Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 87
Die Kollegin Pilz hat in sehr vielen konkreten Fällen, wo es Namen zu diesen Missständen gibt und auch nachweislich die Abteilung dazu gibt, in der dieser Missstand aufgetreten ist, sehr wohl Anzeige beim Staatsanwalt gemacht. In diesem konkreten Fall, an den sich offensichtlich der Herr Kollege Deutsch jetzt anklammert, hat es weder die Abteilung gegeben, weil die betroffene Person diese nicht genannt hat, noch hat es einen anderen Hinweis gegeben, der dazu ausgereicht hätte, eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu machen und hier auch ausreichend Hinweise zu liefern, dass man das auch strafrechtlich verfolgen hätte können.
Ich glaube, es ist langsam aber sicher auch für die
sozialdemokratische Fraktion an der Zeit zu erkennen, dass das Krisenmanagement
– so nenne ich es jetzt einmal – in Bezug auf diesen Pflegeskandal Lainz mehr
als versagt hat. Der Einzige, der das offensichtlich erkannt, die Flucht nach
vorne angetreten und die Reißleine gezogen hat, war der Bürgermeister. Wir werden
ihn daran messen, inwieweit tatsächlich seine Zusagen und Zusicherungen
innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre einer Umsetzung zugeführt werden,
welche Personen dann diejenigen sind, denen er es zutraut, diese Reformen und
diese Veränderungen auch tatsächlich durchzuführen. Das Einzige, was ich von
dieser Stelle hier behaupten kann: Die Frau StRin Pittermann wird bei diesem
Umstrukturierungsprozess sicherlich nicht mehr an Bord sein. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Lakatha
gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich hätte wirklich sehr gerne den Bürgermeister und
die zuständige Stadträtin auch hier begrüßt, denn bei so einer wichtigen
Diskussion, die derartig viele Mängel aufzeigt, wo es viele Versprechungen
gibt, hätten sie beide hier anwesend zu sein. (Beifall bei der ÖVP. – GR Dr Wilfried Serles: Es wird sich nichts
ändern!) Ich glaube, Sie haben Recht, es würde sich nichts ändern, aber es
ist eine absolute Missachtung des Gemeinderates. (GR Dr Wilfried Serles:
Weil sie nicht hier sind, wird sich nichts ändern!) Ja, vor allem lesen sie
wahrscheinlich nur die Protokolle, und die sind womöglich zu lang. Also da kann
ich Ihnen nur Recht geben.
Noch dazu, wo die Kontrollamtsberichte sicher das
bestätigen, was die Oppositionsparteien bisher immer gesagt haben, das heißt:
Mängel im Pflegebereich, Führungsschwächen auf allen Ebenen – das ist
schriftlich festgelegt –, laufend aufgetretene Personalengpässe,
Qualitätsvorgaben, die eventuell bestehen, konnten nicht eingehalten werden,
weil einfach das Personal nicht da war, und von einer Kontrolle, die
durchgeführt werden hätte sollen, kann man ja überhaupt nicht sprechen. Und da
ich Mitglied des Untersuchungsausschusses bin, kann ich Ihnen wirklich, ohne
Namen zu nennen, versichern, dass niemand für irgendetwas verantwortlich ist.
Es wird von einer Hierarchie und von einer Person zur anderen geschoben. (Beifall bei der ÖVP.)
Im Kontrollamt wurde auch das mangelnde
Beschwerdemanagement und die Kommunikation zwischen den einzelnen Hierarchien
bemängelt. Aber es ist ja wirklich kein Wunder, dass zum Beispiel im GZW
manches nicht funktionieren kann, denn so wie der Herr Dr Serles das
bereits gesagt hat und auf die Mitarbeiterbefragung hingewiesen hat, habe ich
mir an und für sich nur zwei Sachen herausgeholt, und zwar, dass prinzipiell
von "Herunterkanzeln" und "Herunterschreien" die Rede war.
Bitte, das ist ja unwahrscheinlich.
Wenn man nimmt, dass das Geriatriezentrum Lainz das
größte Europas ist – ich würde sagen, leider ist es das größte Europas, denn es
wird ja hoffentlich Änderungen geben –, so ist zur Führung eines so großen
Geriatriezentrums nicht nur die Ausbildung notwendig, sondern die absolute
Fähigkeit zur Menschenführung und Charakterfestigkeit. Es ist die
Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern notwendig, denn nur Mitarbeiter, die
Anerkennung und Motivation haben, werden sich wirklich voll einsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Dass das Personal mehr als überfordert war, haben Sie
auch schon erwähnt, aber ich muss es noch einmal sagen. Im Jahre 2003, also wo
man schon sagte, es hätte sich einiges geändert, waren
1 258 Pflegepersonen beschäftigt; davon waren durchschnittlich
8 Prozent krank. Zwei Monate gab es, wo es sogar 11 Prozent waren.
Das heißt, dass 104 Personen von diesen 1 258 Personen nie
anwesend waren. Was natürlich noch erwähnenswert ist, ist dass 10 Prozent
des Personals nur beschränkt einsetzbar sind, das heißt, dass sie überhaupt
keinen Dienst am Bett machen können. Dann wurden noch 52 Personen für Aus-
und Weiterbildung genannt. Was im Kontrollamtsbericht nicht drinnen steht, sind
die Karenzurlaube, aber ich gehe davon aus, dass Schwestern auch Babys
bekommen.
Ich finde es nämlich immer schlecht, von einem
errechneten Personalbedarfsschlüssel auszugehen, wenn der nicht stimmt. Es ist
ein Ist-Zustand zuzugeben, und aufgrund der Berechnung, die ich Ihnen jetzt
genannt habe, kann nie die Rede von 63 Pflegepersonen für 100 Betten
sein. Wir kommen nicht einmal auf 50 Pflegepersonen für 100 Betten,
und wir haben immer schon auf diesen unhaltbaren Zustand hingewiesen.
Dass es für das überforderte Geriatriepersonal jetzt
endlich eine Geriatriezulage gibt, verdankt es nur der ÖVP und den anderen
Oppositionsparteien, denn die haben immer wieder darauf gedrungen, dass mehr
Geld für das Personal zur Verfügung stehen muss. (Beifall bei der ÖVP.) Jetzt wird sogar noch über eine eigene
Zulage für die Leute verhandelt, die direkt am Bett zu tun haben. Also endlich
sieht auch die SPÖ ein, dass die Menschen, die unter schwierigen Umständen eine
aufopfernde Arbeit machen, auch einer finanziellen Belohnung bedürfen. Ich muss
aber sagen, dass es leider, leider viel zu lange gedauert hat, denn angeblich
war ja kein Geld da.
Es geht jedenfalls auch um die
politische Verantwortung, und ich bin überzeugt davon, es wird genauso sein wie
im Krankenanstaltenverbund. Es wird nämlich
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