Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 87
Straße so hoch bewerten, dass wir ausufernden Geschäften Einhalt geboten haben. Wir haben damals gemeinsam gesagt, wir wollen eine Bausperre. Dann haben wir, die MA 18 gemeinsam mit der Kammer, diskutiert, wie man den Geschäftsstraßen einen Status verleihen kann, der es ermöglicht, dass es keinen Abfluss in die dezentralen, am Stadtrand liegenden Einkaufszentren gibt und da wurde eine lange Liste von Dingen gefunden und erarbeitet. Dann hat es die Diskussion gegeben, besonders im 7. als auch im 6. Bezirk, wo diese gemeint haben, ob das nicht ein Instrumentarium sei, das die Geschäftsleute und die Ansiedelung von großen Geschäften zu sehr bevorzugen wird. Daraufhin wurde eine, ich würde fast sagen, maßgeschneiderte Widmung geschaffen, eine Geschäftsstraße leicht, eine Softlösung einer Geschäftsstraßenwidmung, die sehr wohl die Wohnbedürfnisse inkludiert. Es wurde weiters gesagt, dass man Geschäftsstraßen etagenweise widmen kann.
Im gegenständlichen Fall geht es um drei Etagen. Hier
sollen, genauso wie im 7. Bezirk, wo das vor zwei Jahren gewidmet worden
ist, drei Etagen Geschäftsstraßen gewidmet werden und darüber weiterhin
Wohnzone.
Man hat, was wichtig ist für die Mariahilfer Straße,
auch gesagt, man kann die Trakttiefe dimensionieren. Im gegenständlichen Fall
wird 40 Meter gewidmet. 40 Meter ist bei Weitem nicht einmal ein
Drittel von dem, was zwischen der Mariahilfer Straße und beispielsweise der
Gumpendorfer Straße liegt. Wir haben Trakttiefen in der Mariahilfer Straße, wo
es bis zur Gumpendorfer Straße geht.
Das heißt, wir haben sehr bewusst dieses Mittel der
reduzierten Widmung einer Geschäftsstraße gewählt, um zu ermöglichen, dass
interessante Geschäfte zuziehen, aber gleichzeitig zu verhindern, dass die dort
Lebenden unter Pression gelangen. Wir haben damit das Ergebnis, dass die
Mariahilfer Straße zum einen den erfolgreichen Weg weitergehen kann, auf der
anderen Seite über dem dritten Geschoß, aber auch in der Trakttiefe nach dem
41. Meter der Wohnbevölkerung Priorität gegeben wird.
Schon 1994, meine Damen und Herren, haben wir mit dem
STEP die Mariahilfer Straße als einen besonderen städtischen Mittelpunkt
gesetzt, gerade weil wir damit verbunden haben, dass hier besonders in Richtung
Handel und Gewerbe gegangen werden soll. Mit dieser Veränderung der Bauordnung
in der Widmung "dosierte Einkaufsstraße" wird auch den
Notwendigkeiten des Wohnens Rechnung getragen. Es ist auch klar, wenn auf der
einen Straßenseite diese Widmung ist, dass die gegenüberliegende Straßenseite
mit der gleichen Struktur eine ähnliche bis gleiche Widmung erhalten soll.
Wenn, meine Damen und Herren, gefragt wird, wie es
weitergehen soll, so ist dieses Instrument für die restliche Mariahilfer
Straße, aber auch für andere Straßenzüge sicherlich ein ideales Mittel, um die
Geschäftstätigkeit zu stärken und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die
Wohnbevölkerung, die für viele Geschäfte besonders wichtig ist, weiterhin
verbleiben kann.
Ich glaube, wir haben eine Diskussion gehabt, wo man
zur Kenntnis nehmen muss, dass der Bezirk zu einer anderen Meinung gekommen
ist, wo man allerdings nach einer sehr intensiven und sachlichen Prüfung auch
sagen muss, dass den Befürchtungen des Bezirks Rechnung getragen worden ist,
dass Gegenmaßnahmen gesetzt worden sind und dass gerade das, was die Frau
Bezirksvorsteherin befürchtet, durch diese Widmung nicht passieren kann.
Dann muss man ein Letztes sagen: Stadtentwicklung ist
etwas Übergeordnetes und da werden wir auch demokratiepolitisch damit leben
müssen, dass ein Organ wie der Wiener Gemeinderat fallweise anders entscheidet
als das eine Bezirksvertretung tut. Dann aber sollte davor eine intensive
Diskussion erfolgt sein. Diese hat es gegeben. Schließlich soll man alle
Argumente würdigen. Auch das ist in diesem Fall passiert.
Deshalb kann ich Sie nur auffordern, sich in diesem
Falle bei der Abstimmung genauso wie die Sozialdemokraten zu verhalten und in
der Verantwortung für die Wohnbevölkerung, aber auch für die Geschäftsleute,
die in der Mariahilfer Straße tätig sind, diese Widmung zu beschließen. – Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Madejski. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es kann nicht unwidersprochen bleiben, was die
Genossen Valentin und Neuhuber
hier in gemeinsamer Eintracht von sich gegeben haben. Die Mariahilfer Straße
ist – das hat der Kollege Kenesei schon in seinem Eingangsstatement gesagt und
ich kann mich dieses Mal nur anschließen – deswegen die Einkaufsstraße von
Wien, weil es dort eben ein gemischtes Gebiet von Wohnen, von Geschäften,
Unterhaltung und Gastronomie gibt, was manche Shoppingcenter und
Großeinkaufshäuser nicht bieten. Deswegen ist die Mariahilfer Straße an sich
die Geschäftsstraße Wiens.
Der Kollege Strobl schüttelt den
Kopf, aber ich glaube, er hat auch nicht so viel Ahnung. Nur diesmal ist er
einer Meinung ist dem Herrn Kammerpräsidenten Nettig, der, ich hoffe, nicht
wegen dem Fall zurückgetreten ist oder nicht zurücktritt, sondern vielleicht
wegen etwas anderem. Für mich vollkommen unverständlich ist die Funktion und
die Argumentation der Wiener Wirtschaftskammer. Ich darf Ihnen sagen, was ich
nämlich nicht verstehe. Im letzten
Stadtentwicklungskommissions-Arbeitsausschuss ist hinter mir der Vertreter der
Wiener Wirtschaftskammer gesessen. Wir haben uns dort über die Überbauung des
Westbahnhofs unterhalten. Da haben wir mitbekommen, dass dort ein relativ
großes Gewerbegebiet kommen wird. Hier hat der Kollege der Wiener
Wirtschaftskammer gesagt, eigentlich haben wir in Wien ohnedies viel zu viele
Flächen und es wird schwierig werden, in diesem Gebiet diese Flächen, seien es
die Handelsgeschäfte, Gewerbebetriebe oder Großketten, unterzubringen. Dazu
muss ich schon sagen, wenn wir ohnedies schon so viele Flächen haben, wieso
gehe ich dann her und beglücke mit Zwang plötzlich die
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