Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 87
Bürgermeisters gehört, dass die Pflegemilliarde kommt, aber, wie gesagt, die Zuständigen sind nicht da.
Ich bin dem Kontrollausschussvorsitzenden Dr Serles
dafür dankbar, dass es überhaupt einmal möglich war, eine öffentliche Aussage
vom Bürgermeister in den Medien zu hören, das heißt, ein größerer Teil der
Wienerinnen und Wiener hat überhaupt einmal gehört, dass der Bürgermeister
dieser Stadt etwas verändern will. Glauben tue ich es nicht.
Es ist einfach so, dass er – was er heute zum
Beispiel in der mündlichen Fragestunde dem Herrn GR Mag Kowarik gesagt hat –
eine Garantie der Pflegemilliarde angekündigt hat und auch, dass es eine
Neubewertung der Dialyse geben wird. Das war für mich überhaupt das
Interessanteste, denn da war jetzt am Mittwoch im Gesundheitsausschuss der Herr
Generaldirektor-Stellvertreter Kaspar, und der hat uns gesagt, wir lösen das
Problem mit der Dialyse, indem wir im Wilhelminenspital einen Container
aufstellen, dort kriegen wieder sechs Patientinnen und Patienten die Dialyse.
Ich weiß nur nicht, mit welchem Personal? Bei der Dialyse geht es weniger um
die Plätze, die gibt es Gott sei Dank, das Problem ist das Personal. Es ist das
Personal nicht da. Hier gibt es Hilferufe, hier gab es speziell wegen des
Wilhelminenspitals einen Hilferuf. Und was war dann? – Es hat keine Veränderung
gegeben, sondern es gab einen Druck auf das Personal.
Da es die Freiheitlichen waren, die das in die
Zeitung gebracht haben, haben dann die Freiheitlichen, nämlich ich in meiner
Person, auch gleich den Anruf des Herrn Prof Umek gehabt, der gemeint hat, wie
man auf so etwas überhaupt kommt. Dort ist doch alles in Ordnung. Da kann man
sich nur einmal vor Augen führen, wie mit Kritik von Pflegepersonal, von
Angehörigen, von allen, die vielleicht Kritik äußern, umgegangen wird.
Wien ist anders! Wien ist, glaube ich, auch das
einzige Bundesland, das alle paar Jahre einen Pflegeskandal hat. Ich weiß
nicht, warum das so ist, aber es ist einfach so.
Wir haben jetzt die Aussage des Bürgermeisters, dass
es eine Pflegeoffensive gibt bis 2010. Gut. 1993 haben wir ein Konzept
"Hilfe im hohen Alter" verabschiedet. Es wurde schon gesagt, dass bis
dato fast nichts davon passiert ist.
Wir haben 104 Krankenstandstage pro Tag im
Pflegebereich. Wenn man sich den Kontrollamtsbericht anschaut, was die
Stellungnahme des Unternehmens des Wiener Krankenanstaltenverbundes dazu ist,
so heißt es dort, dass im Jahr 2002 ein Projekt im Sinne eines Frühwarnsystems
begonnen wurde. 2002 ist ein Frühwarnsystem eingeführt worden. Als erste
Ergebnis wurde ein allgemeiner Standard für ein Informationsgespräch mit den
jeweiligen Mitarbeitern nach einem längeren Krankenstand entwickelt. Ab Februar
2004 – 2002 haben wir ein Frühwarnsystem eingeführt – wird das jetzt pilotiert.
Das ist absurd! Es ist so absurd, dass man nicht weiß, was man eigentlich dazu
sagen soll.
Gott sei Dank gibt es eine Personalvertretung
KUG-Auf, die sich wirklich engagiert mit den Problemen des Personals auseinander
setzt. Die hat gestern einen sehr ausführlichen Brief an den Bürgermeister
geschrieben. Die Beantwortung wird dauern wie alles. Nur gibt es auch eine
Anfrage, die wir eingebracht haben. Darin ging es auch um die Möglichkeit einer
Überforderung des Personals, und das ist so beantwortet worden: "Bei
Zeichen von Überforderung sind neben Schulungsmaßnahmen auch
Verwendungsänderungen möglich." Also das ist das Einzige, was passiert,
wenn Überforderung da ist. Schulungsmöglichkeiten – das wissen wir aus dem
Kontrollamtsbericht – gibt es nicht, weil das Personal fehlt. Daher können in
letzter Zeit schon keine Fortbildungsveranstaltungen oder Schulungsmaßnahmen
mehr gemacht werden.
Dann wurde auch in diesem Brief der KUG-Auf an den
Bürgermeister gefragt, ob es wirklich möglich ist, dass eine diplomierte
Gesundheits- und Krankenpflegeperson am Wochenende für mehrere Stationen, für
mehrere Pavillons die Verantwortung hat. Ja, das gibt es. Das heißt, die, die
die Verantwortung hat, kennt weder die Bewohnerinnen und Bewohner noch
natürlich das Personal. Aber das wird einfach in den Raum gestellt, geändert
ist bis dato nichts.
Die Kollegiale Führung wurde bereits vor zehn Jahren
in Frage gestellt.
"Hilfe im hohen Alter" habe ich schon
erwähnt.
Ich glaube, dass das ganz große Herausforderungen
sind. Das gilt sicherlich europaweit, wie es immer so schön heißt, aber wir
sind nicht für Europa zuständig, wir sind für Wien, für ein kleines Bundesland
zuständig, und da, glaube ich, wäre es höchst an der Zeit, dass man diese
Herausforderungen erfüllt.
An die Garantie des Herrn Bürgermeisters von heute in
der Früh, dass die Pflegemilliarde kommt, glaube ich schlicht und einfach
nicht, denn wenn es dem Bürgermeister ernst wäre, wäre er während dieser zwei, drei Stunden,
in denen wir jetzt über die Pflege in Wien aufgrund des überraschend offenen
und ehrlichen Kontrollamtberichtes diskutieren, einfach da.
Es
gibt in den nächsten Jahren eine medizinische Herausforderung, eine soziale
Herausforderung und eine Herausforderung, dass wir genügend Pflegepersonal
bekommen. Wenn wir sagen, wir machen jetzt eine Ausbildungsoffensive, so ist
das wunderbar und begrüßenswert, nur die dauert, die Ausbildung dauert drei
Jahre. Das wird sich hinten und vorne alles nicht ausgehen.
Seit
Jahren ist bekannt, dass es im Geriatriezentrum Am Wienerwald
Akutgeriatriebetten gibt. Die werden unterschiedlich abgerechnet. In Wien gibt
es Gott sei Dank mittlerweile 273 Akutgeriatriebetten – bis 2005 sollten
wir 450 haben – aber diese 273 werden völlig ungleich behandelt. Ein
Teil wird über die Krankenversicherung abgerechnet – das, finde ich, ist
richtig, denn das ist medizinische Betreuung, hoch qualitative medizinische
Betreuung –, und speziell 72 Betten im Geriatriezentrum Am Wienerwald werden
nach dem Sozialhilfegesetz abgerechnet.
Was
bedeutet das für den Betroffenen? – Es bedeutet für den Betroffenen, dass er
plötzlich seine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular