Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 76
geglückt. Der Herr Kollege
Schuster hat das einmal ein bisschen versucht. In Wien ist dieser
Ausbildungsverbund eigentlich gescheitert. In Wien haben wir – das ist in den Berichten des WAFF
nachzulesen, ganze 14 neue Ausbildungsplätze mit diesem Modell
geschaffen. Es ist daher kein Wunder, dass Wien auch am Lehrstellenmarkt
zurückgefallen ist. Es ist kein Zufall, dass Wien auch bei den Lehrlingen
mittlerweile die rote Laterne übernommen hat.
Herr Kollege Scheed, an dieser Stelle ein Wort zu
Ihrem Antrag: Das ist wirklich ein typischer SPÖ-Antrag, ein sozialistischer
Antrag (GR Godwin Schuster: Richtig
erkannt!), der die Verantwortung möglichst weit von sich wegschiebt (GR Johann Driemer: An den, der zuständig
ist!), weit weg auf die Bundesregierung, nach dem Motto: "Die
Bundesregierung wird es schon richten!". Aber, meine Damen und Herren von
der SPÖ, das ist der falsche Weg! Es ist der falsche Weg, die Verantwortung
einfach weit von sich wegzuschieben, denn wir haben eigentlich in Wien schon
einen Anwalt der Arbeitslosen, nämlich den Wiener Finanzstadtrat. Dieser Wiener
Finanzstadtrat müsste eigentlich durch seine Politik der Anwalt dieser
Arbeitslosen sein. Wir brauchen daher keinen neuen Anwalt auf Bundesebene,
sondern wir brauchen endlich eine neue Wirtschaftspolitik in dieser Stadt! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, der Rechnungsabschluss wird
zeigen, dass 2003 wieder bei den kommunalen Investitionen gespart worden ist.
Er wird zeigen, dass die bauwirksamen Ausgaben im letzten Jahr, 2003, um
8 Millionen EUR rückläufig waren. Meine Damen und Herren, der
Rechnungsabschluss, der uns in den nächsten Wochen hier vorgelegt wird, wird
auch zeigen, dass 2003 wieder ein Jahr der massiven Kürzung der
Wirtschaftsförderung gewesen ist. 2003 hat dieses Kürzungsvolumen bei der
Wirtschaftsförderung 10 Millionen EUR ausgemacht. Diese Kürzung bei
der Wirtschaftsförderung ist jetzt schon aus den Protokollen des Präsidiums des
Wirtschaftsförderungsfonds ganz klar ablesbar. Man will diese neuerliche
massive Kürzung der Wirtschaftsförderung allerdings nicht zugeben und
verheimlicht es unter der Überschrift "begleitende Maßnahmen". Man
versucht also mit dem Ausdruck "begleitende Maßnahmen" diese
Kürzungen im Wirtschaftsförderungsfonds zu verheimlichen.
Meine Damen und Herren, Herr Vizebürgermeister, der
Rechnungsabschluss, der in den nächsten Wochen hier vorgelegt wird, wird ganz
deutlich die ernüchternde Zwischenbilanz der Wirtschaftspolitik in dieser Stadt
ans Licht bringen. Er wird zeigen, dass der Arbeitslosenrekord in Wien
hausgemacht ist. Die Stadtregierung hat auch im letzten Jahr, 2003, am falschen
Platz gespart, nämlich bei den arbeitsplatzschaffenden Investitionen. Die
Stadtregierung hat gleichzeitig zu diesen Kürzungen der Investitionen die
Wirtschaftsförderung für die privaten Unternehmer massiv verschlechtert. Sie
hat die Innovationsförderung gekürzt und die Nahversorgungsförderung
verschlechtert. Sie hat die Strukturverbesserungsaktion gekürzt. Die Stadt hat
vor allem ihre eigene Jungunternehmerförderung eingestellt. Die Stadt hat also
genau jene Förderungsaktion eingestellt, meine Damen und Herren, die
tatsächlich neue Betriebe und neue Arbeitsplätze in Wien gefördert hat.
Es ist daher kein Zufall, meine Damen und Herren,
dass Wien seit 2001 diese rote Laterne bei den Arbeitslosen in Österreich, aber
auch bei den Lehrstellen, übernommen hat. Denn wo sollen Arbeitsplätze
entstehen, wenn nicht in diesen Wiener Klein- und Mittelbetrieben? Wo sollen
tatsächlich neue Arbeitsplätze entstehen, wenn die Stadt die Förderung für
diese Wiener Betriebe kürzt, praktisch einschränkt? Ich meine daher, meine
Damen und Herren, wir brauchen heute keinen Anwalt, keine neue vierte
Institution für die Arbeitslosen, sondern wir brauchen eine neue
Wirtschaftspolitik, die endlich wieder Arbeitsplätze in Wien schafft. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin
Frauenberger. – Bitte.
GRin Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich zu meinen Ausführungen komme, möchte ich
zwei Dinge korrigieren:
Das eine ist die Kritik an der Lehrlingssituation.
Dazu möchte ich nur sagen, dass in Wien derzeit 16 000 Lehrlinge
tätig sind. 4 000 Lehrlinge von diesen 16 000 pendeln allerdings
ein. Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, die Stadt Wien bildet
1 000 Lehrlinge in 37 Lehrberufen aus und nimmt jedes Jahr
290 Lehrlinge auf. So viel zu den Lehrlingen.
Die zweite Korrektur: Bei den Arbeitslosenzahlen hat
nicht Wien die rote Laterne, sondern Kärnten das blaue Auge! Das soll an dieser
Stelle auch einmal gesagt werden! (Beifall
bei der SPÖ.)
Grundsätzlich fällt bei den ganzen
Arbeitsmarktdebatten, egal bei welcher, immer wieder auf, dass es gerade von
den Oppositionsparteien ein massives Problem an Abgrenzung gibt. Ich habe oft
den Eindruck, das ist ein notorisches Problem der Abgrenzung in diesem großen
Kontext der Arbeitsmarktpolitik. Ich möchte darauf hinweisen, dass man schon
ein paar Dinge auseinander halten muss. Zum einen gibt es, wie auch im Antrag
der Grünen angeführt, die große Rekordarbeitslosigkeit, diese sehr
problematische Arbeitslosigkeit, wo wir, die SPÖ, natürlich unsere
Lösungsvorschläge haben und wo wir auch aus unserem wirtschafts- und
arbeitsmarktpolitischen Selbstverständnis immer wieder arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen setzen. Zum anderen gibt es in Wien die Situation, wo wir natürlich
sehr viele Initiativen setzen und immer wieder neue Meilensteine präsentieren
können, die auf der bundespolitischen Ebene tatsächlich fehlen. So wie es Herr
DDr Schock von uns eingefordert hat, kann ich heute gerne wieder ein paar
konkrete Beispiele nennen.
Weiters gibt es immer Anträge, die
dann als die ach so neuen Ideen kommen, die aber meistens gar nicht so neu
sind. Wir haben schon über diesen
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