Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 76
einiges drinnen, auch bezogen auf den Verbindungsbach
Marchfeldkanal – Alte Donau.
Nicht umsonst, weil eben alle besorgt sind, hat der
Bezirk ein einstimmiges Stimmverhalten gehabt, und auch der Planungsausschuss
hat sich einstimmig für dieses Plandokument ausgesprochen, und so, meine ich,
wird es auch der Gemeinderat tun. – Danke schön.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Wir kommen zur Abstimmung.
Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmen kann,
möge die Hand erheben. – Dies ist einstimmig angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 27 der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft den Kanalnetzausbau in den Bezirken 10, 11, 13, 14,
16, 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Wutzlhofer,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Jürgen Wutzlhofer:
Ich bitte höflich um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Reinberger.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Dieses Geschäftsstück ist ein Beweis dafür, dass in
der Abwasserversorgung einiges im Argen liegt, dass es hier zu einigem Versagen
gekommen ist.
Wenn Sie sich erinnern, hat Bgm Häupl schon zu Anfang
der neunziger Jahre einen 100-prozentigen Kanalanschluss in den nächsten zwei,
drei Jahren versprochen. Einige Zeit danach hat es geheißen: Spätestens mit der
Jahrtausendwende. Und wenn ich das Geschäftsstück jetzt ansehe, dann hat hier
die Planung und auch der Vollzug massiv versagt, und wir sind mindestens
15 Jahre demgemäß im Rückstand. Und das kann natürlich nicht im Interesse
des Umweltschutzes sein, wenn wir im Jahr 2004 noch von mehreren Jahren
Umbaumaßnahmen im Kanalbereich sprechen müssen.
In den letzten Jahren zeigte sich massiv, dass wir in
Wien nicht nur im Verzug sind, sondern dass wir auch jahrelang überhöhte
Kanalgebühren haben. Wir haben, wie Sie ja bei jedem Rechnungsabschluss und bei
jedem Budget von uns deutlich zu hören bekommen, stets die hohen Kanal- und
Wassersteuern in Wien kritisiert. Diese Überschüsse, die vorhanden sind, führen
aber nicht dazu, dass das Kanalnetz zügiger ausgebaut wird. Nein, es zeigt
sich, dass hinten und vorne das Geld für einen zügigen Kanalausbau fehlt.
In der Verzweiflung bediente sich die Stadtregierung
jetzt eines nicht besonders gut durchschaubaren und bedenklichen
Finanzierungsweges über das amerikanische Steuersystem, nämlich dieses so
genannten Cross-Border-Leasings. Sie können sich noch erinnern über die
heftigen Diskussionen im Gemeinderat über 1 000 Seiten Vertrag in
englischer Sprache nach amerikanischem Recht mit Gerichtsstandort in New York,
beruhend auf dem US-Steuersystem. Dieses US-Steuerschlupfloch, von dem wir
angeblich so stark profitieren, soll nun gestopft werden, und es wurde gesagt:
Wenn dieses Gesetz in Amerika geändert wird, soll das für Wien keine negativen
Auswirkungen haben. Na ja, das können wir nur hoffen, denn die verlängerten
Arme von Wien Kanal haben sich auch sonst nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert
in den Vereinigten Staaten.
Wien Kanal hat gute Arbeit geleistet bis jetzt, hat
ein hohes Know-how im Umwelt- und Abwassertechnologiebereich und auch in der Technik
der Verlegung von Lichtquellenleitern und Kanalschutzkanälen. Es gibt auch eine
eigene Erfindung von Wien Kanal, das ist der Cable Runner, ein Roboter, mit dem
Kabel auch in nicht begehbaren Kanälen verlegt werden können. Also hier sind
wir sicherlich vom Know-how her weltweit führend, und daher war die Überlegung,
dass es sehr sinnvoll ist, dieses Know-how auch einer ökonomischen Verwendung
zuzuführen. Zu diesem Zweck hat man dann 1999 einige Gesellschaften gegründet:
Die Wien Kanal Abwassertechnologien GmbH, eine Wien Kanal Abwassertechnologien
GmbH und Co KG. Diese Firmen haben dann auch mit der Beratungsfirma ECOS in den
USA – eine Eigentümerin von dieser ECOS ist im Übrigen die Nettig-Tochter
Claudia Nettig – Kontakt aufgenommen, und ECOS hat gemeint, die Marktchancen
für diese Technologien seien in den USA sehr gut.
Es folgte dann die Gründung einer CableRunner North
America LLC, kurz CNA genannt, eine gemeinsame Firma von WKA und ECOS.
Weitere Gesellschafter sind die Geschäftsführer der WKA, Geschäftsführerin
dieser CNA wurde dann erstaunlicherweise auch die Frau Claudia Nettig und es
gab dann auch einen Großauftrag.
Im Jahre 2001 hat sich diese Gesellschaft sehr
erfolgreich gezeigt. 30 Prozent des Umsatzes der WKA-Gruppe entfielen
allein auf den Auslandserlös, die Beteiligung der CNA und Datenleitung Ausland.
Diese CNA hatte eben, wie gesagt, einen Exklusivvertrag mit einem Großabnehmer
zur Errichtung von so genannten Citybagbons, das sind so örtliche
Glasfasernetze. Allerdings hat sich dann relativ schnell gezeigt, dass dieser
Erfolg, der 2001 eingefahren wurde, nicht fortgesetzt werden konnte.
Bereits im Jahre 2002 gab es aus der Beteiligung an der CNA massive
Verluste - knapp 1 Million EUR - und auch für 2003 hat das
Kontrollamt mindestens 400 000 EUR Verlust als vorprogrammiert
gesehen. Das heißt, seither sind es 1,5 Millionen EUR Verlust.
Da in der
Vertragslage keine Besserung zu erwarten ist, wird nun versucht, Anteile zu
verkaufen, sich sozusagen aus dieser Gesellschaft zu flüchten. Offiziell nennt
man das „Suche nach kapitalstarken Gesellschaftern“. Das Kontrollamt zeigt auf,
dass die andere Alternative die Liquidierung dieser amerikanischen Töchter
wäre, wobei allerdings mit einer erheblichen Nachschusspflicht der
Gesellschafter zu rechnen ist. Also auch hier wird die Stadt Wien weiter
belastet. Mit einem Wort: Wir haben eine gute Ware, die Umsetzung ist ein Flop.
Aus unserer Sicht ist die
Verantwortung für diese Verluste, für die schon entstandenen und für die auch
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