Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 76
zur
Abstimmung.
Ich bitte jene
Damen und Herren des Gemeinderates, die der Post 39 zustimmen wollen, die
Hand zu heben. – Das ist gegen die Stimmen der Grünen beschlossen.
Es gelangt
nunmehr Postnummer 42 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die
vierte Gemeinderats-Subventionsliste 2004.
Ich bitte
den Berichterstatter, Herrn GR Friedrich Strobl, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter
GR Friedrich Strobl: Danke. – Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Ich eröffne die
Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maresch. Ich erteile es ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Ganz kurz, nämlich nur zu der
Landwirtschaftskammer-Subvention. Wie glauben nach wie vor, dass die
Landwirtschaftskammer Wien ein Problem hat. Erstens gelingt es der
Landwirtschaftskammer Wien nicht, vernünftig zu erklären, warum jedes Jahr
4 Prozent der Betriebe Schluss machen in Wien. Also wenn das so stimmt,
wie es im Landwirtschaftskammerbericht steht, dann hat sie ein ziemliches
Problem. Das kann man sich auch mathematisch ausrechnen, wann es dann
irgendwann einmal überhaupt keine Bauern mehr gibt, wenn jedes Jahr
4 Prozent weniger werden. Das nennt man, glaube ich, irgendwie sozusagen
gegen null gehend dann irgendwann einmal. – Das ist der erste Punkt.
Zweiter Punkt: Es gelingt der Landwirtschaftskammer Wien nicht, Wien vom
letzten Platz der Zahl der Biobetriebe in Österreich wegzubringen. Es wäre aber
an der Zeit, da intensiver das Geld an der richtigen Stelle zu investieren. (GR Gerhard Pfeiffer: Sind Sie für
Kolchosenwirtschaft in Wien?) Ja, genau.
Drittens: Es gelingt der Landwirtschaftskammer Wien nicht, die
Landwirtschaft in Wien, auch die ganz konventionelle, mehr zu ökologisieren.
Vierter Punkt – dazu passt auch unser Antrag: Das Problem der Gentechnik
ist an der Landwirtschaftskammer Wien bisher relativ stark vorbeigegangen. Wenn
man sich den Bericht der Landwirtschaftskammer anschaut, den wir hier im Hause
schon diskutiert haben, dann kommt das Thema Gentechnik oder wie wir in Wien
damit umgehen können, eigentlich nicht wirklich vor. Ich würde mir wünschen,
dass die Landwirtschaftskammer da mehr initiativ wird und mehr Initiativen
setzt, dann werden wir im nächsten Jahr dieser Subvention ziemlich sicher
zustimmen.
Jetzt zu unserem Beschlussantrag betreffend den Schutz der Produktion
gentechnikfreier Lebensmittel. Ich möchte aus Zeitgründen die Verlesung
unterlassen und den Antrag einfach übergeben. – Damit vielen Dank und viel Spaß
noch heute.
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Parzer.
GR Robert Parzer
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Grüß Gott, Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
Wir beschließen heute die Subvention der Wiener Landwirtschaftskammer.
Wir wissen, dass dieses Geld hoffentlich – das sagen wir alle – gut angelegt
ist, denn die Wiener Landwirtschaft hat von jeher schon Voraussetzungen dafür
geschaffen, dass die Förderungen für die Wiener Bauern rasch und unbürokratisch
ausbezahlt werden. Es ist uns klar, dass dieses Service der Landwirtschaft
angesichts der Ostöffnung in den nächsten Jahren sehr wichtig sein wird und
außerdem daraus der Landwirtschaft in den anderen Teilen Österreichs ein
verstärkter Wettbewerb erwachsen wird. Daher brauchen Wiens Bauern eine starke
Landwirtschaftskammer.
Wir haben vor einiger Zeit Gelegenheit gehabt, den von der
Landwirtschaftskammer verfassten Agrarbericht für Wien zu debattieren, und
nicht zuletzt durch die darin enthaltenen Zahlenaufstellungen ist uns
klargeworden, welche Rolle die Wiener Landwirtschaft eigentlich spielt.
Ein paar Zahlen darf ich Ihnen kurz in Erinnerung rufen: Die
Endproduktion der Wiener Betriebe erreichte im Jahr 2000 einen Wert von
78 Millionen EUR. Der Bericht errechnet weiters, dass die Wiener
Landwirtschaftsbetriebe fünfmal so produktiv sind wie der österreichische
Durchschnittsbetrieb, meine Herrschaften.
Die Erfolgsstory der Landwirtschaft hat auch noch einen anderen Aspekt.
Die Wiener Landwirtschaft ist nicht nur produktiv, sondern ist auch in
zunehmender Weise ökologisch orientiert. Laut Landwirtschaftskammerbericht
nimmt eine zunehmende Anzahl von Betrieben am österreichischen Umweltprogramm,
dem so genannten ÖPUL, teil. Besonders die Garten- und Weinbaubetriebe setzen
zunehmend auf diese integrierte Produktion. Im Bereich Ackerbau nehmen
89 Prozent der Betriebe an dem Maßnahmenprogramm teil. Zudem sind die
biologischen Landbauflächen – zum Herrn Maresch gesagt – im Jahr 2002 auf
600 Hektar, das sind 16 Prozent der Wiener Ackerflächen, gesteigert
worden. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das
ist aber nicht Gemeinde Wien! Auf die MA 49 entfällt genau ein Betrieb!)
Aber das sind 16 Prozent, Junge. Es ist nicht immer alles gegen Bio. Ich
weiß schon, Rüdiger, wir reden im Ausschuss darüber. Danke.
Erstaunlich auch die Tatsche, dass Wien mehr Gemüse als das Burgenland
produziert und damit die direkte Versorgung der Bundeshauptstadt zum größten
Teil bestreiten kann. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Aber nicht die MA 49!) Ist gut. MA 69. (GR Mag Rüdiger Maresch: Genau! Sag das!)
Diese Unterstützung darf sich nicht auf Lippenbekenntnisse beschränken
und auf gelegentliche Subventionszusagen, die Landwirtschaft muss einen fixen
Platz im stadtplanerischen Gefüge dieser Stadt haben, und dieser Platz muss ihr
auch zugeordnet werden.
Flächenwidmung:
Aushungerung der Landwirtschaft haben wir das genannt, denn, meine Damen und
Herren, was da an Flächenwidmungen in Floridsdorf und Donaustadt zu Lasten der
Landwirtschaft beschlossen wurde, ist fast so ein bisschen eine Enteignung. Wir
haben ja vor einiger Zeit die Folgen der Nutzungsbeschränkung für die
bestehenden landwirtschaftlichen Flächen ausführlichst besprochen. An unserer
Meinung dazu hat sich wirklich nichts geändert. Unsere Warnrufe und unsere
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