Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 76
Was das Gartenbaukino betrifft, und das ist mir sehr wichtig, sehr geehrter Herr Stadtrat, beim Gartenbaukino gibt es zwei Möglichkeiten.
Die eine Möglichkeit ist, die Entscheidung zu treffen
und zu sagen: Nein, das ist mir als Stadt nicht wert, dieses Kino zu erhalten.
Dann muss ich es zusperren und einer anderen Verwendung zuführen, welche
Supermarktkette dann immer dort einziehen mag.
Die zweite Möglichkeit ist zu sagen: Ich bekenne mich
zu diesem Gartenbaukino, da gibt es hervorragende architektonische Konzepte,
wie man das renovieren kann, und das muss man renovieren. Man kann das jetzt
noch ein Jahr hinausschieben, man kann es vielleicht noch zwei Jahre
hinausschieben, aber irgendwann bricht das dann wirklich alles zusammen. Dann
muss man eine Menge Geld in die Hand nehmen, dieses Kino renovieren, neu
positionieren. Dafür gibt es sehr, sehr gute Konzepte, auch zu öffnen an den
Ring. In dieser Gegend gibt es, wie wir alle wissen, ohnehin nicht unbedingt
einen Überhang an kulturellen Einrichtungen.
Und das wäre die Konzeption, die wir als Wiener
Volkspartei unterstützen würden. Das heißt, Herr Stadtrat, wir fordern Sie dazu
auf, dem Gartenbaukino wirklich eine Chance zu geben, dieses neue Konzept zu
verwirklichen und damit dem Gartenbaukino auch eine Chance des Überlebens zu
geben.
So wie das jetzt der Fall ist, dass es quasi ein-,
zweimal im Jahr eine Filmpremiere gibt oder die Viennale, wo das Gartenbaukino
voll ist, und da wirklich unter schwierigsten hygienischen Bedingungen, und es
den Rest des Jahres einfach so vor sich hindümpeln zu lassen, das kann nicht
der Weisheit letzter Schluss sein, und wird es übrigens auch nicht sein, weil
die Viennale-Führung ja sehr klar zum Ausdruck gebracht hat: Wenn es da nicht
bald eine endgültige Lösung gibt, wird es schlicht und einfach nicht weitergeführt
werden, und das verstehe ich ja aus der Sicht der Viennale.
Das zweite Thema, das aber damit im Zusammenhang
steht, ist, dass es Befürchtungen seitens der Kinoszene und der Kinoförderung
gibt, dass Gelder, die zur Aufrechterhaltung des Kinobetriebs in der Viennale
verwendet werden, zukünftig aus dem Topf der derzeitigen Kinoförderung genommen
werden, und wir haben jedes Jahr eine Diskussion um die Kinoförderung, eine
Förderung, die ja unter dem Peter Marboe eingeführt wurde, um den kleineren Kinos
eine Chance zu geben gegen die ganz großen Kinocenters.
Ich glaube, da muss man darauf schauen, dass diese
Kinosäle überlebensfähig sind, und daher möchte ich hier mit einem Beschluss- und
Resolutionsantrag sicherstellen, dass zumindest die derzeitige Höhe der
Kinoförderung unangetastet bleibt. Ich bringe daher den Antrag ein:
"Der zuständige Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft wird aufgefordert sicherzustellen, dass die Kinoförderung auch in
Zukunft zumindest in der gleichen Höhe erhalten bleibt."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht darum, die
Vielfalt der Wiener Kinoszene sicherzustellen, einerseits durch eine neue
Positionierung, durch ein Investment in das Gartenbaukino und andererseits auch
für die anderen Kinos, um Chancengerechtigkeit aufrechtzuerhalten, eine
entsprechende Kinoförderung zu erhalten und sicherzustellen. Wir sind aber natürlich
jederzeit bereit: Wenn der Herr Stadtrat unseren Antrag übererfüllt und die
Kinoförderung ebenfalls erhöht, dann hat er natürlich unsere vollste
Unterstützung, wie auch wir hoffen, dass die SPÖ unserem Antrag zustimmen wird.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth Vitouch: Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Gäbe es das Gartenbaukino nicht, müsste man es
erfinden, und mit ihm auch die anderen Wiener Kinos, die nicht nur
kommerzielle, sondern auch durchaus publikumsfähige künstlerische Filme
spielen, die in Österreich sonst gar nicht gezeigt würden, historische Reprisen,
nicht zuletzt auch österreichische Filmproduktionen.
Vor eineinhalb Jahren wurde das Gartenbaukino von der
Entuziasm Kinobetriebs GesmbH übernommen, und da muss ich gleich eine
tatsächliche Berichtigung bezüglich Dr Salcher anbringen. Bei Entuziasm handelt
es sich um den Titel eines Films des Pioniers Dziga Vertov. Aber natürlich
wollen wir den jetzigen Betreibern der Viennale, und die Entuziasm Kinobetriebs
GesmbH ist im hundertprozentigen Eigentum der Viennale, ihren persönlichen
Enthusiasmus und ihr Engagement auch nicht absprechen. Seit Herbst 2002 steht
das Gartenbaukino nicht nur als Leporello des europäischen Films, sondern auch
für Premieren, für Galas, für verschiedene Events zur Verfügung.
Dass die Instandhaltung, sowohl die bauliche wie auch
die programmatische, einer derartigen Institution Geld kostet, versteht sich
von selbst. Aber ich denke, dass mit der vorgeschlagenen Subvention von
310 000 EUR für das laufende Jahr der künstlerische Betrieb
sichergestellt sein dürfte.
Heute möchte ich noch ein Ceterum censeo anbringen:
Ich bin nach reichlicher Rücksprache mit den Juristinnen und Juristen dieses
Hauses der Meinung, dass eine rechte Emanze eine Contradictio per se ist, eine
linke Emanze aber einfach nur ein Pleonasmus, und ersuche um Ihre Zustimmung. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag
der Berichterstatterin zustimmen können, die Hand zu erheben. – Dies ist
mehrheitlich ohne die FPÖ der Fall und daher angenommen.
Wir kommen nun zum Beschlussantrag
der ÖVP betreffend die Kinoförderung, dass auch in Zukunft zumindest in der
gleichen Höhe die Kinoförderung erhalten bleibt. In formeller Hinsicht wird die
sofortige
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