Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 78
sehe ich da nicht den geringsten Zusammenhang zwischen
diesen beiden Ereignissen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Herr Dr Serles, bitte
GR Dr Wilfried Serles
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Die mündliche Anfrage des Kollegen Tschirf ist ein
gutes und einprägsames Beispiel dafür, dass es die SPÖ leider mit der
Einhaltung der rechtlichen Vorschriften nicht immer so genau nimmt. (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Das ist eine Frechheit, diese Behauptung! Nehmen Sie
das sofort zurück!) Es gibt in dem Zusammenhang eine Reihe von Beispielen, die
zu nennen wären.
Ich habe hier eines mitgebracht. Es ist datiert vom
Jänner 2004. Es handelt sich dabei um ein Schreiben der SPÖ an eine konkret
bezeichnete Person im 20. Wiener Gemeindebezirk, und es trägt Ihr
Konterfei, Herr Bürgermeister. Es ist zweisprachig, Herr Bürgermeister, auf der
Vorderseite in deutscher Sprache, auf der Rückseite in dem Fall serbokroatisch.
Der SPÖ muss daher der Empfänger, seine Adresse und seine Muttersprache, seine
Nationalität bekannt gewesen sein. Und dieses Schreiben von Ihnen, oder dieses
Schreiben, das zumindest Ihr Konterfei trägt, hat auch noch eine andere
Eigenart. Es hat keine DVR-Nummer. Und weil der Datenschutz von Ihrer Partei in
den letzten Wochen im Haus so sehr strapaziert wurde, muss ich Ihnen in dem
Zusammenhang sagen: Das ist zumindest ein klarer Hinweis für einen Verstoß
gegen datenschutzrechtliche Vorschriften, Herr Bürgermeister. (Amtsf StRin Mag
Renate Brauner: Das ist lächerlich!)
Daher frage ich Sie: Können Sie dem Gemeinderat
erklären, in welcher widerrechtlichen Weise sich die SPÖ die Daten für dieses
Rundschreiben organisiert hat?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl:
Also, sehr geehrter Herr Gemeinderat, über Widerrechtlichkeit zu sprechen und
gleichzeitig die Fragestunde dazu zu nutzen, ein völlig anderes Thema hier
aufzuwerfen, das mit dem gegenständlichen Fragegegenstand ja gar nichts zu tun
hat, da lasse ich mich leicht belehren von Ihnen. Über Widerrechtlichkeit, Herr
Gemeinderat, da kennen Sie sich aus, und da horche ich natürlich gerne auch auf
Sie.
Im gegenständlichen Fall dürften Sie ein paar Dinge
verwechseln. Nämlich, Sie können mir hier in keiner Weise vorwerfen, dass es
irgendetwas mit dem PID zu tun hat. Hier gibt es ein Schreiben, das der
Landesparteivorsitzende der SPÖ an Bürger dieser Stadt richtet. Da steht
nirgendwo drauf, dass es hier mit der Stadt gemacht wurde oder sonst
irgendetwas.
Und was die Frage betrifft, wie die SPÖ zu diesem
Adressenmaterial gekommen ist (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Wählerverzeichnis!):
Auf dieselbe Weise wie die FPÖ für ihre Aussendungen, wo halt
bedauerlicherweise nicht Ihr Konterfei drauf ist, sondern das vom Herrn
Klubobmann Kabas, und genauso wie alle anderen Parteien auch zu diesem
Adressenmaterial kommen. Also hören Sie auf, dieses Theater da zu spielen. Es
ist doch vollkommen selbstverständlich, was man hier gemacht hat. (Beifall
bei der SPÖ – GR Kurth-Bodo Blind: Der Bürgermeister sagt die Unwahrheit! –
Widerspruch bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
dritte Zusatzfrage: Herr GR Ellensohn.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Bürgermeister! Auch wenn wir zwei uns einen Erfolg des
kommenden Volksbegehrens wünschen, obwohl wir aus grüner Sicht
Verbesserungsvorschläge hätten, zum Beispiel glaube ich nicht, dass die
Frauenbenachteiligung im aktuellen Pensionssystem durch die Vorschläge, die in
diesem Volksbegehren sind, beseitigt werden, werde ich persönlich es trotzdem
unterschreiben, weil es ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Die Frage geht in eine andere Richtung betreffend
Inserate der Stadt Wien. Die Österreichische Volkspartei nimmt für ihre
Parteizeitung, für Zeitschriften sehr viele Inserate vom PID entgegen, wie es
auch die FPÖ und auch die Sozialdemokratische Partei macht, im Gegensatz zu den
GRÜNEN.
Die Frage ist: Nach welchen Kriterien werden Inserate
des PID, Inserate der Stadt Wien, an parteinahe Zeitungen vergeben?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat! Es gibt keine Kriterien für die Vergabe von Inseraten an
parteinahe Zeitschriften, sondern es ist ausschließlich die Frage des
Werbewerts und des Verbreitungsgebietes. Wie viele Menschen erreicht man mit
einer entsprechenden Informationsbotschaft? Und da werden natürlich Zeitungen,
die Parteien gehören oder Parteiorganisationen nahe stehen, nicht ausgeschlossen
davon, das ist ja gar keine Frage. Aber das ist nicht das Kriterium. Das
Kriterium ist die Verbreitung und das Kriterium ist, wie viele Menschen
erreiche ich damit.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Die vierte Zusatzfrage: Noch einmal Herr Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Der Bundesvorsitzende der SPÖ hat ein Anliegen,
das er mit großer Vehemenz vertritt, das ist nämlich die Harmonisierung des Pensionssystems.
Es gibt zwei Bundesländer, die von dem besonders weit entfernt sind, nämlich
Wien und Kärnten.
Gibt es hier eine Vereinbarung zwischen dem Wiener
Bürgermeister und dem Landeshauptmann von Kärnten, dass das konterkariert wird,
und wann wurde diese Vereinbarung abgeschlossen? (Ironische Heiterkeit bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
ersuche bitte um eine sachliche Beantwortung. (Neuerliche Heiterkeit.)
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Klubobmann, ich habe Ihren Humor schon immer geschätzt.
Heute haben Sie sich selbst übertroffen, denn die Frage würde sich ja für mich
dann folgerichtig stellen: Mit welchem Landeshauptmann von Kärnten sollte ich
eine solche Vereinbarung abschließen? Vor allem im Hinblick auf die Nachhaltigkeit
einer solchen Vereinbarung. Sie dürfen mir zutrauen, dass ich jedenfalls bis
nach dem
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