Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 64
so sehr
gefördert wird, was dann bei der weiterführenden Ausbildung das Tragende sein
wird. Das heißt, wenn ich mir anschaue, haben wir 38 Prozent Ausländer –
und das ist eine positive Sache, wenn Ausländer bei uns in Wien studieren -,
aber wir meinen, es ist doch ein zu hoher Prozentsatz, und dass unsere Kinder,
unsere Studierenden dadurch ins Hintertreffen kommen. Und ins Hintertreffen
geraten sie deswegen, weil jene ganz einfach eine bessere Grundausbildung
haben. Also das heißt, zu dem Zeitpunkt, wo sie ins Konservatorium eintreten,
haben diese eine bessere Ausbildung.
Und wenn
wir uns so anschauen, woher die Kinder kommen, dann sieht man auch, wo
anscheinend auf diese Grundausbildung ganz besonders großer Wert gelegt wird,
und das ist in den osteuropäischen Staaten. Aber, wenn ich mir die Zahlen
anschaue, zum Beispiel Korea hat den höchsten Anteil der Studierenden, es sind
74 Studenten, Japan hat 55 Studenten, Taiwan hat 24 Studenten
und Deutschland hat 45 und nachfolgend sind gleich die osteuropäischen Staaten.
Damit man
mich nicht missversteht, ich finde, dass man ganz einfach bei der
Grundausbildung besser arbeiten muss, damit dann der Nachwuchs mehr Chancen
hat, im Konservatorium aufgenommen zu werden.
Und hier
komme ich jetzt zur Problematik der Musikschulen. Wir haben das hier schon
öfters diskutiert. Wir haben hier ein unglaubliches Defizit in Wien. Seit
vielen Jahren haben wir immer wieder Anläufe gemacht, der letzte war die
Gründung eines Gesetzes, damit wir hier dieses Defizit aufholen. Ich möchte
noch einmal daran erinnern, dass das statistische Jahrbuch der Musikschulen
Österreichs diese Zahlen aufgelistet hat. Meine Kollegin der ÖVP hat einige
Zahlen - nehme ich an - auch daraus genommen. Ich erinnere noch einmal: Wir
haben 155 427 Musikschüler und wir haben 416 Musikschulen in
Österreich.
Meine Kollegin
von der ÖVP hat schon gesagt, dass Niederösterreich und Oberösterreich zusammen
über die Hälfte aller Musikschüler unterrichtet. Allein da muss man ja schon
aufhorchen. In Niederösterreich zum Beispiel gibt es
45 529 Musikschüler, in Oberösterreich 36 696, in der Steiermark
20 468, in Wien hingegen 4 941. Diese Zahlen alleine sagen alles.
Und seit
vielen Jahren haben wir immer wieder Anläufe gemacht und immer wieder hat man
das weg geschoben und ich meine, jetzt wäre wiederum eine Gelegenheit, dass man
sich dieser Sache annimmt. Jetzt, bei der Ausgliederung des Konservatoriums,
jetzt, wo man eine Privatuniversität gründet, jetzt, wo man die Sache angeht,
wo man das Ganze neu organisiert, müssten wir auch darüber nachdenken, wie wir
die Musikschulen neu organisieren. Und da ist es natürlich ganz besonders
wichtig, dass all diejenigen, die gerne eine Musikausbildung machen würden,
eine Chance erhalten, sie zu bekommen.
Wir haben
an die 600 Wartende. Das heißt jetzt nicht, dass die ganz einfach nur in
eine Musikschule gehen wollen, sondern die haben alle schon die Aufnahmsprüfung
bestanden. Ich möchte das noch einmal hier sagen: Diese Kinder haben alle schon
die Aufnahmsprüfung bestanden, die könnten, wenn sie einen Platz hätten, sofort
anfangen, einen Unterricht zu genießen. Und würde diese frühe Ausbildung so
bald wie möglich beginnen, hätten dann unsere Kinder genau denselben Vorteil,
danach an die Universitäten zu kommen oder ans Konservatorium, wie die vielen
gut ausgebildeten Kinder aus den anderen Ländern. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren, wir haben immer auf die Defizite und Mängel
hingewiesen, wir haben alle möglichen Konzepte verlangt, Gesetze verlangt, und
so weiter. Heute wenden wir uns an den Herrn Bürgermeister und wir stellen den
Antrag, weil man so rasch wie möglich handeln soll, dass man eine
Sonderdotierung im Bereich des Musikschulwesens zur Verfügung stellt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich hoffe,
dass jetzt bei der Neukonstituierung der Privatuniversität auch die Problematik
der Musikschulen in Angriff genommen wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich
erteile es ihr.
GRin
Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Sie
brauchen sich nicht zu sorgen, ich halte keine lange Rede, ich möchte nur eine
Anmerkung tätigen.
Wir sind
selbstverständlich auch der Meinung, dass das Angebot an Musikschulen im
Wesentlichen zu gering ist. Das ist einmal das eine.
Es ist
auch das Angebot, Musik zu machen wesentlich zu gering, oder ein Instrument zu
lernen, ist überhaupt zu klein. Und das Angebot, dies auch noch zu tun ohne
viel dafür zahlen zu müssen, ist faktisch nicht da, denn über eines kann man
sich nicht hinweg schwindeln: Man verzichtet auf einen großen Teil von begabten
Kindern, wenn man für dieses Angebot überhaupt Geld verlangt. Das muss uns klar
sein, denn viele Eltern können sich das nicht leisten, oder aber wollen sich
das nicht leisten.
Weshalb
ich mich aber zu Wort gemeldet habe, das war eigentlich die Wortmeldung der
ÖVP, denn ich habe die Rede sehr freundlich und nett gefunden, aber schon auch
ein bisschen zynisch, sich über den Mangel an Musikschulen zu beklagen, und
andererseits pausenlos auf der schulischen Ebene dafür zu sorgen, dass das
Angebot kleiner, kleiner, kleiner wird, bis es fast nicht mehr vorhanden ist.
Denn sowohl in den Pflichtschulen, was die unverbindlichen Übungen angeht, kam
es zu einer massiven Reduktion des Angebots, Musik zu machen, und das geht in
allererster Linie auf das Konto der ÖVP. Und wenn Sie sich anschauen, ... (GR
Gerhard Pfeiffer: Aber, aber!) Nun ja, Herr Abgeordneter Pfeiffer, es ist
so, man braucht ja in den Schulen nur nachzufragen, was gibt es noch an unverbindlichen
Übungen, und wo wurde gekürzt. Und da gibt es eine massive Reduktion des
Musikangebotes an den Pflichtschulen und nunmehr, nach der Stundenreduktion,
auch massiv bei den weiterführenden Schulen und bei der AHS.
Erkundigen Sie sich einmal in den AHS, welche Angebote
reduziert wurden. Da gab es einmal an Schulen
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