicht an der Bundesregierung liegen, sondern
dann muss es an den einzelnen Ländern liegen. Nun gibt es einige Dinge, die in
den Bundesländern sehr unterschiedlich laufen, und einige Dinge, die wiederum
parallel laufen. In dem sicherlich nicht von Sozialdemokraten dominierten
Bundesland Steiermark war das Wirtschaftswachstum im letzten Jahr genauso
niedrig wie in Wien, ich glaube, sogar um eine Spur niedriger. Die Entwicklung
der Arbeitslosenzahlen war im Bundesland Vorarlberg, das zweifellos auch nicht
von den Sozialdemokraten dominiert wird, genauso wie in Wien. Jetzt frage ich:
Wo ist der gemeinsame Nenner? Der gemeinsame Nenner liegt nicht in der
sozialdemokratischen Führung dieser Bundesländer, sondern in der
Wirtschaftsstruktur, die etwa im Industriepotential drinnen steckt. Denken Sie
nur daran, welche Entwicklungen in Vorarlberg notwendig waren, um aus der
ehemaligen Textilindustrie hin zu einer modernen Innovations- und
Technologieindustrie zu kommen. Und ähnlich wie in anderen Bundesländern ist
das bei uns auch der Fall.
Aber was ich meine, ist – und das
möchte ich in Anbetracht der Hinweise, wir hätten hier unsere eigene Propaganda
verlesen, doch deutlich machen –: Die Bundesregierung kann es sich aussuchen,
ob sie dafür verantwortlich ist oder nicht verantwortlich ist, dass Wien die
größte Leistungsstärke beim Bruttoregionalprodukt pro Kopf in Euro hat. Also
suchen Sie es sich aus! Sie kann es sich aussuchen, ob sie verantwortlich ist
oder nicht verantwortlich ist für die größte Kaufkraft pro Kopf in Wien. Sie
kann es sich aussuchen, ob sie verantwortlich ist oder nicht verantwortlich ist
für den Unternehmergründerboom im Jahre 2003, wo in Wien die meisten
Neugründungen stattgefunden haben. Sie kann es sich aussuchen, ob die größte
Zahl an Akademikern und Wissenschaftern in Wien von ihr verantwortet wird oder
nicht. Und sie kann es sich aussuchen, ob die Zunahmen des Nettoeinkommens, die
in Wien am größten sind, auch ihre Sache ist oder nicht ihre Sache ist. Ich
könnte
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