Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 87
(Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Dass gerade Kollege Tschirf noch einmal
Kommunikationsprobleme thematisiert, ist ja ganz interessant. Ich brauche nur
noch einmal in Erinnerung rufen - Kollege Strache hat Sie darauf hingewiesen -,
wie es in den letzten beiden Tagen mit Kommunikationen der ÖVP funktioniert
hat. So tiefgreifend waren diese Kommunikationsprobleme, dass es sich nicht nur
um einen Konflikt mit Herrn Parteiobmann Finz handelt, der schon Leute
verabschieden will, die noch in Amt und Würden sind, sondern dass es sogar ein
Kommunikationsproblem der Sitznachbarn gibt, indem man hier fünf Jahre
Stillstand in der Stadt thematisiert, obwohl man ganz genau weiß, dass wir uns
in diesen fünf Jahren zwei Jahre in einer Koalition mit der ÖVP befunden haben.
Das ist auch ganz interessant, und wir werden es uns einfach merken. Aber
vielleicht kann man daraus auch den Schluss ziehen, dass man nicht alles hier
in diesem Kreis thematisieren sollte. (GR Gerhard Pfeiffer: Da haben wir
gemerkt, wie sehr ihr uns behindert habt in dieser Zeit! - Heiterkeit bei der
SPÖ.)
Aber es ist auch interessant, wie hier Kollege
Strache würdevoll versucht hat, Verständnis für Menschen mit kleinerem
Einkommen einzufordern, jener Gemeinderat, der noch vor kurzem in
Zeitungsinseraten angekündigt hat, dass man sich mit ihm unterhalten kann - was
ja etwas sehr Positives ist -, wobei man 1,81 EUR ablegen kann, wenn man
mit Herrn Abgeordneten Strache in Kontakt treten will - eine Mehrwertnummer!
Wir wissen ja, wie das Problem mit den Mehrwertnummern ist. Ich kann Ihnen
garantieren, die Sozialdemokratie und die sozialdemokratischen Abgeordneten
stehen den Wählerinnen und Wählern kostenlos zur Verfügung. Man muss nicht rund
20 ATS zahlen, wenn man mit ihnen in Kontakt treten will. - Soviel zum
Verständnis für Menschen mit kleinem Einkommen, meine Damen und Herren! (GR
Heinz-Christian Strache: Können Sie mir bitte erklären, woher Sie so etwas
haben?)
Es ist ein schönes Inserat in der "Krone",
wunderschön: Heute kann man sich mit Herrn Abgeordneten Strache unterhalten,
sich dazu anmelden, 1,81 EUR pro Minute. (GR Heinz-Christian Strache:
Das sagt der Gemeinderat Strache? Wer sagt denn so einen Blödsinn?)
Interessant, so ist es eben, Sie bieten sich an. (GR Heinz-Christian
Strache: Das ist ja kein Inserat ...! Wir haben nichts damit zu tun!) Sie
haben wieder einmal nichts damit zu tun. Damit sind wir ohnehin schon beim
Thema: Sie haben mit nichts etwas zu tun, "es geht uns alles nichts
an".
Es ist ja vom Kollegen Chorherr schon auf die
besondere Chuzpe hingewiesen worden, hier das Thema "Pleiten, Pech und
Pannen" anzusprechen. Er hat durchaus einige "Pleiten, Pech und
Pannen" erwähnt. Noch einmal zur Erinnerung das gesamte Desaster, das
diese Regierung mit ihren Gesetzesvorlagen erleidet: Der Verfassungsgerichtshof
hebt die Ambulanzgebühren auf; die Versorgung der Zivildienstleistenden ist
verfassungswidrig; die Erhöhung der Einkommenssteuervorauszahlung ist
verfassungswidrig; die Versteuerung der Unfallrenten - verfassungswidrig; die
Unterlassung von Personalvertretungswahlen - verfassungswidrig. Die Liste ließe
sich fortsetzen: Es ist die beschlossene Neuregelung der Hinterbliebenenpension
verfassungswidrig; die Reform des Hauptverbandes wird vom
Verfassungsgerichtshof vollständig gekippt; die Uni-Reform wird vom
Verfassungsgerichtshof teilweise aufgehoben; das Militärbefugnisgesetz wird
aufgehoben, und so weiter, und so fort. Nicht zuletzt, und jüngsten Datums: Der
Ausgleichsfonds der Sozialversicherungsträger wird aufgehoben. Da von
"Pleiten, Pech und Pannen" zu sprechen, ist schon einmal sehr interessant.
Kollege Chorherr hat auch auf den merkwürdigen
Denkansatz hingewiesen, den Minister Haupt jetzt in diesem Zusammenhang hat. Er
kommt nicht auf die Idee zu sagen: Als Minister verdienen wir vielleicht ein
bisschen weniger, wenn wir etwas nicht zusammenbringen und einen Pallawatsch
anrichten. Nein, er lastet es den Experten an! Wieder einmal: "Ich habe
von nichts etwas gewusst" - ein konsequentes Bild der Freiheitlichen. Ein
Bild der Freiheitlichen auch in Wien, meine Damen und Herren: "Wir haben
von nichts gewusst, das war ich nicht, wir sind für nichts
verantwortlich!" (GR Dr Helmut GÜNTHER: ... in Wirklichkeit erfolgreich
...!)
Ich
glaube, er hat auch einen guten Grund dafür, dass er das nicht tut: Einen
Vorschlag zu machen, dass bei jedem Gesetz, das vom Verfassungsgerichtshof
gekippt wird, vielleicht ein Abschlag hinzunehmen wäre. Denn so viele Viecher
kann er wahrscheinlich gar nicht behandeln, dass er dann noch die
entsprechenden Strafzahlungen leisten könnte.
Aber, meine Damen und Herren, was ist in diesem
Zeitraum auch in Wien passiert? (GR Dr Helmut GÜNTHER: Nichts Positives!)
Wien hat einen ausgeglichenen Haushalt; die Bundesregierung hat das bis heute
nicht zustande gebracht. Wien hat die Schulden der Stadt reduziert; diese
Bundesregierung hat sich und den Österreicherinnen und Österreichern die
höchste Staatsschuldenlast aufgebürdet, die es je gegeben hat. (Heftiger
Widerspruch bei FPÖ und ÖVP.) Die Zahlen des Finanzministeriums - und es
gibt noch viele Gründe!
Meine Damen und Herren! Wenn Sie hier von
"Pleiten, Pech und Pannen" sprechen, dann sprechen wir von
gebrochenen Wahlversprechen, dann sprechen wir von einer Erfolgsbilanz in Wien.
Wenn Sie vom "Roten Wien" sprechen, dann sprechen wir von der Stadt
mit der höchsten Lebensqualität, dann sprechen wir von der Stadt mit den
meisten Arbeitsplätzen, dann sprechen wir von der Stadt mit den höchsten
Einkommen, dann sprechen beim "Roten Wien" von der Stadt mit den
meisten Betriebsansiedlungen und Betriebsgründungen, dann sprechen wir von einer
Stadt mit einem leistungsfähigen Sozialsystem.
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