Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 76
Wirt! Man muss sich wirklich einmal überlegen, wie sinnvoll das ist und ob es für den Patienten nicht besser ist, wenn er die echten Originalpräparate bekommt, diese aber zu einem günstigeren Preis. Das wäre meiner Ansicht nach der bessere Weg der Krankenkasse.
Oder etwas anderes: Die berühmte Chefarztproblematik,
hinsichtlich derer uns ständig vorgegaukelt wird, dass sie nicht notwendig ist
und dass es sie gar nicht mehr gibt und so weiter. - Nach wie vor haben die
Patienten darunter zu leiden, dass sie von Pontius zu Pilatus laufen müssen und
dann erst recht ihre Sachen nicht genehmigt bekommen. Das ist etwas, wo man
schon einmal darüber sprechen muss. Wenn alle behaupten, sie seien für den
Patienten da, dann erwarte ich auch, dass sie es wirklich einmal sind und nicht
nur davon sprechen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Als ich heute beziehungsweise
gestern das Thema der Aktuelle Stunde übermittelt erhielt, musste ich zweimal
hinschauen, weil ich mir gedacht habe, das Präsidialbüro hat sich verschrieben.
Da stand: "Die Chaos-Gesundheitspolitik der ÖVP und ihre schwerwiegenden
Folgen für Wien". - Ich habe mir gedacht, das ist ein Druckfehler, denn
mir ist vor allem die Chaos-Gesundheitspolitik der SPÖ und ihre schwerwiegenden
Folgen in Wien bekannt. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
Ich glaube, dass es schon dringend notwendig ist,
hier ein paar Worte darüber zu verlieren. Es ist schon angesprochen worden: Wir
warten auf die verschiedensten gesetzlichen Regelungen - seit zehn Jahren zum
Beispiel auf ein Pflegeheimgesetz, Krankenanstaltengesetz, Rettungs- und
Krankenbeförderungsgesetz. Es wurden die verschiedenen Probleme mit den Wiener
Spitälern angesprochen. Die Tatsache, dass es in Wien keine Gesundheitsplanung
gibt, schlägt sich ja nieder in den diversen Untersuchungsausschüssen, die wir
einsetzen müssen. Wenn in diesem Bereich alles so sehr in Ordnung ist, dann
brauchen wir doch keine Untersuchungskommission und dann brauchen wir zum
Beispiel auch keinen Bericht des Kontrollausschusses. - Darüber sollte man
wesentlich mehr diskutieren und auch Feststellungen treffen und schließlich
auch Lösungen finden.
Ich möchte auch noch Folgendes ansprechen: Hier ist
schon des Öfteren über einzelne Probleme gesprochen worden; aber wenn wir zum
Beispiel zur Kenntnis nehmen müssen, dass Herr Dr List, seines Zeichens
Direktor des Kontrollamtes, nicht bereit und nicht willens ist, sich in ein
Wiener Pflegeheim, in ein städtisches Pflegeheim zu legen, dann muss man sagen:
Da gibt es schon einigen Diskussionsbedarf, darüber sollte man sprechen! Da
kann man nicht so ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen. (GR
Dr Wilfried Serles: Unglaublich!)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer (unterbrechend): Herr GR Kowarik, ich
bitte Sie, zum Schluss zu kommen.
GR Mag Helmut Kowarik (fortsetzend): Ich komme zum
Schluss und möchte feststellen, dass es notwendig, ja dringend notwendig ist,
einmal mehr über das Chaos in der Wiener Gesundheitspolitik, das von der SPÖ zu
verantworten ist, zu sprechen und darüber länger zu diskutieren. (Beifall
bei der FPÖ und bei GemeinderätInnen der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Laschan. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich möchte wieder zum Thema der Aktuellen Stunde
zurückkehren: Herr Gleitsmann hat gegen den Wiener Kassenvertrag gestimmt, gegen
einen Vertrag, der in mühevollen Verhandlungen zwischen Wiener
Gebietskrankenkasse und Wiener Ärztekammer zustande gekommen ist. Mit diesem
zweimaligen Dagegenstimmen wurde bewusst ein vertragsloser Zustand provoziert.
Aber nicht nur der Wirtschaftskammerfunktionär Gleitsmann - der übrigens auf
der einen Seite die aus seiner Sicht zu geringen Einsparungen bei Medikamenten
beklagt, aber auf der anderen Seite Frau Rauch-Kallat in einem Brief schreibt,
dass der Pharmaindustrie weitere Einsparungen nicht zuzumuten sind; das ist
derselbe Gleitsmann! -, sondern auch alle anderen ÖVP-Vertreter im
Verwaltungsrat sind gegen den Wiener Vertrag. Ich möchte das nur besonders
betonen, weil hier versucht wird, das auf eine Person zu schieben und sich da
ein bisschen abzugrenzen. Auch die Arbeitnehmervertreter des ÖAAB sind gegen
den Wiener Vertrag und nehmen damit in Kauf, dass die Wienerinnen und Wiener
beim Arztbesuch zahlen müssen. Das trifft sich gut mit den
Arbeiterkammerwahlen; ich bin schon neugierig auf die Argumentation.
Und nun zur Rolle der ÖVP-Gesundheitsministerin: Frau
Rauch-Kallat hat in einem "Mittagsjournal"-Interview verkündet, dass
Gleitsmann als ordentlicher Kaufmann gehandelt hätte und sie Verständnis für die
Ablehnung hätte - eine ÖVP-Gesundheitsministerin, der zur Gesundheitspolitik
nichts anderes einfällt, als dass Stiegensteigen gesünder ist als Aufzugfahren
und dass man lieber Schwarzbrot als Weißbrot essen soll; eine
ÖVP-Gesundheitsministerin, die eine wochenlange Sonderprüfung braucht, um zu
erkennen, dass die Maßnahmen der schwarz-blauen Bundesregierung Mindereinnahmen
von 98 Millionen EUR für die Wiener Gebietskrankenkasse bringen; und
eine ÖVP-Gesundheitsministerin, die trotz mehrmaliger Aufforderung des
freiheitlichen Sozialministers keine Sonderprüfung bei der schwarzen
Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft macht, obwohl der
Verwaltungsaufwand der Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft von
4,7 Prozent dem Verwaltungsaufwand der Wiener Gebietskrankenkasse von nur
2,6 Prozent gegenübersteht und obwohl bei der Sozialversicherung der
Gewerblichen Wirtschaft 74,8 EUR Honorar pro Fall bezahlt werden gegenüber
42,5 EUR pro Fall bei der Wiener Gebietskrankenkasse.
Das ist die Politik der ÖVP: Eine Politik gegen die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, eine Politik gegen die Menschen! (Beifall
bei der SPÖ.)
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