Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 78
dem
Spielplan. Was passiert mit den Urheberrechten der Stücke? Bleiben die Rechte
im Haus? - Das würde zu Einnahmen führen und so weiter.
Außerdem erscheint es ja schon deshalb
erstrebenswert, einen Spielplan vor Umbau zu erstellen, weil man die
Ausstattung danach richten möchte. Und wie wir vom Herrn Stadtrat und von Herrn
GR Woller gehört haben, handelt es sich hier ja um keinen Umbau, sondern um
eine technische Adaptierung, um eine technische Installation. Also was für
Musicals werden stattfinden: Tanzmusicals? Opernhafte Musicals? - Das alles
sind Planungsfragen, die im Vorfeld geklärt gehören, um die technische
Ausstattung dann auch dementsprechend anzupassen.
Eine weitere Frage wäre: Was passiert eigentlich mit
dem momentan vorhandenen Material, mit der momentan dort vorhandenen Technik?
Wird sie teilweise wieder verwendet? Und wenn nicht: Welchem anderen
Verwendungszweck wird sie zugeführt? - Ich würde als Anregung vorschlagen, dass
man die nicht mehr verwendete Technik, das nicht mehr verwendete Material zum
Beispiel den freien Gruppen zur Verfügung stellt, denen ja in diesem Jahr
sowieso nur bescheidene Mittel von 5,6 Millionen EUR zur Verfügung
stehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Es mag der Plan von Kathrin Zechner erstrebenswert
sein, die heimische Musikszene an das Wiener Musical heranzuführen. Die
Reaktionen waren, wie wir schon ausreichend von Herrn GR Salcher gehört haben,
nicht gerade positiv. Aber gut, Kathrin Zechner möchte heimische Produktion.
Wir kennen alle - und ich muss jetzt sagen: Es gibt einen Zusammenhang mit
Musikschulen! - Wien als Weltmusikstadt, wir kennen alle den Mangel an
Musikschulen in dieser Stadt, und ich frage mich, wo auf Dauer denn der
Nachwuchs an Künstlern in der Musikszene herkommen soll, wenn wir in dieser
Stadt nicht in die Musikausbildung investieren.
Wir verlangen daher, dass zumindest ein Teil des
Budgets, welches in den Umbau des Ronacher gesteckt wird, für den Ausbau von
Musikschulen bereitgestellt wird und ehestmöglich ein Entwicklungskonzept
vorgelegt wird. Dann werden wir vielleicht eines Tages auch ausreichend
Nachwuchs haben, um dem Ruf nach heimischen Produktionen weiterhin
nachzukommen. – Ich danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Mag STEFAN. Ich erteile es ihm.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Geld für Kultur - und das in Massen - ist schön, ist
erfreulich. Das zeigt, welchen Stellenwert dieser Bereich in der Stadt hat, es
zeigt auch, wie intensiv darüber diskutiert wird. Die Reihen der
Sozialdemokraten sind zwar leer; ich weiß nicht, ob der gesamte Kulturausschuss
anwesend ist, aber ich würde sagen: Fast. (GRin Barbara Novak: Es sind auch
andere da!) Trotzdem wird intensiv darüber diskutiert, es ist immer ein Schwerpunktthema.
Freuen wir uns darüber! (GRin Barbara Novak: Es sind auch andere da!) –
Es sind auch andere da; dafür sind die vom Kulturausschuss nicht da. Gut, ja.
Sie sind sitzen geblieben - ich weiß nicht, ob zufällig oder absichtlich. Oder
sie haben vielleicht schon Mittag gegessen – ich weiß es nicht. (GRin
Barbara Novak: Extra gekommen!) Extra für mich gekommen! Na umso schöner. (GRin
Barbara Novak: Extra nachgekommen!)
Die Problematik dabei ist - das ist ja schon
angesprochen worden, um das geht es natürlich auch heute hier, und deswegen
diskutieren wir darüber - die Gewichtung dessen, wie das Geld verwendet wird,
das eben so in Massen lockergemacht, herbeigeschafft, wie auch immer, wird. Und
da stellt sich natürlich die große Frage: Muss ich in einen Bereich
investieren, den unsere Kollegin, die sich immer mit dem Film beschäftigt, als
"Blockbuster" bezeichnen würde? - Ich mag diesen Ausdruck nicht, denn
die Blockbusters sind immerhin jene Bomben, die auch Wien zerstört haben. -
Muss man in etwas investieren, was an sich kommerziell geführt wird oder
geführt werden sollte, wo sozusagen "jeder" – unter Anführungszeichen
– hineingeht, was sich "jeder" anschaut, was so den breiten Geschmack
der Masse trifft und was man doch auch in anderen Städten - und darüber haben
wir ja schon diskutiert - zwar nicht ohne weiteres, Herr Stadtrat - das hat
niemand behauptet -, aber zumindest einmal ansatzweise sicherlich
wirtschaftlich führen könnte? Muss man dafür 40 Millionen EUR pro
Jahr ausgeben? Muss man 35 Millionen EUR – so viel sind es nach
offizieller Angabe bis jetzt - in den Umbau des Ronacher stecken? - Nach
hausinternen Informationen, die mir zugekommen sind, wird es mindestens das
Doppelte ausmachen, wenn nicht mehr.
Da stellt sich eben die Frage der Gewichtung, und
diese Frage werfen wir immer wieder auf. Wir werfen sie auch im Zusammenhang
mit dem Mozartjahr auf. Und da bin ich froh über Ihre Aussage, und ich darf
Ihnen dazu sagen: Ja, Kulturpolitik à la Heidi Unterreiner heißt nicht:
10 Millionen EUR einfach so, weil es beschlossen ist, für Peter
Sellars. Wenn man da nicht mehr flexibel sein kann, dann gute Nacht! (GR
Ernst Woller: Es gibt Vertragstreue! Wenn man den Peter Sellars ...) -
Sie haben gesagt, Peter Sellars kommt, und was sollen wir dann sagen, wenn er
seine 10 Millionen EUR nicht bekommt?
Es wäre ja traurig, wenn das wirklich so wäre. Also
da bin ich wirklich für Kulturpolitik à la Heidi Unterreiner und nicht für die
sozialdemokratische! (Beifall bei der FPÖ.)
Was die Rentabilitätsrechnung, die es angeblich gibt,
betrifft, so wurde - sagen wir es so - in der Fragestunde sehr schwammig
formuliert: Es wurden sehr wohl Studien erstellt. Diese würden wir sehr gerne
sehen! Insofern wäre es natürlich interessant, die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage schon vor dieser Debatte zu haben. Ich glaube, es gibt diese
Rentabilitätsrechnung nicht. Das ist einfach so eine Pi-mal-Daumen-Rechnung: Es
kommen Leute nach Wien, und diese schauen sich das Musical an, und daher können
wir sozusagen hier als Dependance des Fremdenverkehrsamtes agieren und Geld
hineinstecken.
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