Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 87
zu bekommen -, hier offensichtlich wissentlich eine Lüge unters Volk zu bringen, nämlich zu unterstellen, dass hinsichtlich dieser Skulpturen - oder dieser Bilder, wie Sie sie genannt haben - nicht gemeldet worden wäre, dass sie entweder noch im Grünen Klub sind oder bei Herrn Dr Peter Pilz irgendwo in dieser Stadt herumgeistern.
Ich gehe davon aus, dass Sie die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der MA 7 kennen, das hoffe ich zumindest. Es gibt jährlich -
Herr Stadtrat, jährlich! - eine Anfrage dieser Dienststelle bei uns, ob sich
diese Kunstgegenstände, diese Ausleihungen noch im Grünen Klub befinden. Und
jährlich, das letzte Mal am 15. Oktober 2003, gibt es vom Grünen Klub die
Rückmeldung und den Hinweis (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: War aber nicht das Thema!): Sehr geehrte Frau
Sowieso - die da angefragt hat (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: War überhaupt nicht das Thema!) -, es hat sich
bei unseren Kunstwerken nichts geändert, die Bilder beziehungsweise die
Skulpturen sind selbstverständlich noch im Grünen Klub.
Ich finde es als eine bodenlose Frechheit, sich als
amtsführender Stadtrat in einer Fragestunde hier heraußen hinzustellen und
offensichtlich sowohl in der Öffentlichkeit als auch gegenüber den Journalisten
als auch hier im Gemeinderat dem Grünen Klub und insbesondere dem Dr Peter Pilz
zu unterstellen, dass sie sich irgendwelche Bilder oder Skulpturen unter den
Nagel gerissen haben, noch dazu in der Fragestunde, in der es darum gegangen
ist, Auskunft darüber zu geben, welche Bilder tatsächlich gestohlen wurden, und
uns in einem Konnex mit diesen gestohlenen Bildern zu nennen.
Ich fordere Sie jetzt an dieser Stelle auf, hier
herauszukommen, sich für diese ungeheuerliche Vorgangsweise zu entschuldigen
und das zurückzunehmen! Denn Sie wissen genauso gut wie ich, dass Sie bei
weitem über das Ziel hinausgeschossen haben und dass Sie vielleicht einen
flapsigen Nebensatz hier nicht so angebracht haben, wie Sie es eigentlich - als
Spaß, als "Gspassettl", als lockeren Zwischenruf oder als Sager -
hätten tun wollen.
Faktum ist, dass Ihnen als amtsführender Stadtrat
bekannt ist, dass die MA 7, die zuständige Stelle, jedes Jahr bei uns
nachfragt und jedes Jahr die Meldung bekommt, dass diese Exponate
selbstverständlich bei uns vorhanden sind und Sie sich jederzeit davon
überzeugen können, dass diese Exponate im Grünen Klub auch anzutreffen sind.
Ich weiß nicht, was daran besonders lustig ist oder ob man besonders cool ist,
wenn man herausgeht und sagt: Haha, na ja, aber einmal ist es gesagt, und derart
angepatzt wird schon ein bisschen etwas hängen bleiben!
Offensichtlich ist das eine Strategie, die Sie
verfolgen. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. - GR Dr Michael LUDWIG: Nein,
Sie!) Ich kenne das immer nur von Politikern, deren zeitliches Ende irgendwie
herannaht. Jetzt weiß ich schon, dass die halbe Stadtregierung auf einem
Austauschposten sitzt; ich weiß nicht, ob Sie zu den Playern gehören, die auf
diesen Austauschposten sitzen. Ich hätte auch angenommen, dass Sie den
Unterschied zwischen einer Skulptur und einem Bild kennen. Zumindest gehe ich
bei einem Kulturstadtrat davon aus, dass er das kennt. Zumindest das hätte man
annehmen können, doch auch in dieser Sachlage wurde ich enttäuscht.
Aber ich habe gesehen, Sie haben sich schon zum Wort
gemeldet, und vielleicht brauche ich meine restlichen 14 Minuten noch. -
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort gemeldet ist der Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrter Gemeinderat!
Ich weise natürlich den Ausdruck "Lüge"
oder "Unwahrheit" mit aller Entschiedenheit zurück.
Ich habe auch von Objekten gesprochen, Artefakten,
Kunstwerken, und habe die Bilder hergezeigt. (GR Günter Kenesei:
"Bild" haben Sie gesagt!) Aber ich lese es Ihnen gerne noch
einmal vor, weil Sie offensichtlich in der Tat überhaupt nicht verstanden
haben, worum es geht. (GR Kurth-Bodo Blind: Werden Sie sich jetzt
entschuldigen oder nicht?) Ich lese Ihnen vor, was ich heute am Vormittag
gesagt habe. (GR Günter Kenesei: Ich habe es eh da!)
Ich darf Ihnen dazu - zu den Problemen, die die
Kulturabteilung in der Auffindung von Kunstwerken hat, nämlich dass es oftmals
Personen- und Standortwechsel gibt - ein Beispiel nennen, habe ich heute am
Vormittag gesagt. Der grüne Gemeinderat Dr Pilz hat im Jahr 1992 fünf
Kunstwerke im Ankaufswert von insgesamt 6 500 EUR von der MA 7
entlehnt. Bis dato wurde der Kulturabteilung weder eine Änderung des
Leihnehmers bekannt gegeben, noch wurden die Werke retourniert. Das heißt, jene
im Jahr 1992 entlehnten Bilder mit einem Zeitwert von 9 800 EUR
laufen noch immer auf den Leihnehmer GR Pilz.
Nun, habe ich gesagt, in diesem speziellen Fall
konnten unsere Beamten aus den Medien entnehmen, dass Herr Dr Pilz seinen Arbeitsplatz
gewechselt hat. (GR Kurth-Bodo Blind: Das darf nicht wahr sein!) Wenn
Beamte ihre Dienststelle wechseln, wird das selten in der Öffentlichkeit
diskutiert und ist daher der Kulturabteilung nicht automatisch bekannt. In
diesem Fall sind die Beamten der Kulturabteilung auf genaue Mitteilungen der
Leihnehmer angewiesen.
Ich darf Sie, habe ich dann weiter gesagt, nun von
hier aus bitten, den Verpflichtungen eines gewissenhaften Leihnehmers
nachzukommen und eine schriftliche Mitteilung an meine Abteilung zu
übermitteln, wer der neue Leihnehmer der oben genannten Bilder im Grünen Klub
ist. Ich nehme an, dass sich die Bilder noch immer im Klub der Wiener GRÜNEN
befinden, andernfalls müsste eine Verlustmeldung gemacht werden.
Dieses habe ich gesagt, nicht mehr
und nicht weniger! Dem ist weder etwas hinzuzufügen, noch ist etwas zu
beschönigen oder hätte man sich dafür zu entschuldigen. Ich entschuldige mich
für eines: Es tut mir Leid, dass ich Sie heute in der Früh mit dem GR Ellensohn
verwechselt habe. Dafür entschuldige ich mich, aber das
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