Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 87
nachher, kommen Sie
heraus! -, weil diese Dreieckständer angeblich nicht 5 Meter neben einem
Zebrastreifen stehen dürfen (GR Karlheinz Hora: 2,50 Meter, um genau zu
sein!) und weil diese freiheitlichen Dreieckständer nicht
29 Zentimeter vom Gehsteigrand entfernt stehen dürfen. Sie müssten
30 Zentimeter neben dem Gehsteigrand stehen. (GR Heinz Hufnagl: Habt
ihr doch einen Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl?) Meine
Herrschaften, nicht: Habt ihr einen Kandidaten?, es geht hier um die Verschmutzung
dieser Stadt durch Ihre Ständer!
Die FPÖ- Dreieckständer
dürfen natürlich nicht neben einem Zebrastreifen stehen, die FPÖ-Ständer dürfen
auch nicht 29 Zentimeter zum Gehsteigrand stehen. Aber die SPÖ-Ständer
dürfen das! Gehen Sie jetzt zum Rathausausgang Felderstraße, dort steht der
SPÖ-Dreieckständer vor dem Rathaus natürlich neben dem Zebrastreifen und
natürlich keine 30 Zentimeter vom Gehsteigrand entfernt. Das ist Ihre
politische Kultur! (GR Heinz Hufnagl: Haben Sie einen verschoben?) Reden
Sie doch nicht so komisch drein! Es traut sich ja keiner, so einen Kandelaber
zu verschieben, das bringen Sie ja nicht einmal zusammen! (Heiterkeit des GR
Paul Zimmermann.) Das ist doch dieser Dreieckständer um den Kandelaber.
Also das ist Ihr Verständnis
von Demokratie! Das sind Ihre "gelebten demokratischen Spielregeln",
nach denen es hier in Wien geht: Uns die Dreieckständer per Bescheid
wegzunehmen, aber selbst sie vor dem Rathaus aufzustellen und zu sagen: Kein
Gemeinderat von der roten Fraktion hat das bemerkt - es ist keiner dort bei der
Rathaustür hereingekommen, es sind ja alle bei der anderen Tür hereingekommen
-, und keiner der Beamten hat das bemerken können. Nur die freiheitlichen
Ständer will man wegputzen, weil euch Herrschaften von der
"Demokratie" die Opposition einfach nicht passt.
Aber das ist keine
Demokratie, so spielt es die Spielregeln in Wien nicht! Wir werden uns zu
wehren wissen. Das UVS-Urteil habt ihr erlebt: Wir haben gewonnen. Und wir
werden dieses wieder durchfechten. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn
das nicht rote Diktatur ist, dann weiß ich nicht, was rote Diktatur ist. (Widerspruch bei der SPÖ.) Wo ist das Geseufze? Ihr könnt in Wien alles
aufführen? (GR Paul Zimmermann: Kollege Blind, wieso habt ihr jetzt
Dreieckständer?) Nein - Sie sind in der Sache offensichtlich ein bisschen
zu wenig informiert -, im letzten Wahlkampf wurden uns die Dreieckständer von der MA 48 weggeräumt. (GR Paul Zimmermann:
Im letzten Wahlkampf! In Ordnung!) Der Unabhängige Verwaltungssenat hat
natürlich uns Recht gegeben, und die MA 48 hat in dieser Entscheidung
verloren. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Geh bitte, soll ich das Ganze noch
einmal erzählen? (GR David Ellensohn: Ja, bitte! - Weitere Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.)
Dass eure Klubobfrau in
Penzing gesagt hat: Diesmal wird die MA 48 kommen und euch das alles
wegräumen! Nein, Herr Kollege Driemer ...
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Meine Damen und Herren! Versuchen Sie nicht, Herrn GR Blind seine wertvolle
Redezeit mit Dreieckständern zu blockieren. - Bitte, Herr GR Blind.
GR Kurth-Bodo Blind (fortsetzend): Gut, ihr
habt also gesehen, die Herrschaften
von der Sozialdemokratie sind undemokratisch. Sie sind hier in diesem Haus
wirklich nicht bereit, gleiche Spielregeln für alle politischen Fraktionen
gelten zu lassen. Das muss einmal festgestellt werden! (GR Mag Rüdiger
Maresch: Das war schön, noch einmal ...!)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Ich spreche hier zum Tagesordnungspunkt Nummer 19. Hier geht
es um einen Vertrag zwischen ... (GR Heinz Hufnagl: Das haben wir aber noch
nicht gemerkt, bis jetzt!) Sind Sie auch noch stolz darauf, dass Sie in
diesem Haus die Demokratie mit Füßen treten? Dass Sie die MA 48 anweisen,
von der Freiheitlichen Partei die Dreieckständer im letzten Wahlkampf
wegzuräumen, und das auch vorher noch in Penzing durch Ihre Klubobfrau im
Bezirksparlament ankündigen lassen? Darauf sind Sie stolz? Da machen Sie
Zwischenreden? Das ist Ihr Verständnis von Demokratie? - Genieren Sie sich
einmal ein bisschen! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich setze fort: Hier geht
es um einen Vertrag zwischen der MA 48 und der Firma ÖKK, der
Österreichischen Kunststoff Kreislauf AG, und zwar ums Verbrennen von
Kunststoffen. (GR Heinz Hufnagl: Sie werden nie fertig werden!) Ich
werde schon fertig werden.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Es gibt bei diesem Vertrag keine Win-Win-Situation. Ja, schon:
Eine Win-Situation für die MA 48 und eine für die ÖKK - aber der Blöde bei
diesem Vertrag ist der Wiener, der Bürger und der Steuerzahler, und
selbstverständlich auch die Umwelt! Denn erstens hat der Konsument für die
Verpackung zu zahlen, wenn er die Konsumgüter im Geschäft kauft; zweitens muss
er für die Verpackung zahlen, wenn er diese in den Restmüll wirft, nämlich über
die Müllgebühren - sprich: Es werden die Betriebskosten in jedem Haushalt höher
sein.
Die rote Gemeinde ist gar nicht daran interessiert -
da helfen keine Schalmeientöne -, dass die Kunststoffe neben dem Restmüll
gesondert, getrennt gesammelt werden. Denn jede Tonne mehr Kunststoff im
Restmüll bedeutet höhere Einnahmen für die rote Gemeinde. Das heißt, die
Gemeinde Wien ist die eigentliche Gewinnerin dieses gescheiterten - und ich
behaupte, des nie gewollten - Konzeptes der Müllvermeidung und der
Mülltrennung. Sonst könnte so ein Zustand jetzt nicht eintreten.
Denn ohne den zusätzlichen Kunststoff würde sich die
neue Müllverbrennungsanlage in Simmering nie rechnen. Wien ist geradezu froh,
im Jahr 2004 11 500 Tonnen, im Jahr 2005 12 500 Tonnen und
im Jahr 2006 13 550 Tonnen Kunststoff verbrennen zu können. Das
bringt Einnahmen für die ÖKK - nein, das ist schlecht ausgedrückt: Es bringt
Gewinn für die ÖKK. Sie braucht sich nämlich um das Entsorgen dieser Kunststoffmengen
nicht zu kümmern. Sie zahlt der Stadt Wien 1,1 Millionen EUR als
Verbrennungsentgelt und ist alle ihre Probleme los.
Dass auch der ÖKK überhaupt nicht an der Umwelt
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