Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 78
Berliner Metropol vergleichen, das eine ganz ähnliche Struktur und Größe hat. Dort hat der Umbau im Bereich der Technik 60 Millionen EUR gekostet.
Wir investieren weiter in den Kulturstandort Wien.
Wir haben das in der Vergangenheit getan, wir haben es mit dem Museumsquartier
gemacht, mit dem Stadtarchiv, mit dem Arnold Schönberg Center, mit der Urania,
mit dem Tanzquartier. Wir haben es mit dem Musikverein gemacht, mit dem
Künstlerhaus, mit der Albertina, mit dem Filmmuseum. Laufend wird in dieser
Stadt in Kulturbauten investiert. Dazu bekennt sich die Stadt, dazu hat sie
sich in der Vergangenheit bekannt, dazu bekennt sie sich auch heute! Jetzt sagt
die Opposition: Wenn es "nur" um Musical geht - sehr abfällig klingt
das -, dann ist es nicht berechtigt, in öffentliche Kulturbauten zu
investieren. Wir sind hier anderer Meinung, und wir bekennen uns zu dieser
Politik. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme nun zu den Anträgen der FPÖ, und ich möchte
die Spannung vorweg nehmen: Wir werden alle sechs ablehnen. (GR Dr Matthias
Tschirf: Nein! - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Es ist leider so.
Wir haben uns das ganz genau überlegt, aber es ist einfach notwendig.
Erstens: Der Antrag zu den Musikschulen betrifft eine
andere Baustelle, das ist eine andere Geschäftsgruppe. Ich sage jetzt dazu,
genauso gut könnten wir Spitäler gegen Kultur - oder was weiß ich - dauernd
vergleichen. Außerdem stimmt es einfach nicht, dass im Bereich des
Konservatoriums und der Musikschulen nichts investiert wird, sondern es ist
dort ein sehr engagiertes Investitionsprogramm in Verwirklichung: Es wurde die
Villa Hainisch in Döbling für die Musikschule umgebaut, es wurde die
Musikschule im 2. Bezirk am Karmeliterplatz umgebaut, es läuft derzeit die
Generalsanierung der Musikschule im 5. Bezirk, und es sind die
Bauvorbereitungen für die Generalsanierung der Musikschule in Meidling derzeit
im Anlaufen.
Zum zweiten Antrag,
Peter Sellars etwas wegzunehmen: Das wäre natürlich wieder Kulturpolitik à la
Heide Unterreiner oder FPÖ. Es ist einfach nicht möglich, einen internationalen
Weltstar nach Wien zu holen, zu sagen: Sie sind eingeladen, in Wien um
10 Millionen EUR ein Programm für das Mozartjahr 2006 einzuleiten!,
und dann zu sagen: Na ja, jetzt haben wir uns das überlegt, das müssen wir
leider kürzen.
Man könnte sich leicht ausrechnen, was so ein
Künstler mit einer Kulturstadt Wien machen würde. - Wir können nur glücklich
sein, dass die FPÖ in dieser Stadt keine Verantwortung hat und auch sicher
keine Verantwortung bekommen wird.
Wenn man
das gegen den Gluck-Zyklus aufwiegt, dann muss man schon ganz ehrlich sagen:
Erstens einmal ist das eine Intendanten-Entscheidung, und zweitens fragt man
sich natürlich auch: Warum Gluck-Zyklus im Mozartjahr? - Das muss Herr Holender
uns auch einmal erklären. Heute gibt es dort jedenfalls eine Intendanz, die
schon in den letzten Jahren sehr erfolgreich gearbeitet hat, und es ist
ausschließlich ihre Entscheidung, ob sie im Mozartjahr einen Gluck-Zyklus macht
oder auch nicht.
Was die Diskussion über die Bilanzen der Vereinigten
Bühnen Wien im Kulturausschuss betrifft, kann ich eindeutig nur Folgendes
sagen: Erstens einmal gibt es bei den Vereinigten Bühnen Wien Aufsichtsräte,
die das ohnedies laufend kontrollieren, es gibt laufende Kontrollamtsprüfungen
und es gibt laufende Rechnungshofprüfungen. Es gibt einen dafür zuständigen
Ausschuss des Wiener Gemeinderats, nämlich den Unterausschuss des
Finanzausschusses; dort wird das immer diskutiert. Der Herr Finanzstadtrat hat
uns auch zugesagt, dass, wenn die Vereinigten Bühnen Wien auf der Tagesordnung
sind, die Kultursprecher der Parteien im Gemeinderat eingeladen werden. (Zwischenruf
der GRin Mag Marie Ringler.) - Es war noch keine Sitzung. Du warst ja auch
nicht da. So gesehen war es ohnedies gut, dass noch keine Sitzung war, denn
sonst hättest du diese Sitzung versäumt.
Tatsächlich ist es jedenfalls so, dass wir im
Kulturausschuss sehr wohl auch schon mit den Verantwortlichen der Vereinigten
Bühnen Wien diskutiert haben. Das können wir in Zukunft auch machen, aber dazu
brauchen wir nicht wirklich einen Antrag der FPÖ hier im Wiener Gemeinderat.
Wir werden dem Antrag des KlangBogens
selbstverständlich zustimmen, wir bekennen uns zu dieser größten Theaterreform
im Bereich der Vereinigten Bühnen Wien - und wir werden die sechs Anträge der
FPÖ ablehnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Feldmann. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren des Gemeinderats!
Der SPÖ muss es beim Thema Musical ja schon sehr
schlecht gehen, wenn sie sogar schon die Abfangjäger auffahren muss, um die
Vereinigten Bühnen zu verteidigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Vereinigten Bühnen Wien erhalten zusätzlich zu
den Investitionskosten für Umbau einen hohen Anteil des Wiener Kulturbudgets.
Prinzipiell sind Mittel, die in den Bereich Kultur fließen, sinnvoll. Die Frage
ist nur, wie und wo sie eingesetzt werden.
Ich möchte jetzt nicht darauf eingehen, wie und ob
die Mittel aufgebracht werden können und ob sie zu einem Missverhältnis in
Relation zu den anderen Subventionen im Theaterbereich führen und ob es sich um
einen sinnvollen Einsatz von Steuermitteln handelt, sondern darauf, dass einige
wesentliche Fragen hier noch nicht geklärt sind.
Das ist
zunächst einmal der Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Bei Investitionen in dieser
Größenordnung wie beim Ronacher sollte es eine Wirtschaftlichkeitsanalyse geben
- eine Wirtschaftlichkeitsrechnung liegt angeblich vor; wir kennen sie alle
nicht -, auf jeden Fall eine, die zu einem gegebenen Zeitpunkt einen Return on
Investment erkennen lässt, oder zumindest eine Analyse, die zahlenmäßig
ersichtlich macht, dass diese Investition sinnvoll und gerechtfertigt ist, sich
rechnet.
Hier stellt sich für mich unmittelbar
die Frage nach
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