Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 87
Wortmeldung von Herrn GR Barnet. Er hat noch fünf
Minuten.
Abg Günther Barnet (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Kollege Hundstorfer, wo immer er auch ist - (GR
Rudolf Hundstorfer: Hier!) hier -, das haben wir uns gedacht, dass das
kommen wird! Vieles mag richtig sein, viele Erklärungen für viele Probleme, die
wir alle kennen und die, wie ich es vorhin gesagt habe, seit über zehn Jahren
immer wieder angesprochen werden und Sie sagen: Na machen wir halt was
miteinander gemeinsam. Ja, machen wir was miteinander gemeinsam! Das sagen wir
seit über zehn Jahren! Nach jedem Missstand in einer Geriatrie, in einem Pflegeheim,
passiert jedes Mal dasselbe: Ihr sagt, die anderen skandalisieren, selbst
mauert ihr und gebt groß an.
Es wird diesmal auch wieder nicht anders sein! Wir
werden wieder einen Bericht aus der Kommission mit ich weiß nicht wie viel
Empfehlungen beschließen. Was wird davon umgesetzt werden? Wenig bis nichts
oder umgekehrt nichts bis wenig.
Der Punkt ist: Natürlich kann ich immer appellieren:
Übernehmen wir in Zukunft miteinander die Verantwortung. Aber wer übernimmt die
Verantwortung für die Vergangenheit? Die Verantwortung für die Vergangenheit
und zwar für konkrete Missstände bleibt aus verschiedenen Gründen bei der SPÖ.
Und ich bringe Ihnen noch einmal das eine Beispiel
und da hilft kein Reden wie: Ach wir finden niemanden, das ist alles so schwierig
und selbst mit Geld und ich weiß nicht was. Da geht es um eine ganz konkrete
Frage. Da geht es um die Frage und der Kontrollamtsbericht hat es dargelegt:
Hat aufgrund von Vorfällen der letzten 15 Jahre – Lainz I und Liesing
in den 90iger Jahren - die Behörde das Gesetz vollzogen und ist sie ihrer
Aufsichtspflicht nachgekommen, „Ja“ oder „Nein“? Der Kontrollamtsbericht ist
eindeutig „Nein“! Dafür muss es Verantwortliche geben, entweder politisch
Verantwortliche oder beamtete Verantwortliche und daran werden wir Sie in der
SPÖ messen! Wir werden Sie daran messen, ob Sie bereit sind, die Verantwortung
für Fehler der Vergangenheit zu übernehmen und nicht zu sagen: Ja das ist einer
von uns, den haben wir eh in Pension geschickt, aber sonst lassen wir ihn aus
dem Kraut. So geht es nicht! Disziplinarverfahren für ein paar Schwestern
schon, aber keine politische Verantwortung der politischen Führung! Um den
Kaspar und den Hauke ein bissel herumreden und den, der jetzt tatsächlich schon
namhaft und dingfest gemacht worden ist, nämlich der ehemalige Leiter der
MA 47, der selber gesagt hat: „Ich habe eine Pflichtverletzung begangen,
ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich das gemeldet habe, aber vermutlich
eher nicht“, den lasst ihr aus dem Kraut! So wird es nicht gehen. Das ist eine
eindeutige Pflicht, hier die Verantwortung zu übernehmen und daran werden wir
Sie und den Bürgermeister messen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum
Wort gemeldet ist der Herr GR Prochaska.
GR Johannes Prochaska (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
In aller Kürze: Nach dem Pathos des Kollegen
Hundstorfer muss man hier in diesem Saal doch ein bisschen mit dem
Langzeitgedächtnis beeindrucken dürfen.
Auch ich bin der Meinung, dass es darum geht, die
Zukunft zu bewältigen, gemeinsam die Zukunft zu bewältigen. Ich halte den
Einzelfall auch nicht für geeignet, immer einen Skandal daraus zu machen, aber,
Kollege Hundstorfer, auch das Einzeldementi ist dafür nicht geeignet, keinen
Skandal daraus zu machen und straft Lügen, wenn Ihr Erstredner heute gesagt
hat, es gibt keine politische Verantwortung.
Es gibt eine politische Verantwortung! Das
Pflegewesen ist gekennzeichnet durch eine Kette des Leugnens, des Herumredens,
des Abstreitens und - gestatten Sie mir den Wiener Ausdruck - des Herumeierns.
Ich habe mir die Mühe gemacht, 25 Jahre zurückzugehen.
Im Jahr 1980 hat die Volkspartei das erste Mal
etwas beantragt, was Sie heute als große Erfindung in den Raum stellen, nämlich
den Pflegeombudsmann, eine Verbesserung des Beschwerdewesens und den
Pflegeombudsmann. Wie lautete die Antwort? Ich habe mir das sehr genau
angeschaut. Die Antwort war: Das brauchen wir nicht, weil die Leute einen
Beschwerdebriefkasten nicht annehmen und einen Pflegeombudsmann brauchen wir
nicht, weil man sich ja in der Hierarchie ohnehin an die richtige Stelle
beschweren gehen kann. Na ich wünsch’ viel Vergnügen, wenn Sie sich in Lainz
hierarchisch beschweren gehen! Dann war der einzige Kompromiss, dass der
Beschwerdebriefkasten bei der Entlassungskanzlei angebracht wird! Die Leute,
die Lainz verlassen, werfen keine Briefe mehr ein, meine Damen und Herren! Das
haben Sie aber auch schon damals gewusst.
Ende 1981 - es waren Schlick, Härtel, Flemming -
wurde erneut auf Mängel im Pflegewesen hingewiesen. Es war genau am
14. Dezember. Wie haben Sie geantwortet? Das Pflegeheim SMZ Ost wird
wunderbar. Die Adaptierung von Baumgarten ist eh schon eingeleitet. Außerdem
gibt es eine verstärkte Langzeitabteilung im Wilhelminenspital und die
B-Stationen in den Seniorenheimen werden ausgeweitet. Also was brauchen wir
Ihre Anträge? Was brauchen wir Ihr Mitwirken, zu dem Sie uns heute so herzlich
einladen?
September 1983 - eine mündliche Anfrage über die
Kapazitätsausweitung am Pflegesektor. Sie antworteten mit Versprechungen und
mussten in der Anfrage zugeben, dass die finanzielle Bedeckung dafür aber nicht
vorgesehen sei.
Dezember 1983 – erneut Beantragung des Pflegeombudsmanns
und von Beschwerdebriefkästen. Antwort: Ein wiederholtes „Das brauchen wir
nicht, es ist alles in Ordnung.“
Dezember 1986 - Personalprobleme
werden in Lainz wegen des steigenden Arbeitsanfalls und wegen vieler
bedenklicher Einweisungen eigentlich psychiatrischer Fälle aufgezeigt. Wie war
die Antwort? Selbstverständlich gibt es eh laufende Bemühungen, es bedarf des
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