Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 87
Leute, die in einem Gebiet wohnen, das in Wirklichkeit vor
dem U-Bahn-Bau und nach dem U-Bahn-Bau, nämlich Stafa und Gürtel, eigentlich
nie das Geschäftszentrum war, sondern es war alles Richtung Innenstadt?
Herr Kollege Valentin,
wenn Sie sagen, der Absiedlungsdruck ist dort so groß, frage ich Sie, welcher
Absiedlungsdruck? Ich hätte dort an sich, wenn ich oben wohne, gerne eine
schöne Wohnung, überhaupt keine Frage. Wieso ist dort ein Absiedlungsdruck? Der
wird kommen, wenn Sie Ihre Geschäfte dort widmen. Der wird sicher kommen, wenn
ich im Keller, Erdgeschoß und ersten Stock durchgehende Geschäftsflächen
schaffe.
Das mit der Blocktiefe ist auch ein Schmäh. Schauen
Sie sich den Gerngroß an! Dort ist auch nicht alles gewidmet. Aber wenn dort
Geschäfte hineinkommen, miete ich mir, Kollege Neuhuber, das müssen Sie aber
auch wissen, als Großer doch nur ein Geschäft, wenn ich eine Zufahrt, eine
Parkplatzmöglichkeit und vor allem Anliefermöglichkeiten habe. Da kann ich
durch den Block von der anderen Seite jederzeit zufahren. Also das schaue ich
mir doch an, wenn Sie jetzt mit der Blocktiefe daherkommen und sagen, es ist
ohnedies alles wunderbar geregelt!
Noch etwas, Kollege Valentin,
das Wort der gelebten Demokratie sollte gerade heute die Sozialdemokratie nicht
so vollmundig benützen, denn gelebte Demokratie heißt für mich nicht
Abstimmungsmaschinerie hier, sondern Überzeugung in den Bezirken. Sie können
mir nicht sagen, dass das nicht Ihre Parteifreunde, weder im 6. noch im
7. Bezirk sind, die dort regieren. Zwei Bezirke haben die gleiche Meinung,
bringen die gleichen Argumente und Sie fahren einfach drüber! (GR Godwin Schuster: Was heißt "zwei
Bezirke"? Es geht um den 6. Bezirk!) Gelebte Demokratie wäre
gewesen, wenn sie sich mit den Bezirken auseinander gesetzt hätten, auf die
Argumente eingegangen wären und vielleicht etwas anders agiert hätten als heute
hier! Herr Kollege Schuster, Sie haben von nichts eine Ahnung! Das ist
unglaublich! (Beifall bei der FPÖ.)
Gelebte Demokratie heißt zu überzeugen. Haben Sie
Ihre Kollegen überzeugt? Wieso hat der Kollege Valentin nicht Tag- und Nachtschichten im 6. Bezirk mit
der Frau Kollegin Kaufmann oder mit dem Herrn Kollegen Blimlinger verbracht?
Wieso haben Sie die denn nicht überzeugt? – Weil die Argumente falsch sind!
Weil Sie es sich hier mit Ihrer absoluten Mehrheit einfach machen und
abstimmen! Ein bisschen mit Anhängsel der ÖVP diesmal, die haben wir
eingekauft, über die Lobbyisten in der Kammer!
Wir sind dagegen! Das ist der Beginn des Endes,
lieber Kollege Schuster! (GR Gerhard Pfeiffer: Machen Sie es sich nicht so
leicht, Herr Kollege!) – Herr Kollege Gerstl, du wohnst in Penzing, du hast
überhaupt keine Einkaufsstraße! Ach so, der Pfeiffer ist das! Geh bitte, rede
doch nicht über Einkaufsstraßen! Du weißt überhaupt nicht, wie man einkaufen
geht! (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist doch eine Frechheit!) Entweder kommunizierst
du mit dem Computer oder mit mir! (GR Gerhard Pfeiffer: Eine solche
Frechheit!)
Die äußere Mariahilfer Straße wird dem Druck nicht
mehr Stand halten, meine Damen und Herren! Wir werden den Westbahnhof
überbauen, werden dort tausende Quadratmeter machen, es gibt keine
Nord-Süd-Verbindung in diesem Bezirk, auf der anderen Seite macht man neue
Geschäftszentren auf der inneren Mariahilfer Straße und die äußere wird in der
Doppelmühle sterben. Aber das ist den Kollegen Strobl, Nettig und Neuhuber
vollkommen egal!
Meine Damen und Herren, gelebte Demokratie wäre
gewesen, auf die Meinungen der Bezirke einzugehen. Mir fällt immer wieder bei
Planungsakten auf, es gibt zunehmend Einwände von Bezirken, aber diese werden nicht
einmal im Ausschuss behandelt. Darüber reden wir nicht einmal. Da warten wir
halt auf die Maschinerie, wo man die ÖVP teilweise mitnimmt.
Wir spielen bei diesem Theater nicht mit! Wir stimmen
diesem Akt sicherlich nicht zu! (Beifall
bei der FPÖ. – GR Godwin Schuster: Bei welchem Theater?)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum Wort gemeldet ist Herr StR Schicker. Ich
erteile es ihm.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Es wäre sehr verlockend, jetzt im Stil vom Kollegen
Madejski weiterzudiskutieren, aber ich freue mich vor allem darüber, dass wir
endlich einmal einen Planungsakt haben, wo sich die Freiheitliche Partei
gemeldet hat. Denn die Abstimmungsmaschinerie, welche die Freiheitlichen sonst
an den Tag legt, schaut so aus: Im Ausschuss auf die Tagesordnung setzen, keine
Wortmeldung, im Stadtsenat auf der Tagesordnung, keine Wortmeldung (GR Dr Herbert Madejski: Das stimmt doch gar
nicht!), im Gemeinderat, wie heute wieder dann, aber du kannst dich dann
gerne noch bei den drei Akten aus dem dritten Bezirk melden, auf die
Tagesordnung setzen, keine Wortmeldung.
Ich bin sehr froh darüber, dass du dieses Mal, lieber
Herr Madejski, gesagt hast, worum es geht. Deswegen haben wir auch die
Möglichkeit, dazu zu argumentieren und zu erklären.
Zunächst einmal zur Frage der
Demokratie und der Mitsprache und des Einschaltens der Bezirke: Wir haben vor
zwei Jahren beide Bezirke eingeladen; die Frau Kaufmann, den Herrn Blimlinger,
die Wirtschaftskammer an einen Tisch eingeladen und haben genau diese Frage
gemeinsam bei mir im Zimmer mit den Experten von der Handelskammer, mit den
Experten des Magistrats und mit den Vertretern der Bezirke besprochen. Es ist
damals sehr eindeutig und klar herausgekommen, dass die damals gültige Regelung
in der Bauordnung für Wien große Gefahren birgt. Diese Regelung hätte
ermöglicht, dass die Parzelle, egal wie groß sie ist, als Ganzes hineingenommen
wird, dass es keine Untergliederung in der horizontalen Schichtung gäbe,
sondern dass eben das Gesamte als Einkaufszentrum zu widmen wäre. Genau das
haben sowohl die Wirtschaftskammer als auch die Bezirke eingewandt. Wir haben
einige Beispiele durchgespielt, Bundesmobiliendepot im 7. Bezirk zum
Beispiel,
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