Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 76
eigens eingesetzte Arbeitsgruppe sollte zu diesem Zweck präzise Inhalt und Vorschläge und einen genauen Zeitplan für deren Umsetzung erarbeiten.
Darüber hinaus fordert der Wiener Gemeinderat die
Wiener Arbeiterkammer auf, im Hinblick auf die dramatische Situation am
Arbeitsplatz viel stärker als bisher auf die Wiener SP-Alleinregierung Druck
auszuüben, damit diese die Arbeitslosigkeit in Wien nachhaltig bekämpft.“
Wir ersuchen um sofortige Abstimmung. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren der sozialdemokratischen
Alleinregierung, lassen Sie sich ins Stammbuch schreiben: Sie alle und die
meisten sind nicht da, weil es sie nicht interessiert (GR Godwin Schuster:
Das ist nicht die Ursache!), aber auch die, die nicht da sind, auch die sind
moralisch die Anwälte der Arbeitslosen und für deren Schicksal
mitverantwortlich. Handeln Sie endlich danach! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Römer, bitte.
GR Johann Römer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und
Kollegen!
Der heutige Dringliche Antrag fußt auf einem Problem,
das in diesem Rathaus in fast jeder Sitzung Thema ist, nämlich die
Arbeitslosigkeit und hier vor allem die Arbeitslosigkeit in Wien.
Wir stellen mit Bedauern fest, dass Wien in den
letzten Jahren in der Arbeitslosenstatistik in Österreich immer der
Spitzenreiter war. Ich möchte Ihnen eine Freude machen und so habe ich mir
jetzt wieder die letzte Statistik hergenommen, nämlich den Vergleich zum
Vorjahr. Da ist in Österreich die Arbeitslosigkeit um 5,5 Prozent
gestiegen und Spitzenreiter dabei ist einmal ausnahmsweise nicht Wien, sondern
Salzburg. Da weiß ich nicht genau, ob die 9,6 Prozent auf die vielen
Werktätigen im Fremdenverkehr zurückzuführen sind oder schon zukunftsweisend
sind, in Aussicht nehmend, dass eine sozialdemokratische Landeshauptfrau
dorthin kommt. Dann kommt schon Wien mit 9,3 Prozent Steigerung. Weil Sie
es so gerne hören, sage ich Ihnen auch, welches Bundesland keine Steigerung
hat, sondern mit 0,0 Prozent Steigerung in der Statistik steht - in
absoluten Zahlen minus 2 Arbeitslose - und das ist Kärnten. Ich möchte
darauf verweisen, dass das sozialdemokratisch geführte Wien eine Steigerung von
9,3 Prozent hat und Kärnten mit einem freiheitlichen Landeshauptmann an
der Spitze Gott sei Dank keine Steigerung zu vermerken hat, nur weil Sie immer
so gerne hergehen und Vergleiche anstellen. (Beifall bei der FPÖ. – GR Franz
Ekkamp: Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit in Kärnten? In Kärnten ist sie
12°Prozent! – GR Mag Hilmar Kabas: Ist eh klar, weil die SPÖ in Koalition ist!)
Ich möchte
auch darauf eingehen, weil von der Wiener SPÖ die Schuld an allem, was ist -
und da gibt es nichts, was ausgenommen wird -, immer wieder auf die
Bundesregierung geschoben wird. Jetzt habe ich mir die Arbeitslosenstatistik
aus Wien angeschaut. Da sagen Sie immer, die Arbeitslosigkeit in Wien muss ja
deswegen steigen, weil in Wien so viele Bundesdienststellen sind und
offensichtlich nach Ihrem Dafürhalten sämtliche Einsparungen im Bund nur in
Wien stattfinden. Aber ich frage Sie, wenn ich mir nämlich die Statistik der
Wiener Arbeitslosen anschaue, wenn ich von den 88 000 ausgehe, wieso dann
über 46 000 - das sind über 50 Prozent - keine abgeschlossene
Schulausbildung und keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, überhaupt
nichts abgeschlossen haben, sondern höchstens die Pflichtschule abgeschlossen
haben? Das ist ein Umstand, wenn man jetzt denkt über 50 Prozent, dass das
unbestritten nicht jene sein können, die die Akademikerjobs beim Bund bekommen
hätten oder Sonstiges, damit man das einmal auf die Seite kehrt.
Aber die
andere Frage hier ist natürlich schon auch für mich: Wieso haben wir in Wien
über 50 Prozent Arbeitslose, die keinerlei Berufs- und Schulausbildung
haben? Und jetzt muss man dazu sagen: Und das in einem Land, das ja für viele
Länder Vorbild ist, weil wir wissen, in Österreich wird man nicht mit
15 Jahren Hilfsarbeiter, in Österreich geht man in eine Schule oder man
geht in eine Lehre und wir sind stolz darauf, dass wir ein Land sind, das den
Jugendlichen immer schon eine gute Ausbildung mit auf den Weg gegeben hat, denn
nicht umsonst besuchen uns hier in Österreich ja Delegationen aus anderen Ländern
und schauen sich unser Ausbildungssystem an. Daher ist für mich die Frage,
wieso über die Hälfte der Arbeitslosen keine Schul- oder Berufsausbildung hat?
Und ich gehe jetzt auch davon aus, dass unsere Maßnahmen mit WAFF et cetera
hier leider Gottes auch nicht den gewünschten Erfolg bringen konnten, den man
haben müsste, weil das ja eine Situation ist, die unerträglich ist, denn in
Wirklichkeit heißt das: Hast du keine Ausbildung, hast du überhaupt wenig
Chancen am Arbeitsmarkt.
Die
Grundidee des heutigen Dringlichen Antrags oder der Anlassfall ist sicherlich
Oberösterreich, wo die ÖVP mit den GRÜNEN gemeinsam die Regierung stellt und wo
auch ein Regierungsprogramm beschlossen worden ist und°... (GR Godwin Schuster: Sie müssen irgend etwas herzeigen, was sie am
Freitag präsentieren können!) Ja, na eben. Jetzt habe ich mir das
Regierungsprogramm auch durchgelesen, weil ich ja im Klartext wissen wollte,
was das eigentlich ist. Da habe ich in diesem Regierungsprogramm viereinhalb
Zeilen gefunden und da heißt es: „Oberösterreich wird sich bemühen, vom Bund
mehr Arbeitsmarktmittel zu erhalten.“ Na welches Bundesland will das nicht?
„Zur Stärkung der Stellung von Arbeitslosen wird eine Arbeitslosenanwaltschaft
eingeführt. Die Konzeption, Einrichtung und Anwendung wird im Einvernehmen mit
dem Land Oberösterreich, den Sozialpartnern und den Selbsthilfeorganisationen
durchgeführt.“ Also da ist einmal überhaupt nicht festgelegt, was sie machen
sollen oder Sonstiges, eine Willenserklärung zweier Parteien. Daher konnten wir
mit dem nicht sehr viel anfangen.
Aber in dem Zusammenhang
zurückkommend auf Wien, weil mir das auch aufgefallen ist: Wenn hier im Wiener
Rathaus über Arbeitsmarktpolitik diskutiert wird,
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