Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 121
Richtung. Ich verstehe ja nicht, warum die ÖIAG eine
derartige Industriepolitik macht, die sich offensichtlich gegen österreichische
Interessen richtet. Denn das, was mit der VA-Tech geschieht, ist in
Wirklichkeit ein Skandal, wenn man von Skandalen überhaupt einmal spricht. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich glaube, die zweite Frage ist – ich bleibe noch
bei der aktiven Industriepolitik –, dass das nicht sozusagen das Kernstück
einer lokalen Wirtschaftspolitik ist, sondern das ist regionale Politik. Ich
glaube, dass wir in der Entwicklung den richtigen Weg gehen, wenn wir mit dem
Vienna Region-Cluster oder mit der Donauraumentwicklungsgesellschaft
Organisationen und Strukturen schaffen – in dem einen Fall gemeinsam mit
anderen Bundesländern, im anderen Fall gemeinsam mit Raiffeisen; man kann das
ja aussprechen –, um auf diesem Weg in größeren Dimensionen Standortsicherheit
herzustellen.
Ich habe das, Kollege Pfeiffer, nie verstanden, dass
Sie gerade die Vienna Region-Struktur kritisiert haben mit dem Hinweis, dass da
quasi nur in Niederösterreich etwas zustande kommt. Wir haben doch unseren
eigenen Standort auf den Pauker-Gründen mit den ganzen komplexen
Entwicklungsmöglichkeiten des Automotiv Clusters, also der Entwicklung von
intelligenten Produkten für einen im Osten entstehenden großen
Automobilproduktionsraum. Das muss man ja sagen, da entstehen Betriebsstandorte
von internationalen Konzernen, die Autos produzieren, wo unsere
österreichischen Zulieferanten, wenn sie intelligente Produkte liefern, enorme
Chancen haben. Dass wir mit dieser Entwicklung auf gutem Weg sind, glaube ich
sehr wohl.
Flugfeld Aspern: Vorausschicken muss man, dass eine
Untersuchung der Investmentbank auch bestätigt, dass wir eine durchaus
beachtliche Reserve an Industrie- und Betriebsgrundstücken haben. Für 2005
rechnet man mit einer Nachfrage von maximal 42 Hektar und in der Tat mit
einem Volumen von 184 Hektar, die verfügbar sind. Ich denke, dass es unter
diesem Gesichtspunkt wohl vernünftig ist, darüber nachzudenken, ob das Modell
der Zukunft wiederum darin besteht, Betriebe von Wohnsitzen völlig zu trennen,
sodass die Arbeitnehmer weiß ich wie lange Fahrtstrecken in Kauf nehmen müssen,
oder ob nicht eine sinnvolle Vermischung, die respektiert, dass das natürlich
in gewissen Grenzen geschehen muss, der bessere Weg ist. Also ich glaube, dass
das eine durchaus wichtige Sache ist.
Auch ich bin dafür, meine sehr geehrten Damen und
Herren – um den nächsten Punkt aufzugreifen –, dass wir alles unternehmen,
damit wir die Belastungen, die entstehen können, ob bewusst oder unbewusst,
einfangen und in den Griff bekommen. Ich lade jeden ein, dahin gehend zu wirken
und dieses Projekt sowohl im Wirtschaftsbereich als auch im sozialen Bereich
oder auch anderswo zu unterstützen, denn schlicht jeder Steuerzahler hat
einfach Anspruch darauf, dass wir möglichst schonend mit seinen Mitteln
umgehen.
Was nicht geht, ist diese Unehrlichkeit im Umgang mit
diesem Thema. Wenn beispielsweise hier davon die Rede ist, dass der Gaspreis
eine Belastung ist, für die die Stadt die Verantwortung trägt, dann verstehe
ich die Welt nicht mehr. Das nächste Mal sind wir auch für den Benzinpreis
verantwortlich. Da hat sich Bartenstein einen ordentlichen Schiefer geholt, als
er versucht hat, das einzufangen, denn die internationalen Konzerne pfeifen ihm
da was. Ähnlich ist es auch beim Gaspreis. Gestiegen sind die Preise ja
deswegen, weil die Erdölprodukte teurer geworden sind, und ich kann mir nicht
vorstellen, Kollege Schock, dass Sie von mir erwarten, dass ich jetzt nicht nur
für Österreich, sondern für Europa eine Veränderung der Einkaufspreise beim Gas
herstelle. Das wir mir nicht gelingen.
Dasselbe gilt auch für die im selben Atemzug
gestellte Frage: Warum reden wir nicht über die Erhöhung der Mineralölsteuer?
Warum reden wir nicht über die Einführung und die Erhöhung der Energieabgaben?
Sind das nicht auch Maßnahmen, die belastend sind, sind das nicht auch
Verteuerungsfaktoren? Natürlich sind das Verteuerungsfaktoren! Darum sage ich,
versuchen wir es gemeinsam, aber nicht in dieser unehrlichen Form, dass nur
ein, zwei Dinge herausgegriffen werden.
Oder ein anderer Bereich: Hier war davon die Rede –
Strache hat dies gesagt –, es gibt sozusagen einen Rückzug im Bereich des
sozialen Wohnbaus. Im selben Atemzug lesen wir, dass die BUWOG-Wohnungen
verkauft worden sind und dass die Erwerber sich ausrechnen, was sie dort für
Ertragssteigerungen erzielen. Sind denn die BUWOG-Bewohner nicht auch Mieter?
Ist die Frage von deren Sicherheit und deren Mietverhältnissen dort nicht
gegeben? (StR Johann Herzog: Das ist
garantiert! – GR Kurth-Bodo Blind: Das ist Panikmache! Das ist skandalöse
Panikmache!) Da wird auf der einen Seite hier ein Satz in den Raum
geschmissen, auf der anderen Seite müssen wir das miterleben. Also ich verstehe Ihre Aufregung, denn
da geht es ja wieder einmal um die Bundesregierung und möglicherweise ist das
als eine Kritik zu sehen, die Sie nicht wahrhaben wollen. (StR Johann Herzog: Was ist mit Ihren Genossenschaften? Es gibt keine
Rechtsgrundlage!) Nein, ich sage ja nur, wenn die BUWOG-Wohnungen verkauft
werden, entzieht sich damit die Bundesregierung der Verantwortung für die
soziale Sicherheit dieser Mieter. Ob sie das in Abwägung des erzielbaren
Gewinnes für das Budget tut oder aus anderen Motiven, ist doch nicht
entscheidend, sondern entscheidend ist, dass das geschieht. (GR Dr Herbert Madejski: Wenn die Stadt Wien
was verkauft, ist es das Gleiche!) Hier war davon die Rede, es war der
Kollege Strache ... (GR Kurth-Bodo
Blind: Wie viele Gemeindewohnungen sind verkauft worden voriges Jahr?) Wir
haben im Bereich des Wohnbaus, des Genossenschaftswohnbaus und der Entwicklung
des Wohnbaus insgesamt, wenn ich das sehe, eine enorme Leistung zustande
gebracht (GR Kurth-Bodo Blind: Nein, wie
viele Gemeindebauten sind verkauft worden?), und wir brauchen uns da von
Ihnen nichts vorhalten zu lassen. (Beifall
bei der SPÖ. – GR Kurth-Bodo Blind: Weil sie keine Antwort haben!)
Und ich sage Ihnen noch etwas
dazu: Lesen Sie nach, was Vertreter Ihrer Partei noch vor zwei, drei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular