Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 87
Lizenzgebühren bezahlen, wenn man es im Geschäft
kauft. Das heißt für die Konsumenten eigentlich: Doppelt geschröpft! Das ist
der Punkt.
Wovon ich heute rede: Die Stadt Wien hat je einen
Vertrag mit der ARGEV und der ÖKK - deswegen auch die beiden Akten -, sie
bekommt oder lukriert, wenn man so will, aus den Verträgen
5,7 Millionen EUR jährlich. Und pro Tonne verbranntem Kunststoff -
das mit der Verbrennung ist auch so eine Sache - bekommt man zwischen 86 und
88 EUR, und das aufsteigend in den nächsten paar Jahren. Das heißt, wir
haben eine Situation, dass einerseits die Stadt oder besonders die Frau
Stadträtin immer wieder hinausgeht und sagt: Mehrweg ist ganz wichtig, und wir
sollten auf Mehrweggebinde umstellen! Gleichzeitig erzielt die Stadt Wien auf
der anderen Seite Mehreinnahmen aus mehr Plastik. Das ist ein Widerspruch!
Das heißt, auf der einen Seite kann ich sagen:
Betriebswirtschaftlich ist das ganz toll für die MA 48 und für die Stadt
Wien, sie bekommt mehr Geld aus der Plastikverbrennung. Auf der anderen Seite
wäre es volkswirtschaftlich viel klüger, Mehrweggebinde zu verwenden. Die Stadt
Wien hat sich für die betriebswirtschaftlichen Argumente entschlossen, und die
Sonntagsreden werden mit Müllvermeidung angefüllt.
Kleines Detail am Rande: 5,7 Millionen EUR
machen ungefähr gleich viel Geld aus, wie die Stadt Wien derzeit für
Müllvermeidung ausgibt. Darum denke ich mir, viel interessanter wäre es gewesen
zu sagen: Wir bekommen mehr Geld aus der Kunststoffverbrennung, deswegen keine
Erhöhung der Müllgebühren!
Es war nicht so. Die Stadt Wien zieht sich bei der
Müllvermeidung auf Sonntagsreden zurück und bleibt in der Wirklichkeit bei der
Geldeinnahme. Das finden wir nicht gut, deswegen bei beiden Akten: Minus! -
Danke schön. (Befall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet: Herr GR Klucsarits.
GR Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Heute befassen wir uns mit den Sammel- und
Verwertungsverträgen, mit denen die Grundlage für das mehr oder weniger
funktionierende Müllsammelsystem in Wien garantiert werden soll. Wir wissen
schon, dass diese Aufgabe eine der ganz wichtigen ist, da schließlich von der
Sammlung und Verwertung der ökologische Erfolg der Abfallwirtschaft dieser
Stadt abhängig ist. Wir bekennen uns zum Gedanken sowohl der Mülltrennung als
auch der Müllsammlung, die ja eine Voraussetzung dafür ist, dass Wiens
Restmüllmenge nicht weiter ansteigt (GR Mag Rüdiger Maresch: Die steigt aber
an!) und damit nicht noch weitere Müllverbrennungsanlagen in Wien notwendig
sind. (GR Mag Rüdiger Maresch: Was du sagst, ist verkehrt!)
Meine Damen und Herren! Neben der Luftreinhaltung - Kollege
Maresch regt sich wie immer auf. (GR Mag Rüdiger Maresch: Ja! Weil Sie keine
Ahnung haben, Kollege Klucsarits!) Danke! (GR Mag Rüdiger Maresch: Es
wird mehr Müll durch den Vertrag! Lesen Sie ihn durch, zur Abwechslung einmal!)
Sind Sie fertig? (GR Mag Rüdiger Maresch: Schauen Sie sich den Vertrag an!)
Der Herr Professor glaubt immer, er ist in der Schule (GR Mag Rüdiger
Maresch: Ja, eh!), und bewertet die anderen. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Wenn die Schüler keine Ahnung haben, dann schauen sie nach! ... steigende
Müllmengen! - Weitere Zwischenrufe.)
Meine Damen und Herren! Neben der Luftreinhaltung
gehört der Stopp des in den letzten Jahren wieder stark zunehmenden Müllberges
in ganz Wien zu den wichtigsten umweltpolitischen Aufgaben dieser Stadtverwaltung.
(GR Mag Rüdiger Maresch: Lesen Sie den Text einmal durch!) Uns kommt
aber vor, dass diese Erkenntnis noch nicht in ausreichendem Maße Eingang in die
Politik dieser sozialistischen Stadtregierung gefunden hat. Die einzige
Antwort, die diese sozialistische Stadtregierung abfallwirtschaftspolitisch bis
jetzt gegeben hat, ist die saftige Müllgebührenerhöhung von unglaublichen
25 Prozent!
Aber ich glaube, das ist keine Antwort, sondern das
ist Geldbeschaffung, und mit Kostenwahrheit hat das auch nichts zu tun. (Beifall
bei der ÖVP.) Würde unsere Forderung erfüllt werden, dass dieses
Geld aus der Erhöhung der Müllgebühr zweckgebunden verwendet wird, dann würden
wir das vielleicht noch ein bisschen verstehen. Aber da dies nicht so ist,
bleibt es bei dieser Müllgebührenerhöhung, die gleich zu Beginn durchgeführt
wurde: Kaum hatten Sie die absolute Mandatsmehrheit in diesem Haus, haben Sie
eine 25-prozentige Gebührenerhöhung beschlossen! Das zeigt wieder, wenn
irgendwo ein Problem ist, machen wir in Wien eine Gebührenerhöhung. Ich glaube,
das kann nicht in unserem Sinn sein.
Aber auch abfallwirtschaftspolitisch kann ich nichts
Gutes berichten. Oder erklären Sie uns bitte, warum Wien nach wie vor das
österreichische Schlusslicht bei der Sammlung einiger Müllfraktionen ist!
Gerade hier fehlt es an Maßnahmen, um zu den anderen Bundesländern
aufzuschließen, damit wir nicht überall das Schlusslicht wären.
Vor allem sehen wir einen Handlungsbedarf bei den
biogenen Abfällen. Vor Jahren wurde mit Hilfe der Biotonne begonnen, diesen
Anteil im Restmüll durch getrennte Sammlungen herauszufiltern. Das ist an sich
ein sicher sehr guter Ansatz, weil biogener Müll einen großen Anteil am
Hausmüll darstellt und ein gutes Verwertungspotenzial in Form der Kompostierung
bis hin zum Einsatz in Biogasanlagen aufweist. Was ist aber geschehen? Die
Stadtverwaltung hat die Biotonnen größtenteils wieder abgebaut, und heute
landet wieder verstärkt biogener Müll im Restmüll, der dann verbrannt wird, und
wir brauchen wiederum ein zusätzliches Fernheizwerk, um diesen Müll zu
verbrennen. Das ist für uns schon deshalb keine besonders gute Lösung, weil man
für die geplante Biogasanlage sicher - das brauche ich Ihnen nicht zu sagen -
Biomüll brauchen wird.
Meine Damen und Herren! Angesichts dieser Fehlentwicklung
und der Tatsache, dass offenbar trotz aller
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