Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 76
vielleicht ein kleiner Schritt, aber insgesamt eine aktive Politik. Es gibt ein neues Angebot, den Personalfinder. Dabei geht es um neue Stellenangebote, die hier akquiriert werden sollen. Es gibt mehr Budget für die Einrichtung des Arbeitsmarktservices. Es gibt Verbesserungen im Bereich des Jugendausbildungssicherungsgesetzes, wie heute schon eingefordert wurde. Ich kann Ihnen sagen, Sie reden, wir tun etwas. Es gibt zum Beispiel ein viertes Verlängerungsmodul, wo es endlich möglich ist, dass die Jugendlichen auch Lehrabschlussprüfungen machen, wenn sie drinnen sind. Zu den 4,8 Millionen EUR, die es in diesem Bereich von Wien zum Aufwenden gibt, haben wir noch einmal 1,4 Millionen EUR zugeschossen. Das heißt, zusätzlich 900 JASG-Plätze in Wien. Es gibt weitere Lehrlingsprogramme. Es gibt zusätzliche Qualifizierungen für den hohen Anteil an Arbeitslosen. Es gibt regionale arbeitsmarktspezifische Wirtschaftspolitik. Das alles befindet sich in diesem Ergebnis des Sozialpartnergipfels.
Ich möchte noch zwei konkrete Projekte nennen, die es
neu gibt:
Das eine ist der Personalfinder, den ich schon kurz
erwähnt habe. Da gibt es das Problem, dass entweder immer die Stellen nicht auf
die suchenden Arbeitslosen passen oder die Qualifikation der Arbeitssuchenden
nicht auf die Stellen passen. Dieses neue Serviceangebot des WAFF hat zum Ziel,
eine sehr konkrete Arbeitsmarktvermittlung anzubieten und hat auch noch einen
zusätzlichen Schwerpunkt darauf, dass man Unternehmen motiviert, mehr
Jugendliche einzustellen, das heißt, Lehrstellen zu schaffen.
Da ich aus dem frauenspezifischen Arbeitsmarktbereich
komme, möchte ich noch ein frauenspezifisches Projekt an dieser Stelle nennen,
nämlich "NOVA". Dabei geht es darum, dass die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie auch für arbeitslose Frauen und Männer immer wieder ein Problem
darstellt. Hier gibt es dieses Projekt "NOVA" mit
211 000 EUR im WAFF, das eine Beratungs- und
Betreuungsinformationsleistung anbietet, um diese Vereinbarkeit herzustellen.
Mit diesen Beispielen wollte ich noch einmal
darstellen, was wir tatsächlich unter aktiver Arbeitsmarktpolitik verstehen.
Wenn hier gefordert wird, dass Arbeitslose eine Lobby brauchen, dann möchte ich
noch einmal darauf hinweisen, dass diese Lobby vorhanden ist. Es gibt sowohl im
ÖGB eine Lobby für Arbeitslose als auch in der Arbeiterkammer. Tatsache ist,
dass es nicht darum geht, ein zusätzliches Beratungsinstrument zu installieren,
sondern es geht darum, die Interessen von arbeitslosen Menschen tatsächlich
wahrzunehmen und zu vertreten. Dafür haben wir die Idee der
Arbeitslosenanwaltschaft aufgegriffen, aber wie gesagt, eben nicht auf Wiener
Ebene, sondern auf Bundesebene.
Wir, die SPÖ Wien, ergreifen alle Mittel und sehr
konkreten Projekte, um die Arbeitslosigkeit in dieser Stadt zu finden. Wir, die
SPÖ Wien, vertreten sehr aktiv die Interessen von arbeitslosen Menschen. Ich
bitte daher darum, diesen Antrag zu unterstützen. – Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Dr Tschirf, zu einer Berichtigung. – Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Meine Vorrednerin hat davon gesprochen, dass die
Arbeiterkammer die Beratung durchführt. Tatsächlich darf ich Sie mit einigen
Zahlen konfrontieren. Von jenen, die dort anrufen, kommen lediglich
40 Prozent durch. Es ist beispielsweise so, dass Arbeitslose vom AMS an
die Arbeiterkammer geschickt wurden. (GR Godwin Schuster: Woher haben Sie
die Ziffer?) Das können Sie nachlesen! Fragen Sie Ihre Leute in der
Arbeiterkammer! Das wird dort diskutiert.
Das Zweite ist bedenklich: Die Arbeitslosen werden
vom AMS an die Arbeiterkammer geschickt und von dort wieder weggeschickt. Das
ist die Realität, mit der man es zu tun hat! Fragen Sie Ihre Leute in der
Arbeiterkammer. (GR Godwin Schuster: Sind wir im Wahlkampf bei der
Arbeiterkammer?) Das ist die Realität!
Wenn hier etwas anderes gesagt wird, muss man es
berichtigen, weil das sind wir der Wahrheit des Protokolls schuldig, meine sehr
geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Ich glaube, da verwechseln Sie etwas!)
Ein weiterer Punkt, der auch nicht stimmt, ist
beispielsweise die Beratung der ausgegliederten Bereiche, auch in jenen
Bereichen, welche die Stadt betreffen. Auch diese erfolgt nicht durch die
Arbeiterkammer. Das heißt, die Behauptung, dass die Beratung vorbildlich vor
sich geht, stimmt nicht! (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Meint
Tschirf!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir
machen jetzt weiter mit Frau Dr Vana. – Bitte.
GRin Dr Monika Vana (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte abschließend aus formalen Gründen noch den
Antrag der Grünen auf Einrichtung einer Wiener Arbeitslosenanwaltschaft einbringen,
da der Dringliche Antrag leider automatisch zugewiesen wird. Wir wollen
natürlich eine Beschlussfassung im heutigen Gemeinderat.
Ich möchte weiters noch einmal
meinem Unverständnis Ausdruck verleihen, dass die Sozialdemokratie bei diesem
Antrag nicht mitgehen kann. Ich bitte zu bedenken, wer heute Nein zu unserem
Antrag der Wiener Arbeitslosenanwaltschaft sagt, sagt Nein zur
Arbeitslosenanwaltschaft. (GR Godwin
Schuster: Nein!) Ich bitte jeden und jede von Ihnen, Kollegen und
Kolleginnen von der Sozialdemokratie, sich für sich selbst zu überlegen, wie
realistisch Sie es halten, dass auf Bundesebene eine Arbeitslosenanwaltschaft
eingeführt wird. (GR Christian Oxonitsch:
Warum bringt ihr den dann im Bund ein?) Sie wissen es und wir wissen es,
die Chance ist gleich Null. (GR Christian
Oxonitsch: Warum bringt ihr den dann im Bund überhaupt ein?) Wenn wir eine
Arbeitslosenanwaltschaft wollen, dann müssen wir sie in Wien machen. Sie ist
dringlich und deshalb müssen wir sie heute
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