Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 87
Eigentumsverhältnisse
offen legen muss. Er wird vielleicht für vier, sechs oder meinetwegen acht
Wochen plötzlich zu einem Pflegefall, obwohl er hochqualitative medizinische
Betreuung erhält. Das ist nichts, was wir jetzt erfinden. Darauf hat Prof Mazal
schon aufmerksam gemacht und auch Alexandra Kunz hat auf dieses Problem schon
hingewiesen. Da kann man sich vor Augen führen, wie lange das schon her ist.
Und jetzt gibt es einen aktuellen Brief, in dem der Herr Generaldirektor Hauke
sagt, ja, das wissen wir zwar, aber das muss eine politische Entscheidung sein.
Ja, Kruzitürken, ist das Unternehmen Krankenanstaltenverbund jetzt ein
eigenständiges Unternehmen oder nicht? Er hat zu verhandeln! Er hat zu schauen,
dass hier in Wien die Patientinnen und Patienten gleich behandelt werden.
Ein
Problem möchte ich auch noch anscheiden: Die Entlohnung, die Entlohnung für
diese schwere Arbeit. Warum sind so viele Pflegepersonen nicht mehr einsetzbar?
Weil wir es vor vielen Jahren verabsäumt haben – mittlerweile ist es schon ein
bisschen besser oder sagen wir größtenteils gut –, Hebevorrichtungen vorzusehen.
Das heißt, die Pflegepersonen haben durch die Bank Schwerstarbeit leisten
müssen und haben dadurch gesundheitliche Probleme. Das heißt, sie sind nicht
mehr vollwertig einsetzbar. Da muss man einfach Visionen entwickeln, was man
mit diesen Personen machen kann, damit sie für den Beruf, den sie gewählt
haben, weiter einsetzbar sind.
Die
Frau GRin Pilz hat gesagt, die Zeiten "waren fast sauber", die sind
vorbei. Ich gebe Ihnen völlig Recht. Ich glaube nur, dass vieles von dem, was
wir quasi von der Stadt oder von den Pflegepersonen in Pflegeeinrichtungen
verlangen, auch von anderen Personen gemacht werden kann. Ich sage, von
Sozialarbeitern, die hinten und vorne fehlen, von Zivildienern, von Therapeuten
und möglicherweise von Pflegepersonen, die nicht mehr voll einsetzbar sind. Es
gibt ein ganz simples Beispiel: Einfach Zeit zu haben, Zeit zu haben für die
Menschen. Auch das hat die Frau GRin Pilz gesagt: Die sitzen von in der Früh
bis am Abend und warten. Es tut sich nichts. Also der Gedanke alleine, dass ich
vielleicht in zehn Jahren dort sitze und es gibt überhaupt keine Tätigkeit mehr
für mich, das ist einfach erschreckend. Hier, sage ich, gehören die Therapeuten
eingesetzt. Denn man merkt, wenn man sich mit den Menschen auseinander setzt,
wenn man sich mit ihnen beschäftigt, können sie plötzlich wieder besser
sprechen, sie können wieder zeichnen, sie können singen, sie können einfach
wieder eine Lebensqualität gewinnen. Und das, sage ich, ist unsere
Herausforderung.
Zur
Entlohnung: Die Geriatriezulage haben wir alle bejubelt, Sie, die Opposition,
nur, die ist noch immer beim Pflegepersonal. (GR Rudolf Hundstorfer –
seitlich neben dem Präsidium im Saal sitzend –: Das stimmt doch nicht!)
Wunderbar! Seit wann? Seit einem Tag oder was? (GR Rudolf Hundstorfer: Seit
dem Auszahlungsmonat März!) Na, wunderbar! Na wunderbar! Ich freue mich,
dass sie jetzt endlich da ist. Sie ist nur schon im Jänner verkauft worden, und
jetzt im März haben sie es gekriegt. (GR Mag Hilmar Kabas: Er ist
aufgewacht!) Aber, Herr Gemeinderatsvorsitzender und Chef der Wiener
Gemeindebediensten, es ist höchst an der Zeit, dass das endlich da ist. (GR
Günther Barnet: Zwischenrufe sind vom Platz aus zu machen!) Ja, ich weiß,
er müsste in seiner Bank sitzen, aber ich bin ja schon froh, dass er uns die
Information gegeben hat, dass die Geriatriezulage da ist. (Beifall bei der
FPÖ. – GR Mag Hilmar Kabas: Herr Vorsitzender, weisen Sie den Herrn
Vorsitzenden zurecht!)
Vorsitzender
GR Günther Reiter (unterbrechend): Meine Damen und Herren!
Sie wissen, die Wortmeldungen sind von der Bank aus zu bringen. Wir wissen das
eh alle. (GR Rudolf Hundstorfer: Jawohl! – Heiterkeit.)
Jetzt
war der Herr Bürgermeister ganz kurz da, aber leider ist er schon wieder
gegangen. Ich habe mir gedacht, er wird jetzt vielleicht hierher kommen und
noch einmal das Wort ergreifen und hier schwarz auf weiß vorlegen, wann die
Pflegemilliarde da sein wird und wie sie entstehen wird. Ich glaube ganz
einfach, dass man dazu neue Finanzierungsmodelle braucht. Der Herr Bürgermeister
selbst hat heute gesagt, es muss eine Reform der Finanzierung geben. Da gebe
ich ihm völlig Recht. Aber wir werden auch neue Wege gehen müssen, denn eine
Pflegemilliarde ist sehr, sehr, sehr viel Geld. Dennoch wird das nur ein
Tropfen auf den heißen Stein sein.
Daher
fordere ich den Herrn Bürgermeister noch einmal auf, hier eine wirkliche
Garantie abzugeben, und zwar so, dass man sie tatsächlich umsetzen kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka. Ich
erteile es ihr. (Zwischenruf)
GRin
Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das
Kontrollamt kommt nach dieser umfassenden Prüfung zu diesem Schluss, dass weder
ein Anlassfall des Prüfauftrages noch bei zahlreichen stichprobenartig
durchgeführten Überprüfungen ein Pflegeskandal, wie es von der Opposition immer
wieder vorgetragen wird, vorliegt. Im Kontrollamtsbericht steht auch drinnen,
Frau GRin Pilz, dass im Durchschnitt die Pflegequalität sicher und angemessen
ist (GRin Dr Sigrid Pilz: Das stimmt!) – das wird auch in dem Bericht
festhalten –, dass sie in einigen Ansätzen sogar über den Durchschnitt
hinausgeht und optimale Pflege vorliegt. Wir verleugnen aber nicht, dass in
manchen Fällen – das haben wir selber auch festgestellt – natürlich auch eine
an der Grenze liegende Pflege vorgelegen ist. (GRin Dr Sigrid Pilz: Die
sichere Pflege nicht gewährleistet werden konnte!) Es gab einige wenige
einzelne Fälle, die dann sicherlich auch umgehend behoben wurden. Auch in
diesem Fall ist das ja passiert. Es gab ja dann immer wieder auch
Besprechungen, und das wurde wieder behoben.
Wir leugnen nicht, dass es Pflegemängel gibt – wir haben
eben die unterschiedlichste Pflege feststellen können –, aber wir wissen auch,
dass es unzureichende
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