Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 78
Prognose
bestätigt. Genau diese Situation, die mehrmals aufgezeigt und von den Experten
bestätigt wurde, ist jetzt eingetreten.
Meine Damen und Herren, interessant ist die Reaktion
der Stadtpolitik. Die Stadtpolitik greift nämlich zur Verschleierungstaktik.
Wenn man sich den aktuellen Wirtschaftsplan des KAV zur Hand nimmt, wenn man
sich diesen Wirtschaftsplan 2004 ansieht, dann traut man seinen Augen
nicht, denn in diesem neuen Plan fehlen diese Zahlen ganz einfach. Da ist
dieses Zahlenwerk einfach herausgestrichen worden und wird diesem Gemeinderat
vorenthalten.
Meine Damen und Herren, ich werfe daher der Stadtregierung
nicht nur grobe Versäumnisse vor, ich werfe auch eine Verschleierungstaktik
vor. Ich werfe der Gesundheitsstadträtin, aber natürlich auch dem
Finanzstadtrat vor, dass die Budgethoheit dieses Hauses missachtet wird, dass
man die Budgethoheit dieses Gemeinderates missachtet, weil man uns bewusst
diese Zahlen verschweigen will und weil man nicht zugeben will, dass genau
diese Prognose aus dem Jahr 2002 heuer, 2004, punktgenau eingetroffen ist!
Meine Damen und Herren, es ist auch diese
Verschleierungstaktik nicht neu. Wir erinnern uns alle noch an die
Falschbudgetierung im Sozialressort und an die Debatten im Herbst vergangenen
Jahres in diesem Hause. Wir erinnern uns daran, dass uns auch damals aus dem
Sozialressort ganz bewusst falsche Zahlen vorgelegt worden sind. Wir haben
neben dieser Finanzierungslücke im Sozialbudget daher jetzt eine zweite
Finanzierunglücke, eine Lücke im Gesundheitsbudget. Das zeigt uns, wie
überfällig die Regierungsbildung in Wien eigentlich geworden ist. Das zeigt
uns, dass die Entscheidung des Bürgermeisters in Rust, diese Regierungsbildung
weiter vor sich her zu schieben, nicht sehr glücklich war. Das zeigt uns, wie
überfällig der Handlungsbedarf des Wiener Bürgermeisters in dieser
Angelegenheit bereits geworden ist! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Kurt Wagner genannt. Ich erteile ihm das Wort.
GR Kurt Wagner
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wenn wir heute das Thema der aktuellen Stunde,
"Wiens Spitälern droht der finanzielle Kollaps!", von der ÖVP
diesbezüglich verlangt, betrachten, dann kann man im Prinzip sagen – der Herr
Kollege Hahn wird sich nach mir diesbezüglich für seine Fraktion noch zum Wort
melden –, dass die Österreichische Volkspartei in diesem Hause, medizinisch
gesagt, an Amnesie leidet. Sie hat nämlich vergessen, dass sie die Jahre davor
mit uns gemeinsam in der Gesundheitspolitik Konzepte entwickelt hat, gemeinsam
mit uns Budgets beschlossen hat und gemeinsam mit uns im
Krankenanstaltenverbund richtige Dinge in die Wege geleitet hat. Interessant
ist nur, seit die Wahl nicht so ausgegangen ist, wie es sich die ÖVP
vorgestellt hat und sie diesbezüglich hier nicht mehr in der Regierung sitzt,
ist die Gesundheitspolitik in Wien auf einmal gescheitert.
Meine Damen und Herren von Seiten der ÖVP und von
Seiten der FPÖ, Sie werden noch so oft verlangen können, dass Stadträtinnen und
Stadträte zurücktreten sollen, da unsere Politik verfehlt ist. Ich glaube, der
Gradmesser unserer Gesundheitspolitik ist immer der Wahltag. Da ist Zahltag in
der Politik. Wie bei der letzten Wahl die Situation ausgegangen ist, das wissen
Sie ganz genau.
Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen auch sagen,
ich glaube, Sie verweigern sich der Realität. Erst vor wenigen Tagen gab es
eine internationale Studie, die veröffentlicht wurde, wo unter anderem die
Lebensqualität einzelner Städte in Europa und auf der ganzen Welt betrachtet
wurde und gleichzeitig auch die gesundheitliche Versorgung als eines der
Kriterien berücksichtigt wurde. (GR
Gerhard Pfeiffer: Da waren wir aber am schlechtesten Platz!) Meine Damen
und Herren, Sie wissen ganz genau, Wien hat darin den vierten Stellenwert aller
Städte auf der ganzen Welt eingenommen. (GR
Mag Wolfgang Gerstl: Wien war am schlechtesten Platz!) Damit darf ich Ihnen
sagen ist Ihre Kritik einfach nicht angebracht. Die betroffenen Menschen, die
Wienerinnen und Wiener, wissen, was sie am Wiener Gesundheitssystem haben und
welchen Stellenwert wir auch international haben. (Beifall bei der SPÖ. – GR Gerhard Pfeiffer: Da waren wir am
schlechtesten Platz, bitte!)
Meine Damen und Herren, wenn ich jetzt eine der
letzten Aussendungen Ihres Herrn Stadtrats ansehe, "ÖVP-Hahn befürchtet
einen Finanzkollaps der Gemeindespitäler", dann ist in einem Untersatz zu
lesen, 15 bis 20 Prozent aller Belegstage in den Spitälern seien unnötig.
Dazu muss man sagen, man soll sich die Realität anschauen. In den letzten
Jahren wurde die Verweildauer in den Wiener Spitälern Gott sei Dank dramatisch
reduziert, weil es einfach eine positive und gute Gesundheitsversorgung gibt.
Sie sagen heute wieder etwas ganz anderes als gestern im Sonderausschuss. Die
Kollegin Korosec hat gesagt, man soll mehr im niedergelassenen Bereich
organisatorisch tätig werden. Gestern haben wir gehört, dass es in einem
bestimmten Bereich im niedergelassenen Bereich nicht so funktioniert, wie wir
uns das vorstellen. (GR Mag Helmut
Kowarik: Wien macht ja nichts!) Dazu muss ich Ihnen sagen, das weiß ich
auch. Wir unterstützen auch hier Maßnahmen und man kann nicht sagen,
extramural, niedergelassener Bereich, wenn es uns passt, ist das in Ordnung,
nur insgesamt dann nicht.
Meine Damen und Herren, Wien – das
muss man auch dazusagen – ist das einzige Bundesland in ganz Österreich, das
seine Ausbildungskapazitäten im Bereich der Aus- und Weiterbildung nicht
zurückgenommen hat. Wir sind das einzige Bundesland. Oberösterreich hat
dramatisch reduziert. Niederösterreich hat dramatisch reduziert. Kärnten hat
dramatisch reduziert. Von den anderen westlichen Bundesländern will ich gar
nicht reden. Nur die nehmen einfach die Gegebenheiten nicht zur Kenntnis. Der
Wiener Krankenanstaltenverbund, damit auch die Gemeinde Wien und die Wiener
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