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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 78

 

um die Villa Primavesi in Hietzing. Was ist dort der Anlass? (GR Heinz-Christian Strache: Sie gehört der BAWAG!) Ja, genau, dieser Bau gehört im Moment der BAWAG. Erbaut wurde er 1913 bis 1915 von Architekt Josef Hoffmann, ist also ein Jugendstil-Juwel sozusagen der Stadt Wien, hat einen sehr schön konzipierten Park dazu. Und jetzt soll also ein Teil dieses Grundstücks verkauft werden und dort ein mehrstöckiges Bürogebäude errichtet werden.

 

Das ist auch wieder ein Gebäude, mit dem man sehr nachlässig umgeht. Die BAWAG lässt es verfallen. Ihre Kombinationsgaben sind zu wenig, das habe ich schon öfter gehört. Sie lässt also diesen Bau verfallen und sagt: Nur wenn wir das Grundstück verkaufen können als Bauland, dann können wir die Villa wieder instandsetzen und renovieren.

 

Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative, dagegen wehren sich die GRÜNEN in Hietzing. Und wie sieht das die Planungsabteilung?

 

Herr Prof Klotz schreibt als Antwortschreiben auf einen Brief der Bürgerinitiative: Die Villa Primavesi wurde 1913 bis 1915 von Architekt Josef Hoffmann errichtet. Sie zählt zu den wichtigsten Bauten und ist ein bedeutender Teil der Wiener Jugendstil-Kultur. Der Garten weist einen hundertjährigen schützenswerten Baumbestand auf und liegt in einem Ensemble, das in einer Schutzzone liegt, in einer Weltkulturpufferzone, wie das so schön heißt, zu Schönbrunn. Prof Klotz schreibt außerdem: Es ist in keiner Weise geplant, diesen Garten als Bauland – diesen Teil des Gartens, muss man richtigerweise sagen – umzuwidmen.

 

Gut. Was ist davon wahrscheinlich dann die Konsequenz? Dass die BAWAG nicht investiert, dass das Gebäude vor sich hin rottet, verrottet und damit wieder ein Kulturerbe verloren geht.

 

Jetzt haben wir einen Antrag gestellt: Wir wünschen uns, dass die Stadt Wien dieses Kulturerbe kauft und der Bevölkerung zugänglich macht. Und das ist möglich zum Beispiel durch ein Jugendstil-Museum oder eine Musikschule, die es ja nicht gibt in Hietzing. Es wären also viele Möglichkeiten, was man mit diesem schönen Bau machen könnte.

 

Ich ersuche Sie also, in sich zu gehen, um einem weiteren Fall einer Verwahrlosung eines Kulturerbes, eines historischen Baus, entgegenzuwirken, und ich hoffe auf Ihre Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet.

 

Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GRen Dr Andreas Salcher und Mag Barbara Feldmann eingebrachte, an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtete Dringliche Anfrage, betreffend die geplanten Subventionen an die Vereinigten Bühnen Wien, vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde.

 

Ich habe mir sagen lassen, dass man auf das Verlesen der mündlichen Begründung verzichtet, und gehe daher in der Tagesordnung gleich weiter, und zwar kann ich dann gleich Herrn Dr Salcher aufrufen, der die Dringliche Anfrage begründet. Es stehen ihm 20 Minuten Redezeit zu.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Sie wissen, eine Dringliche läuft ja so ab, dass ich jetzt einmal begründe, warum ich sie einbringe. Ich glaube, die heutige Debatte am Vormittag zum Schwerpunktthema Vereinigte Bühnen und KlangBogen hat ja gezeigt, dass hier eine Notwendigkeit ist, dieses Thema ernsthaft zu diskutieren.

 

Für diejenigen, die noch nicht überzeugt sind, werde ich jetzt, nachdem ich heute in der Früh den "Standard" zitiert habe, Wilhelm Sinkovicz von der "Presse" zitieren, der es, glaube ich, in wenigen Sätzen sehr auf den Punkt bringt, warum diese Anfrage notwendig ist. Sinkovicz schreibt heute in der "Presse": "Was in aller Stille abgewickelt zu werden droht, ist der neuerliche Umbau des Etablissements Ronacher. Der signalisiert ein weiteres Kapitel in der offensichtlich unendlichen Geschichte 'Wien und der Musicalwahn'. Schon einstens müssen sich die Mitglieder von Andrew Lloyd Webbers 'Really Useful Group' die Hände über die Dummheit der wienerischen Kulturpolitik gerieben haben, nämlich weil hier alles andere als useful mit Steuergeld eine Kunstform subventioniert wurde und wird, die überall anders privatwirtschaftliche Gewinne einfährt."

 

Sehr geehrter Herr Stadtrat! Das, was uns hier heute interessiert, sind die Zahlen, Daten, Fakten, die Studien, die so eindrucksvoll belegen, dass diese Subventionierung von 35 bis 40 Millionen EUR in die Substanz des Ronacher, in den Umbau des Ronacher in ein ausschließlich für Musical verwendbares Haus zwingend notwendig ist. Wir werden diese Antworten dann übrigens auch allen Kulturinteressierten und allen, die sich an dieser Debatte beteiligt haben, zur Verfügung stellen.

 

Zwei Bitten, Herr Stadtrat, vorab, zwei kurze Bitten.

 

Die erste Bitte ist, dass Sie sich nicht, wie Sie es schon manchmal getan haben, hinter dem breiten Rücken des Harry Kopietz, sondern des Finanzstadtrats Rieder verstecken und wieder behaupten, ich bin nicht verantwortlich und ich bin nicht zuständig.

 

Und die zweite Bitte ist, dass Sie uns nicht erklären, dass der Umbau des Ronacher mit diesen 35 bis 40 Millionen EUR nur wegen der Bundesregierung stattfindet oder dass die Abfangjäger daran schuld sind oder sonstige Ausreden, die Sie immer dann verwenden, wenn Ihnen das Wasser besonders zum Halse steht.

 

Wir haben uns natürlich auch gefragt, was wären mögliche Alternativen für dieses Kulturinvestment, für diese 35 bis 40 Millionen EUR. Man könnte das zum Beispiel in die Musikschulen investieren, man könnte es in die Filmausbildung investieren und hier eine der führenden Filmhochschulen Europas schaffen, oder man könnte sie auch in die Erhaltung wichtiger Initiativen, wie des Künstlerhauses, investieren.

 

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