Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 87
11 bis 13 Jahre, je nachdem, wie intensiv die Debatte verfolgt wird. Sehr viele Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion sind nicht mehr da herinnen, aber es sind doch einige wesentliche Proponenten, es sind doch einige wesentliche Proponenten auch im Gesundheitsausschuss, die sich durchaus an die Debatte mit Schani Margulies und in der Folge mit Alexandra Kunz erinnern können oder sollten, in der immer wieder darauf hingewiesen wurde, was da alles falsch läuft.
Jetzt wissen wir, dass sehr viel Punkte zu kritisieren
sind, sehr viele Mängel aufgedeckt wurden, die der Herr Bürgermeister in einer
sehr klaren und deutlichen Sprache und nicht so verklausuliert wie viele
Kolleginnen und Kollegen der sozialdemokratischen Fraktion benannt hat und auch
gesagt hat, dass es hier zu Änderungen kommen muss. Er hat sicherheitshalber
gleich dazugesagt, er sucht sich die richtigen Leute, die das können. Na wenn
in der Privatwirtschaft dir der Direktor ausrichtet, dass er sich die Leute
sucht, die das können und die das wollen, weißt du, dass du langsam deinen
Schreibtisch aufräumen solltest, dass irgendwie das Ende relativ nahe ist. Ich
gehe nicht davon aus, dass die Frau Kollegin Pittermann momentan in ihrem
Zimmer ist und ihren Schreibtisch aufräumt. Offensichtlich hat sie etwas
anderes zu tun, aber es kann durchaus auch sein, dass sie sich an einem Freitag
Nachmittag geistig auf eine andere Funktion vorbereitet als die der
Gesundheitsstadträtin. (GR Dr Wilfried Serles: Wenn die Pittermann geht,
wird das teuer werden!) Das wird teuer, denn es ist eine große Frage, wie
man diesen Herren aus seinem Vertrag hinausbekommt, denn ich gehe davon aus,
unter Wahrung seiner offenen Zahlungen wird das eine teure Geschichte für die
Stadt Wien und vor allem für den Krankenanstaltenverbund, für den eh wir da
sind. (GR Rudolf Hundstorfer: Ihr geht alle auf die Beamten los!)
Ich komme zu einem anderen Punkt, der angesprochen
wurde: Die demographische Entwicklung hat sich verändert. Na, Überraschung! Seit
gestern oder seit vorgestern hat sich die demographische Entwicklung in
Österreich und in Europa verändert? Hat es da irgendwie einen Beschluss geben,
dass sich die jetzt plötzlich verändert oder hat man die nicht absehen können?
Haben wir nicht weitblickende Politiker, aber auch genügend Forschungsinstitute
sowie auch zielführende Hinweise in Studien und wissenschaftlichen Arbeiten,
wie sich die Altersstruktur in Österreich, in Großstädten und in Gesamteuropa
verändert? Sie stehen da heraußen, Kollege Deutsch, und sagen, die
demographische Entwicklung hat sich verändert. Sapperlot, das ist aber total an
uns vorbeigegangen.
Augen auf! Da gibt es so ein Sprücherl: Augen auf!
Man sollte es ja vielleicht irgendwie schön langsam gneißen, wenn man im 93er Jahr
etwas beschlossen hat, wo das schon drinnen steht. Ich unterstelle ja nicht
allen Kolleginnen und Kollegen, dass sie es 1993 nicht gelesen haben und dass
für sie jetzt irgendwie überraschend das Ergebnis hier auf dem Tisch liegt von
einem Beschluss im Gemeinderat "Hilfe im hohen Alter", wo darauf
hingewiesen wurde, dass sich in den europäischen Großstädten – in Österreich,
aber im gesamten europäischen Kontext – die demographische Struktur der Länder
dramatisch verändern wird und ein erhöhter Bedarf an Pflegeeinrichtungen
notwendig sein wird.
Elf Jahre lang hat die sozialdemokratische Fraktion
irgendwie gehofft, dass dieser Zug der demographischen Entwicklung an
Österreich vorüberführt. Irgendwie werden wir ausgenommen, bei uns werden die
Leute einfach nicht älter, bei uns verändert sich die Altersstruktur nicht, und
wir brauchen einfach nicht mehr zu investieren in die Pflegebereiche.
Fehlannahme! Und jetzt stehen Sie vor dem Scherbenhaufen. Jetzt stehen Sie hier
heraußen und sagen: Jetzt hat sich die Situation geändert. Ich weiß gar nicht
mehr, was wir tun sollen.
Reagieren hätten Sie sollen und regieren. Die letzten
elf Jahre und die Jahre davor war die sozialdemokratische Fraktion ein
wesentlicher Bestandteil der Regierungsmannschaften hier im Haus. Also heißt
das, all die Jahre hindurch hat offensichtlich die Regierungsfraktion inklusive
ihrer Regierungsmitglieder ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
Noch ein Satz zum offensichtlichen Lieblingsthema des
Herrn Kollegen Deutsch: Die Kollegin Pilz hält Informationen zurück. Na
sapperlot! Warum hat sie den Staatsanwalt nicht informiert? Jetzt haben Sie ja
die Frau Kollegin Pilz in der Untersuchungskommission befragt. Sie hat Ihnen
erklärt, wie das mit Zeugen ist. Sie waren ja auch in der Untersuchungskommission
Flächenwidmungsskandal. Dort haben Sie es ja auch von meiner Person gehört, wie
das so ist mit Zeugen, dass man die halt nicht irgendwie am Schnürl oder am
Nasenring der Öffentlichkeit vorführt und sagt, das ist der Zeuge, und dass man
Name, Adresse, Geburtsdatum, Familienstand, private Interessen oder sonst noch
was alles preisgibt.
Der Sinn eines anonymen Zeugen ist, dass das
offensichtlich ein Insider ist, der Wissen hat, das er zwar bekannt geben will
und möchte, weil er mit seinem Wissen nicht länger hinterm Berg halten will,
gleichzeitig trägt er aber ein berufliches oder privates Risiko, sodass er
seine Identität nicht preisgeben will. Falls Sie den Satz jetzt irgendwie nicht
verstanden haben, ist er im Protokoll nachzulesen, und er wird Ihnen auch von
jedem Notar und jedem Rechtsanwalt in dieser Form so bestätigt werden. (GR
Gerhard Pfeiffer: Einen anonymen Zeugen gibt es ja gar nicht!) Ist in
Ordnung. Einen anonymen Zeugen gibt es nicht. Ich führe hier aus, im
Kontrollamtsbericht auf Seite 48 steht: "Über die von ihr gemachten
Vorwürfe befragt" – nämlich vom Kontrollamt –, "führte die ehemalige
Bedienstete nach Zusicherung der Wahrung ihrer Anonymität aus ..."
Und dann kommen drei Seiten, und auf diesen drei Seiten finden sich durchaus
Punkte, wo zumindest der Kollege Deutsch, aber auch alle anderen nach dem
Staatsanwalt rufen müssten. Das Problem bei Anzeigen beim Staatsanwalt ist
immer, dass wenn man nicht namhaft machen kann, in welcher Abteilung wo welche
Person was genau getan hat, das im Normalfall sehr rasch mit einer Zurücklegung
dieser Anzeige endet.
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