Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 78
Stadtregierung sind wesentliche Impulsgeber der
österreichischen und der Wiener Wirtschaft.
Wenn Sie heute von einem Finanzkollaps reden, dann
muss ich Ihnen sagen, Sie lesen die Zahlen nicht. Allein im Krankenhaus Lainz,
Pavillon XI, in der Neurologie werden im heurigen Jahr
5,5 Milliarden EUR investiert, im Krankenhaus Lainz
4 Milliarden, ebenfalls im Krankenhaus Lainz, in der Sanierung der zweiten
Chirurgie 8,1 Milliarden, im Kaiser-Franz-Josef-Spital, meine Damen und
Herren, 4,1 Milliarden. (GR Gerhard
Pfeiffer: Das ist jetzt schon mehr als das Wiener Budget!) In die
Geriatrieoffensive, die wir verlangen und die wir jetzt umsetzen, investieren
wir 3,9 Milliarden. (GR Gerhard
Pfeiffer: Millionen!) Sie nehmen das einfach nicht zur Kenntnis, weil Sie
genau wissen, dass Sie in Wirklichkeit keine Argumente haben!
Wir werden diese erfolgreiche Gesundheitspolitik in
Wien auch in Zukunft fortsetzen, allerdings mit einem Wermutstropfen. Wenn Sie
mit Ihrer Umfärbungsaktion bei der neuen Umstrukturierung im Bereich der
Krankenkassen weitermachen, dann werden wir noch größere finanzielle Probleme
bekommen. Das gilt es zu verhindern und dafür werden wir uns einsetzen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau Dr Pilz gemeldet.
Ich erteile ihr das Wort.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Wagner, nach diesem Einblick in die
beste aller Welten (GR Kurt Wagner: Nicht
die beste! Eine erfolgreiche!), der Gesundheitsversorgung der Stadt, möchte
ich Ihnen ein Sittenbild aus dem Flaggschiff der Wiener Spitäler, dem AKH,
geben, wo Sie sehen, dass hier die Tücke im Detail liegt und die
Geldverschwendung, die sich Wien leistet, zu Lasten der Steuerzahler und der
Menschen, die die Gesundheitsversorgung brauchen, geht. (GR Kurt Wagner: Aber Sie wissen, wie es international bewertet wird!)
– Verbrauchen Sie nicht meine Zeit! (GR
Kurt Wagner: Sie wissen, welchen Ruf das AKH hat! Das wissen Sie schon!)
Das AKH hat einen wunderbaren Ruf. Das AKH hat auch
einen ganz wunderbaren Ruf bei jenen Leuten, die Institute betreiben oder
private Ordinationen haben oder schlicht bei anderen Krankenhäusern, weil
nämlich das AKH seit 1997 ... (GR Kurt
Wagner: Das ist wirklich realitätsfremd, was Sie sagen!) – Hören Sie mir
zu, dann werden Sie sehen, wie viel Realitätsfremdheit in den Beträgen steckt,
von denen ich nämlich jetzt sprechen werde!
Seit 1997 ist es den anderen Trägern in
Krankenhäusern, und zwar nicht nur aus Wien, sondern von Hohenems bis Neusiedl
möglich, Proben, Untersuchungsgewebe ins AKH zu schicken, um dies dort
analysieren zu lassen. Das AKH tut das quasi wie ein Staubsauger aus ganz
Österreich. Es hat sich endlich zu jedem Privatarzt, in jedes private Institut
und in viele öffentliche Krankenhäuser rumgesprochen, alles ins AKH zu
schicken, weil dort exzellente Arbeit gemacht wird. Da gebe ich Ihnen Recht,
Herr Kollege. Das kostet gar nichts, kostet überhaupt nichts. Man macht diese
Proben, schickt einen Krankenschein oder zumindest einen Überweisungsschein mit
und dann tun die das im AKH schon. Die arbeiten sich zu Tode, emsig, kostenfrei
und schicken die Ergebnisse zurück. Das alles ist möglich und da staunen die
Steuerzahler und Steuerzahlerinnen und fragen sich, wie denn das sein kann,
dass ganz Österreich das AKH als Selbstbedienungsladen für medizinische
Leistungen behandelt und die Wiener Steuerzahler und Steuerzahlerinnen das
zahlen. (GR Kurt Wagner: Sie wissen
schon, dass der Bund den Zuschuss um die Hälfte reduziert hat!) –
Unterbrechen Sie mich nicht!
Es hat dazu eine Auseinandersetzung zwischen zwei
Ärzten im AKH gegeben, weil nämlich im einen Fall das private Institut, das
fest und häufig Proben eingeschickt hat, zufällig im Besitz eines Bediensteten
im AKH war, eines Herrn Abteilungsvorstands, der privat eingeschickt und dann
als öffentliche Abteilung analysiert hat. Das stößt sauer auf. Das stößt nicht
nur Mitarbeitern im AKH sauer auf, sondern das musste auch der Internen
Revision sauer aufstoßen, denn es kann nicht so sein, dass man zum Nutzen einer
privaten Institution öffentliche Leistungen in Anspruch nimmt, wenn es unklare
und nicht existente Regelungen gibt, wie das nun verrechnet wird, wie das
weiterverrechnet wird, was bezahlt wird oder ob überhaupt bezahlt wird.
Die Interne Revision des Krankenanstaltenverbundes
hat sich die Sache angeschaut und ist zu unglaublichen Schlüssen gekommen. Sie
hat dem AKH eine to-do-Liste, also eine Liste der Maßnahmen, die zu ergreifen
sind, vorgelegt. Diese Liste hat es in sich. Darauf steht, dass es rechtlich
völlig unklar ist, was das AKH zu tun hat, was es nicht zu tun hat und ob es
alle Proben, die wie eine Freipostwurfsendung ins Haus kommen, analysieren
muss. Es ist offensichtlich noch niemandem aufgefallen, dass es darüber
strittige Interpretationen gibt, denn an sich hat sich die Pauschalierung der
Beträge nur auf den physischen Besuch von Ambulanzen des Hauses bezogen und
nicht etwa auf jede Probe, die ein Postpaket vorbeibringt. Dann hat die Interne
Revision festgestellt, dass es keinerlei Verrechnung gibt, die in irgendeiner
Weise zwischen internen und externen Proben unterscheiden würde. Man weiß
schlicht und einfach nicht, was und zu welchen Bedingungen untersucht wird.
Diese Verhältnisse kosten dem Steuerzahler und dem
AKH zig Millionen Schilling. Diese Dinge sind dringend aufzuklären. Es ist
nicht einzusehen, warum die Gemeinde Wien der Selbstbedienungsladen für
Institutionen, Ärzte und Krankenhäuser aus ganz Österreich ist.
Wir haben eine Anfrage in der Sache gemacht, denn wir
wollen wissen, wie hoch der Schaden ist, der für das AKH entstanden ist, und
was die Steuerzahler berappen müssen.
Als Letztes, damit Sie sehen, dass
das andere anders machen: Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft hat
diese Verhältnisse in der Steiermark bereits abgestellt. Dort werden nur jene
Proben untersucht, für die es einen Versorgungsauftrag gibt, weil keine
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