Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 87
Deshalb, meine Damen und Herren, geben die Wienerinnen und Wiener uns Sozialdemokraten das Vertrauen und nicht Ihnen! - Danke schön.
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. (GR Kurth-Bodo Blind: Gilt
der Hinweis auf die Redezeit auch für die SPÖ-Gemeinderäte? Oder nur für die
FPÖ?)
GR David Ellensohn
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben jetzt bei der Rede von Herrn Oxonitsch im
Schnelldurchlauf in der letzten Minute noch zurück zum eigentlichen Thema
gefunden: Zu den Problemen in Wien. Jetzt sagen wir im Schnelldurchlauf das,
was wir trotzdem als Probleme sehen. Herr Oxonitsch hat sich sehr lange - und
das ist das übliche Programm der SPÖ Wien - bei den Fehlern der Bundesregierung
aufgehalten. Das kann ich alles unterschreiben, das sehe ich genauso. Aber es
ist kein Wunder, dass er die Redezeit sehr verkürzt hat, über das zu reden, von
dem er glaubt, dass es die SPÖ in Wien richtig macht, weil genügend Fehler da
sind. Wien ist leider nicht das Gegenmodell zu Schwarz-Blau, Wien ist auch
nicht das Gegenmodell zu Blau-Rot in Kärnten, sondern Wien ist eines von drei
Modellen, die wir GRÜNE so nicht unterstützen können.
Nur ganz kurz zum Inhalt: Bildung - eine Chancenvernichtung
sondergleichen. 1 400 LehrerInnenposten wurden abgeschafft, innerhalb
von drei Jahren eingespart. Im Herbst folgt die nächste Tranche, wir kommen
schon wieder dazu: 150 Positionen werden im Herbst mindestens eingespart,
300 bis 400 wackeln. Wir wissen das alles, die SPÖ läuft sehenden Auges in die
nächste Katastrophe hinein. Die Ausbildungsqualität sinkt, es sind Chancen der
nächsten Generation, die vernichtet werden.
Dasselbe bei den Lehrlingsplätzen - keinen Satz habe
ich bis jetzt dazu gehört! 20 Prozent an Steigerung gegenüber dem Vorjahr,
im Vorjahr waren es 1 000 junge Leute, die einen Lehrlingsplatz gesucht
und keinen gefunden haben, mittlerweile sind es 1 262 - es steigt und
steigt, keinen Satz haben wir dazu gehört!
Das Nächste ist die Arbeitslosigkeit. Das ist auch
schon vorgebracht worden: 21 500 Arbeitsplätze innerhalb dieser
Legislaturperiode vernichtet! Frauenarbeitslosigkeit - keinen Satz dazu gehört.
Höchster Anstieg aller Bundesländer - nichts dazu gehört. "McJobs"
werden nicht nur nicht bekämpft, sondern im Gegenteil: WIENER WOHNEN lagert
einzelne Funktionen aus, übergibt Aufgaben an ein Call Center. Dort arbeiten
dann die Leute, dort schaffen wir selbst die Working Poor, Leute, die von einem
Job nicht leben können und zwei Nebenjobs brauchen, um irgendwie über die
Runden zu kommen.
Über die Gesundheitsfrage in dieser Stadt brauche ich
Ihnen nichts Genaueres zu sagen. Wir haben heute eine lange Diskussion über
einen Kontrollamtsbericht, der der GRÜNEN-Politik in dieser Frage Recht gibt,
aber nicht nur der GRÜNEN-Politik der letzten Jahre: Eine Generation von
GesundheitspolitikerInnen der GRÜNEN hat hier auf die Probleme von Lainz
hingewiesen. Seit die GRÜNEN im Gemeinderat sind, wissen sie, was in Lainz
vorfällt. Es hat jetzt endlich Sigrid Pilz vollenden können, was Schani
Margulies und Alessandra Kunz hier über Jahre hinweg gesagt haben. Jetzt wird
vielleicht - vielleicht, die Hoffnung stirbt zuletzt! - etwas geändert.
Das sind die inhaltlichen Fragen. Was mich persönlich
jetzt noch härter trifft, ist eine Vorgangsweise, die bei der SPÖ Wien einreißt
und über die ich sage, dass ich nicht nur inhaltlich wenig Differenz sehe zu
dem, was die Bundesregierung macht, sondern der Stil der SPÖ sinkt auf ein
Niveau, dass auch hier der Unterschied kaum mehr erkennbar ist.
Ich erinnere jetzt noch einmal nur an zwei aktuelle
Geschichten von heute. Thomas Blimlinger darf hier nicht sprechen, weil die
Mariahilfer Straße ausschließlich den 6. Bezirk betrifft. Mit einer
krausen Argumentationslinie wird hier gesagt, warum die eine Seite mit der
anderen nichts zu tun hat - was aber in anderen Fällen ganz anders ausschaut.
Wenn jemand von der Stadt Wien ein Haus kaufen will, bekommt er einen
Anrainerstatus, wenn er 250 Meter entfernt ein Büro hat, und darf ohne
Ausschreibung mehrere Objekte der Stadt Wien weit unter Preis kaufen - er hat
es nämlich ums Doppelte weiterverkauft.
Aber noch viel perfider war - und diese
Vernaderungspolitik kennen wir von anderen Parteien zur Genüge -, was heute hier
mit den Bildern abgelaufen ist. Das ist schon eine Extraklasse. Ich lese in
einem Buch, das "Kapitale Lügner" heißt - ich zitiere den Buchtitel:
"Kapitale Lügner" von Al Franken. Darin geht es um die Methoden von
rechtsliberalen und rechts gerichteten Medien in den USA: Wie Wahlkämpfe
beeinflusst werden, mit welchen Schmutzkampagnen gearbeitet wird, mit welchen
Tricks, mit welchen Verdrehungen und mit welchen Lügen gearbeitet wird.
StR Mailath-Pokorny geht hier heraus und behauptet
etwas, was man nicht anders bezeichnen kann - das darf ich nicht, mich erinnert
es an das Buch "Kapitale Lügner"; wieder nur ein Titel-Zitat. Herr
Mailath-Pokorny geht heraus und sagt, dass diese Bilder bei uns sind, oder
irgendwo, oder bei Peter Pilz, oder wo auch immer, und man weiß das nicht.
Jedes Jahr fragt das Kulturamt an, wo diese Objekte
sind, jedes Jahr bekommt der Grüne Klub eine Mail, in der drinsteht: Sie haben
die folgenden Objekte entlehnt, haben Sie sie noch? - Jedes Jahr geht die
Antwort retour: Ja, selbstverständlich, alle diese Objekte sind im Grünen Klub
anzutreffen, wenn Sie vorbeikommen, können Sie sie sich gerne anschauen. Das
letzte Mal ist das im letzten Oktober geschehen.
Zumindest das gehört hier heraußen korrigiert, weil das
eine untergriffige Art von Politik ist, die wir zutiefst ablehnen! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer:
Bevor ich dem nächsten Redner das Wort gebe, möchte ich Herrn Kollegen Blind
antworten - ich habe ihm natürlich sehr genau zugehört -, auch um seinem
Zeitgefühl nachzuhelfen. Herr GR Strache hat um 30 Sekunden länger
geredet, als er darf, und Herr GR Oxonitsch um 5 Sekunden.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular