Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 76
Grund ist!
– Heiterkeit bei der ÖVP.)
Wo ist das Wiener Wachstumspaket? In drei Tagen
feiern wir die EU-Erweiterung und das ist ein großer Tag, ein historisches
Ereignis. Ich bin stolz, da auch dabei sein zu dürfen. Aber wie ist Wien auf
diese neuen Herausforderungen vorbereitet? Wenn wir um uns Ziel 1-Gebiete
haben, sind wir mit den wirtschaftlichen Maßnahmen, die gesetzt werden, im
Stande mitzuhalten oder werden unsere EU-Nachbarn die Chancen im Zuge der
Osterweiterung rascher nützen?
Meine Damen und Herren, Kritik kommt von der
Opposition. Na selbstverständlich, wir müssen ja auch aufzeigen, wenn etwas
nicht klappt. Aber Kritik kommt auch von Beratungsfirmen. Das wird allerdings
von der sozialistischen Landesregierung offensichtlich nicht ernst genommen.
Die Schlüsse, die das WIFO zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Wiens
zieht, ist erschreckend, Herr Finanzstadtrat! Ich zitiere: "Wien ist keinem
der Spezialisierungsmuster hochentwickelter Stadtregionen zuzuordnen. Für eine
Entwicklung nach dem Muster dynamischer Industriestädte zählt mittlerweile die
Industrieorientierung." Zitatende.
Da muss ich mich schon sehr wundern, wenn ich dann
ein sehr langes Interview ... (VBgm Dr Sepp Rieder: Aber Sie könnten ruhig
weiter zitieren! Zitieren Sie ruhig weiter!) Ja, ich habe das zitiert, das
war Ihnen wieder unangenehm, ja? (VBgm Dr Sepp Rieder: Zitieren Sie weiter!
Warum hören Sie jetzt auf?) Ich kann mich nur sehr wundern, wenn ich (GR
Franz Ekkamp: Zitieren Sie weiter! Zitieren Sie doch weiter, Frau Kollegin!
Sind Sie einmal fair!) gestern, glaube ich, im “Trend“ ein sehr langes
Interview von Bgm Häupl gelesen habe. Und es wird ja immer alles so geschönt,
alles wird ja so verniedlicht, wenn er auf die Frage „Sind die Vorwürfe, die
vom Bundeskanzler abwärts laufend gegen Wien erhoben werden, alle frei
erfunden?“ sagt: „Natürlich üben die Schwarz/Blauen im hohen Ausmaß Kritik an
Wien, so wie sie das schon in der Zwischenkriegszeit gemacht haben. Die
objektiven Daten sprechen eine andere Sprache. Bei fast allen Eckdaten ist Wien
absolut führend.“ Jetzt frage ich Sie: Führend im Positiven oder im Negativen?
Mein Eindruck ist: Im Negativen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Die Wirtschafts- und
Beschäftigungspolitik ist in Wien eine verfehlte Politik. Es ist halt sehr zu
bedauern, dass die Wienerinnen und Wiener die Zeche dafür bezahlen müssen.
Jetzt komme ich zu Ihrem Antrag. Wenn wir als Wiener
ÖVP diesem Antrag nicht zustimmen, so ist das ganz einfach. Es gibt ausreichend
Institutionen, wo Information, Beratung, Vertretung und Vermittlungstätigkeiten
für Arbeitslose erfolgen sollen. Ich denke an den WAFF, ich denke an das AMS.
Hier sollten die Arbeitslosen ja nicht verwaltet, sondern tatsächlich
individuell begleitet, beraten, vermittelt werden.
Frau Kollegin Vana, die Volksanwaltschaft ist ja auch
Landesvolksanwalt in Wien. Selbstverständlich und Gott sei Dank hat es in allen
Fällen nur Wien verhindert, dass die Volksanwaltschaft prüfen kann, wenn
aufgegliedert wird. Beim AMS auf der Bundesebene ist es gelungen, dass die
Volksanwaltschaft weiter prüft und damit natürlich auch das Wiener AMS. Das
heißt, hier ist die Möglichkeit gegeben, über die Volksanwaltschaft alle
Überprüfungen durchführen zu lassen. Ich bin bei Ihnen, es gibt leider, leider
sehr viele Anlassfälle dazu. Aber das kann die Volksanwaltschaft prüfen und tut
es auch sehr genau.
Und es ist wirklich skurril, wenn die Wiener
Arbeiterkammer sagt: Ja, ich bin für so eine Anwaltschaft. Was heißt denn das?
Das heißt, sie wollen Arbeit abschieben, weil es die ureigenste Aufgabe der
Arbeiterkammer ist, sich um Arbeitslose zu kümmern! Bitte, was ist denn? Jeder
Arbeiternehmer, der arbeitslos wird, zahlt ja vorher Kammerumlage und jeder
Arbeitnehmer, der arbeitslos wird, bezahlt auch von seinem Arbeitslosengeld
Arbeiterkammerumlage. Die Arbeitslosen werden ja auch jetzt bei der Kammerwahl
angeschrieben! Sie zahlen von der Arbeitslose. Es ist dort ja die ureigenste
Aufgabe, in Krisensituationen – und bitte Arbeitslosigkeit ist eine
Krisensituation für einen Menschen – Hilfestellung zu leisten.
Ich weiß aber auch, dass es bei der Wiener
Arbeiterkammer tatsächlich nicht funktioniert. Nur, bitte, eine neue
Institution zu schaffen, weil die andere Institution, wo viele Gelder
hineinfließen, wo jeder Arbeitnehmer zwangsverpflichtet ist zu zahlen, nicht
funktioniert und deshalb schaffe ich eine neue Organisation? Also das kann es
bitte doch nicht sein!
Ich habe mich zum Beispiel in Tirol erkundigt. Die
Arbeiterkammer Tirol kümmert sich sehr, sehr genau um die Arbeitslosen. In
Tirol hat man ja auch nur 5 Prozent Arbeitslose, also weniger als die
Hälfte als in Wien. Das heißt, die Arbeiterkammer hat sich darum zu kümmern!
Die Arbeiterkammer soll sich darum kümmern und nicht wie zum Beispiel heute im
“Standard“ Inserate mit öffentlichen Mitteln zu schalten, mit Mitteln der
Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer, um gegen die Regierung zu polemisieren!
Das ist etwas°...(GR Franz Ekkamp: Und die Regierung schaltet nichts?)
Das ist Missbrauch und darum sollten Sie sich kümmern! (Beifall bei der ÖVP.
– GR Franz Ekkamp. Ja und die Regierung schaltet nichts? Die Regierung schaltet
nichts?)
So wie in der Landesregierung ist
es offenbar auch in der Wiener Arbeiterkammer: Wien ist anders. Überall sonst
funktioniert es, in Wien funktioniert es nicht. (GR Franz Ekkamp. Besser!) Das
heißt, auf den Nenner gebracht: Die Wiener Arbeiterkammer gehört reformiert.
Wenn etwas nicht funktioniert, muss man reformieren und zwar rasch, nachhaltig
und effizient! Nicht der Ruf nach einer neuen Institution, nach neuer
Bürokratie, natürlich verbunden mit Kosten, ist der Weisheit letzter Schluss!
Aus diesem Grund bringe ich auch mit meinen Kollegen
Dr Tschirf und Prof Strobl einen Beschluss- und Resolutionsantrag:
„Der Wiener Gemeinderat fordert
die Wiener Arbeiterkammer auf, ihr Serviceangebot für arbeitssuchende
ArbeitnehmerInnen nachhaltig zu verbessern. Eine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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