Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 78
Denkmalschutzgesetz ein Denkmalfonds, der eingerichtet wurde, um die Sicherung von Denkmälern zu finanzieren. Die Vergabe der Mittel erfolgt durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Eine Förderung aus den Mitteln des Wiener
Altstadterhaltungsfonds erscheint für den Fall des Wiederaufbaus in der Tat
denkbar. Der Vergleich mit dem Ronacher ist allerdings unzutreffend, da in
diesem Fall finanzielle Mittel investiert werden, um das Theater
musicaltauglich zu machen, und das Ronacher überdies von einer Gesellschaft im
Eigentum der Stadt Wien bespielt wird, während die Sofiensäle ausschließlich im
privaten Eigentum stehen.
Zu den Punkten 25 bis 27: Die MA 37,
Baupolizei, hat sich seinerzeit bereit erklärt, das Bundesdenkmalamt bei der
Überwachung des Bauzustandes der Sofiensäle zu unterstützen. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 37 sind daher angewiesen, im
Rahmen dieses Außendienstes die Situation im Auge zu behalten. Die MA 37
hat von den beiden nunmehr in Rede stehenden, vom Straßenraum her nicht
wahrnehmbaren Öffnungen im Dachbereich erst durch die Medien erfahren. Die
Bürgerinitiative oder die Anrainer verständigten die MA 37 nicht. Die
Arbeiten wurden offensichtlich derart durchgeführt, dass sie nicht sofort zu
bemerken waren. Die Überwachung durch die MA 37 kann nur stichprobenartig
erfolgen, da eine Überwachung rund um die Uhr von der Baupolizei niemals
durchgeführt werden könnte. Gleiches sollte sinnvollerweise auch nicht von der
Bundespolizei verlangt werden.
Nach den mir vorliegenden Informationen ist eine
Anzeige an die Staatsanwaltschaft erfolgt. Weiters wird seitens des
Magistratischen Bezirksamtes für den 3. Bezirk ein Bescheid zur Abwendung
von Gefahren nach dem Denkmalschutz ergehen.
Zu Punkt 28: Ich darf Ihnen mitteilen, dass ein hohes
Interesse der Stadt Wien an der Umsetzung eines Projektes besteht, das die
denkmalgeschützten Bereiche der Sofiensäle mit einbezieht. Diesbezüglich darf
ich auch auf den Beschluss des Gemeinderates der Stadt Wien vom 29. Mai
2002 hinweisen, in dem über das Gebiet, in dem die Sofiensäle gelegen sind, die
zeitlich begrenzte Bausperre verhängt wurde. Motiv für diese Maßnahme war vor
allem die Herbeiführung eines den zeitgemäßen Vorstellungen entsprechenden
örtlichen Stadtbildes und die Gewährleistung des Bestandes von Gebieten, die
wegen ihres örtlichen Stadtbildes in ihrem äußeren Erscheinungsbild
erhaltungswürdig sind. Damit hat der Gemeinderat der Stadt Wien auch zur Frage
der Erhaltungswürdigkeit der Sofiensäle eine klare Aussage getroffen.
Abschließend darf ich nochmals betonen, dass seitens
der Stadt Wien die möglichen Maßnahmen getroffen wurden und daher der Vorwurf
der Untätigkeit nicht gegenüber der Stadt Wien beziehungsweise deren
Dienststellen, sondern gegenüber der Liegenschaftseigentümerin angebracht ist.
Weil ich nicht genau weiß, Herr Gemeinderat, ob wir
uns noch sehen, darf ich Ihnen für den Landesparteitag am kommenden Samstag
alles Gute wünschen. (Beifall bei der SPÖ. – Heiterkeit bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
eröffne somit die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Gesamtdauer mit
180 Minuten beschränkt ist.
Herr StR Herzog, Sie starten.
StR Johann Herzog: Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister!
Wir danken für die Beantwortung, wiewohl wir
feststellen müssen, dass der Vorwurf der Untätigkeit nicht von der Stadt Wien
zu nehmen ist. Ich glaube vielmehr, es ist bewiesen worden, dass er
aufrechtzuerhalten ist. Denn was Sie gemacht haben, ist das Flüchten in einen
Zuständigkeitsdschungel, der von Ihnen hier aufbereitet wurde, der aber am
Grundproblem der Situation nichts geändert hat.
Wir haben die Situation, dass der Brand im Jahr 2001
stattgefunden hat, dass die Stadt Wien natürlich Möglichkeiten gehabt hätte,
hier mit Sicherungsmaßnahmen tätig zu werden, dass diese Sicherungsmaßnahmen
aber entweder nicht durchgeführt wurden oder nur so zögerlich in Gang gesetzt
wurden oder so unzureichend gemacht wurden, dass sie den Erfolg, nämlich die
Erhaltung der Sofiensäle im Zustand des Jahres 2001 auch nach dem Brand, in
keiner Weise herbeiführen konnten.
Der Versuch, sich immer wieder auf die Eigentümer
auszureden, ist allein nicht haltbar. Natürlich wissen wir, dass die Eigentümer
an einem Abriss interessiert sind und an sonst nichts. Sie möchten das
Grundstück verwerten. Dessen ungeachtet gibt es drei Instanzen, drei
Institutionen, die hier ein Gesamtbild zu entwerfen hätten. Das ist einerseits
das Bundesdenkmalamt, das ist andererseits die Stadt Wien, und das sind
natürlich die Eigentümer. Da gibt es unterschiedliche Interessen. Das
Bundesdenkmalamt hat sich durch deutliche Zögerlichkeit ausgezeichnet, und die
Stadt Wien hat die Dinge treiben lassen und dem Verfall der ganzen Anlage
zugesehen – trotz Gefahr in Verzug und trotz der Möglichkeiten, hier mit
Sicherungsmaßnahmen und sonst nichts einzugreifen.
Es geht bei der Debatte heute nicht darum, dass wir
ein Finanzkonzept entwerfen, es geht bei der Debatte nicht darum, dass wir
überlegen, woher das Geld kommen könnte, um eine Renovierung, eine
Instandsetzung der Sofiensäle vorzunehmen oder auch neue Investoren zu
gewinnen, es geht darum, dass seit drei Jahren ein wertvolles Gebäude dieser
Stadt verfällt – unter den Augen des Bürgermeisters, unter den Augen der
Mehrheit, unter den Augen des Bundesdenkmalamtes – und dass die Dinge so
laufen, dass wenn es so weitergeht, der Eigentümer ganz von selbst in den
Genuss eines Grundstückes kommen wird, ohne dass ihn irgendeiner Form –
Maßnahmen hin oder her – eine Lösung gefunden werden wird.
Was hilft eine Bausperre, wenn ein Gebäude in ein,
zwei Jahren so dasteht, dass es letzten Endes, wenn man mit dem Finger antippt,
sozusagen in sich zusammenstürzt? Wo sind die Sicherungsmaßnahmen seit dem Jahr
2001 geblieben?
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