Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 87
etwas ändert.
Das Kontrollamt macht klare Vorgaben und Vorschläge.
Es schlägt vor, die Betreuungsaufgaben zu differenzieren: Geriatrische
Krankenhäuser auf der einen Seite, betreutes Wohnen auf der anderen Seite. Und
es schlägt vor, im GZW abzusiedeln und größere Flächen für andere Aufgaben zu
verwerten. Und es schlägt vor, dass die 12-Stunden-Schicht für das Personal
endlich abgeschafft wird. Und es schlägt vor, dass die Umwandlung von Wohn- in
Pflegeplätze in Angriff genommen wird.
Wir werden die Ergebnisse, die die
Geriatriekommission in nächster Zeit vorlegen wird, und die Vorgaben des Herrn
Bürgermeisters ausschließlich daran messen, wie ernsthaft die Umsetzung in
Angriff genommen wird. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Frau StRin
Pittermann mit ihrer Haltung gegenüber den Pflegebedürftigen die richtige
Person für diese Aufgabe ist. Wer sagt: Ich habe nicht gewusst, dass Lainz ein
Ort ist, wo man wohnen kann!, kann nicht eine Person sein, die die künftige
Reorganisation dieses Bereiches betreut. Denn es geht tatsächlich um einen
Paradigmenwechsel: Weg von der Versorgung "warm, satt, sauber", hin
zum Ausbau von Lebensräumen für Bewohner und Bewohnerinnen. Das steht an, und
es ist höchste Zeit! – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Pfeiffer zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau
Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns durch die
empörenden Details, die Frau Kollegin Pilz jetzt aufgezählt hat, darüber
hinwegtäuschen zu lassen, dass es laut dem Kontrollamtsbericht noch viel
schlimmere, weil grundsätzliche und systematische Missstände gibt. Dazu gehört
insbesondere die Hierarchie der Verantwortungslosigkeit: Von unten beginnende
und sich nach oben fortsetzende Schlampereien, Pflichtverletzungen sowie
Verletzungen der Menschenwürde, des Dienstrechts und der Sorgfalt gegenüber den
hilflosen und pflegebedürftigen alten Menschen. Dazu gehört die Missachtung
aller Führungsgrundsätze und Gebote der Verantwortung in der ansteigenden
Nomenklatura des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Und dazu gehört insbesondere
das Versagen der politischen Entscheidungsträger, der sozialdemokratischen
Stadtregierung bis hin zur Gewerkschaft, die ein Sittenbild des roten Wien
ergeben, nämlich Selbstzufriedenheit, Selbstgenügsamkeit, Selbstherrlichkeit. (Beifall
bei der ÖVP.)
All dies geht aus den Kontrollamtsberichten hervor
und ist in seinen Auswirkungen penibel beschrieben - und konnte erst zu den
nunmehr bekannt gewordenen und vielfach menschenunwürdigen Zuständen bei der
Pflege unserer alten Mitbürger in Wien führen.
Das ist absolut inakzeptabel, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Und schon gar nicht akzeptieren wir die Ausreden hoher und
höchster politischer und fachlicher Verantwortungsträger zum Beispiel auch in
der Untersuchungskommission, die da meinen, man müsse sich darauf verlassen
können, dass die da vor Ort da unten ihre Aufgaben schon sorgfältig erledigen
würden. – Nein: Wir verlangen, dass die Pflege unserer betagten Mitbürger in
Wien menschenwürdig durchgeführt und auf allen Führungsebenen
verantwortungsbewusst geplant und kontrolliert wird! (Beifall bei der ÖVP.)
Nun zum Versagen der politischen
Verantwortungsträger: Es gibt noch immer keine umfassende gesetzliche Regelung
in einem Wiener Heimgesetz! - Und das 15 Jahre nach der
Spitalsreformkommission 1989 – übrigens auch zu Umständen in Lainz -, wo für
Pflegeheime die Regionalisierung, die Bezirkspflegeabteilungen, das Zerteilen
der Großanstalten, die Auflösung von Lainz in ein geriatrisches Krankenhaus und
ein Geriatriezentrum gefordert wurden!
Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, elf
Jahre nachdem die Geriatriekommission ihren Bericht "Hilfe im hohen
Alter" vorgelegt hat und die Schaffung eines Landesgesetzes über Wohn- und
Pflegeheime innerhalb von zwei Jahren hier im Gemeinderat beschlossen wurde -
wiederum ging es damals überwiegend um die Umgestaltung von Lainz.
Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, sieben
Jahre nach der Artikel°15a Bundes-Verfassungsgesetz-Vereinbarung zur Schaffung
eines Bedarfs- und Entwicklungsplans für Einrichtungen für pflegebedürftige
Menschen. Außer Wien ist nur mehr Tirol säumig, und wir wissen ganz genau, dass
in Tirol ganz andere Strukturen vorherrschen als hier bei uns und dass gerade
in Wien als Erstes dieser Plan hätte erfüllt werden müssen und dieses Gesetz
hätte geschaffen werden müssen.
Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, sechs Jahre
nach dem Maßnahmenbericht der MA 47. Warum all dies nicht gemacht wurde,
steht da eigentlich drinnen, und er hat wiederum die Verantwortungsträger nicht
alarmiert und dazu gebracht, hier etwas zu unternehmen.
Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, fünf
Jahre nach der ÖBIG-Studie, zwei Jahre nach der Andersen-Studie - ich könnte es
noch weiter aufzählen.
Zusammenfassend hat der Kontrollamtsbericht gezeigt
und es wurde darin direkt ausgesagt: Zielsetzungen, die wesentlich sind und
seit etwa einem Jahrzehnt auf Beschlüssen des Wiener Gemeinderats basieren,
wurden nicht erfüllt. Das wundert mich nicht, wenn ich Ihre Präsenz hier
betrachte und wenn ich sehe, dass die Verantwortlichen - der Wiener
Bürgermeister, die Stadträtin - diese Diskussion nicht wirklich für
anwesenheitswert halten. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wenn das der neue Beginn ist, dann
kann uns heute schon angst und bang werden. Es wird weiterhin die Umgestaltung
von Lainz nicht geben, es wird weiterhin keine Linderung der Personalengpässe
geben, es wird weiterhin die Umsetzung baulicher Standards nicht geben, und es
wird weiterhin die Anhebung der Wohn- und Lebensqualität nicht geben, wenn (amtsf
StRin Dr Elisabeth Pittermann hat soeben den Saal betreten und
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