Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 87
Jahren 2002 und 2003 haben ergeben, dass eine Umstellung auf eine Plastikflaschensammlung volkswirtschaftlich sinnvoll ist.
Nun für die Kolleginnen und Kollegen von der
Opposition, die anscheinend von kaufmännisch-wirtschaftlicher Verantwortung
noch nie etwas gehört haben: Das Geld, das der Bürger über den Verkaufspreis
für die Verpackungsentsorgung zahlt, geht in den Topf der ARA, im Falle von
Kunststoffverpackungen weiters an die ARGEV beziehungsweise ÖKK. In Österreich
werden über 140 000 Tonnen an Kunststoffverpackungen auf den Markt
gebracht.
Bei der ARA sind aber nur 100 000 Tonnen
lizenziert; von diesen ist die ARGEV aber nur für 70 000 Tonnen - das sind
70 Prozent - verantwortlich. Das sind Verträge der ARA mit dem Bund. Die
Übermenge von zirka 50 000 Tonnen entsteht durch so genannte
Trittbrettfahrer beziehungsweise Verträge, die der Bund hätte anpassen müssen.
Was bedeutet das für Wien? - In Summe zahlt die ARGEV
die in den gelben Tonnen erfassten Verpackungen; das sind zirka
5 600 Tonnen. Weiters bezahlt die ARGEV/ÖKK die energetische Nutzung
von Verpackungen, die über den Restmüll mitgesammelt werden; das sind
11 550 Tonnen. In Summe bezahlt die ARGEV/ÖKK also nur die Entsorgung
von 17 150 Tonnen Kunststoffverpackungen. Da in Wien jährlich zirka
35 000 Tonnen Kunststoffverpackungen anfallen, muss die verbleibende
Restmenge von 18 450 Tonnen über die Müllgebühr bezahlt werden.
Nun ist die ÖKK AG an die MA 48
herangetreten, um eine mehrjährige Vereinbarung über die energetische Nutzung
der im Restmüll miterfassten Kunststoffmengen abzuschließen. Gegenstand dieser
Vereinbarung ist in Ergänzung zu den Bestimmungen im ARGEV-Hauptvertrag und
dessen Nachträgen die Festlegung des Verbrennungsentgeltes bis 2006.
Auf Grund der Kompetenzverteilung zwischen ARGEV und
ÖKK kann das Verbrennungsentgelt nicht mit der ARGEV vereinbart werden. Im
Vertragsnachtrag 2004 werden mit der ARGEV folgende Mengen für die energetische
Nutzung vereinbart: 2004:11 550 Tonnen, rückwirkend ab 1.1.2004.
2005: 12 550 Tonnen, 2006: 13 550 Tonnen.
Für die Verbrennung der oben angeführten Mengen
werden mit der ÖKK folgende Entgelte vereinbart: Für 2004:
1 015 000 EUR pro Jahr; für 2005: 1 090 000 EUR
pro Jahr; für 2006: 1 165 000 EUR pro Jahr. - Damit können die
Verbrennungskosten der MA 48 bei der FWW für die thermische Behandlung
sowie die interne Administration voll abgedeckt werden.
Die besten Abfälle sind diejenigen, die erst gar
nicht entstehen, wie wir alle wissen. Es ist daher logisch, dass die Stadt Wien
die Forcierung der Mehrwegverpackungen fordert. Die Abfallvermeidung ist daher
auch ein erklärtes Ziel unserer sozialdemokratischen Wiener Umweltpolitik. Als
ein wesentlicher Beitrag zur Abfallvermeidung gilt auch der Einsatz von
Mehrwegverpackungen. Es wäre in dem konkreten Fall höchst fahrlässig, so zu
tun, als gäbe es heute keine Verpackungsabfälle. Als politisch Verantwortliche
und auch als Auftragnehmer des ARA-Systems haben wir die Pflicht, für eine
geordnete Entsorgung des Mülls zu sorgen. Dazu ist es notwendig,
Einwegverpackungen durch Recycling sinnvoll zu entsorgen. Auf berechtigte
Einnahmen aus dem ARA-System zu verzichten, wäre allerdings gegenüber der
Wiener Bevölkerung höchst unverantwortlich.
Wie eine Umfrage ergeben hat, sind 85 Prozent der
Wienerinnen und Wiener mit der Lebensqualität in ihrer Stadt zufrieden. Dies
betrifft auch die Sauberkeit und die Müllentsorgung. Daher mein spezieller Dank
an unsere MA 48 und an ihre Mitarbeiter. Wien ist und bleibt
Umweltmusterstadt!
Ich ersuche um Zustimmung. - Danke. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Es hat sich noch Herr Kollege Maresch zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Nach dieser netten Schulstunde mit Frau Prof Polkorab, in der
die Opposition der Besserwisserei geziehen wurde und uns gesagt wurde, wir
würden uns nicht auskennen, denke ich mir: Es ist natürlich schon so, dass ich
nicht so eine feine Unterlage gehabt habe – okay, es hat mir auch niemand die
Unterlage gemacht, sage ich gleich einmal dazu. (Zwischenruf der GRin
Rosemarie Polkorab.) Aber, Frau Polkorab, der Unterschied, der noch nicht
ganz klar war, war erstens einmal, dass die Opposition die Aufgabe hat, die
Stadtregierung und die Mehrheit zu kontrollieren und Oppositionspolitik zu
machen und nicht dauernd zu sagen: Die Umweltmusterstadt Wien wird von der SPÖ
super, super, am allersupersten verwaltet! - Das ist nicht unsere Aufgabe. (GRin
Rosemarie Polkorab: Hin und wieder könnt ihr es schon sagen!)
Unsere Aufgabe ist es, Frau Polkorab, zu schauen, ob
da Dinge in der Politik unserer Meinung nach nicht richtig sind oder nicht. Das
können Sie als Besserwisserei abtun oder nicht.
Grundsätzlich habe ich gesagt –
und, Frau Polkorab, da möchte ich Sie bitten, dass Sie genau zuhören -, man
muss zwischen zwei Dingen unterscheiden: Entweder ich betrachte es
betriebswirtschaftlich - dann ist das, was Sie sagen, völlig richtig: Es ist
richtig, dass man aus dem Kunststoffmüll, aus der ÖKK und aus der ARGEV mehr
Geld für den Stadtsäckel lukriert. Völlig richtig! – Nur: Volkswirtschaftlich
würde ich mir wünschen, dass die Stadtregierung und die SPÖ-Fraktion im Bund
endlich eine Initiative setzen würde, dass nämlich Mehrweggebinde verpflichtend
wieder eingeführt werden, so wie es in Skandinavien - und wir werden uns das ja
bald anschauen - passiert ist, wo zum Beispiel mit Pfandsystemen sehr wohl
Mehrweggebinde in Verwendung sind. Und auch die rot-grüne deutsche
Bundesregierung hat, zwar mit einem relativ komplizierten System, sehr
erfolgreich Einweggebinde zurückgedrängt. – Dass Sie sich dann hier heraus
stellen und von Besserwisserei der Opposition reden, das war nicht das, was man
als
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