Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 64
Das sollen die bewährten und fachkundigen Beamten des
Umweltausschusses und des Umweltressorts tun, es sollen die fachkundigen
Beamten in alle Welt fahren und verbreiten, was Wien kann - Wien hat
Leistungen, die man durchaus anbieten kann, wir haben Innovationen, die
woanders sicherlich nachgefragt werden (Beifall der StRin Karin Landauer)
-, und sie sollen von diesen Reisen sicherlich auch Informationen für die Stadt
Wien zurückbringen. Man kann das Geld anlegen - aber nicht für so ein
Kasperltheater!
Jetzt kommen wir zu EcoGround - ich habe schon darauf
hingewiesen, dass es dort als dritten Punkt EcoGround gibt. Was wird unter dem
Projekt EcoGround verkauft? Man glaubt es nicht: Banalitäten, die in jedem
Kleingartenverein bekannt sind! Das wollen wir jetzt nach Singapur und so
weiter bringen, und wir wollen den Leuten sagen: Meine Herrschaften, wisst ihr,
was wir in Wien machen? Wir sammeln Regenwasser, das kann man zum Gießen
verwenden. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Das kannst du auf Seite 14
nachlesen: "Wir sammeln Regenwasser" - wir sind ja eine Umweltmusterstadt
und sammeln Regenwasser.
Das weiß jeder Kleingartenverein. Ich glaube, wenn
man zum Obmann des Kleingartenvereins geht und sagt: Wir schicken euch die
Projekte EcoBus, EcoGround und EcoHall vorbei, und die erklären euch, wie ihr
mit Regenwasser Blumen gießen könnt, und sogar den Gemüsegarten!, dann greift
sich der Vorstand des Kleingartenvereins ans Hirn und sagt: Entschuldigung,
dazu brauchen wir gerade euch!
Jetzt kommt überhaupt noch etwas, ich habe es nicht
glauben können! Ebenfalls auf Seite 14 dieser Broschüre über den
Wanderzirkus, die Wanderausstellung steht fett gedruckt, weil es besonders
wichtig und gescheit ist, wortwörtlich: "Kanal riechen und hören". (Heiterkeit
bei der FPÖ.) Das heißt, dieses Projekt EcoGround besteht aus "Kanal
riechen und hören". Ist denn in dieser Stadt nichts zu blöd? Wortwörtlich:
"Rohre führen am Ausstellungsort in die Kanalisation, von wo Ventilatoren
die Luft heraufblasen." (Heiterkeit bei der FPÖ.) Wollen die
Herrschaften 445 000 EUR für diesen Unsinn? Führen Rohre am
Ausstellungsort, und der Ausstellungsort ist zum Beispiel Shanghai oder
Singapur!
Ich denke,
Frau Stadtrat: Riechen Sie nicht daran! Sonst braucht Herr Häupl, unser lieber
Bürgermeister, diese Stadtregierung nicht umzubauen; Sie sind tot, ich glaube,
das können Sie einfach nicht machen. Sie können nicht in die Kanalisation von
Kuala Lumpur und Singapur riechen wollen.
Das gibt
es ja gar nicht: Ventilatoren blasen den Gestank noch herauf, und die Besucher
können daran riechen und hören. Damit man nicht missversteht, wie sie hören
können - falls es einfältige Leute gibt, die nicht wissen, wie man hört -:
"Mikrofon". (Heiterkeit bei der FPÖ.) Da bekommen sie ein
Mikrofon, und dann können sie hören. Aber das Riechen erfolgt körperlich. Wenn
jemand so etwas will, kann er am Hubertusdamm spazieren gehen. (GR Heinz
Hufnagl: Man hört gewöhnlich mit Lautsprecher!) Bitte? (GR Heinz
Hufnagl: Ins Mikro tut man sprechen! Hören tut man mit dem Lautsprecher!)
Ich weiß - leider, Sie sind der Vorsitzende dieses Umweltausschusses, und unter
Ihrem Vorsitz kann so ein Unsinn beschlossen werden. Das geht ja wirklich nur
unter einigen Vorsitzenden, das geht nicht bei jedem Vorsitzenden! (Heiterkeit
und Beifall bei der FPÖ.)
Mir tut ja die Stadträtin Leid - das habe ich schon
in anderen Reden gesagt -, weil sie von ihren Vertrauten zu solchen Akten
gebracht wird. Sie kann ja nicht jeden Akt lesen, sie muss auf den Vorsitzenden
des Umweltausschusses vertrauen. Denn wenn man jeden Akt anschaut, ist das für
eine Stadträtin schon sehr, sehr viel Arbeit. Sie hat bei dem Akt bestimmt
darauf vertraut, dass ihn der Vorsitzende durchgelesen und auch überdacht hat.
Ich glaube nicht, dass die Frau Stadtrat inhaltlich gewusst hat, was da
passiert.
Aber okay, wenn jemand so etwas will, kann er am
Hubertusdamm oder auf der Donauinsel spazieren gehen. Er kann bei jedem
Kanaldeckel riechen, weil dort der Gestank leider automatisch heraufsteigt.
Dafür brauche ich keinen Ventilator, dafür brauche ich auch nicht nach Singapur
und nach Kuala Lumpur zu gehen.
Für so einen Blödsinn - bitte, meine Herrschaften! -
ist uns, der FPÖ Wiens, Steuergeld zu schade. Der SPÖ natürlich nicht, und ich
sage Ihnen: Diese Sache stinkt! (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Das Schlusswort hat der Herr Berichterstatter. Ich
ersuche um Aufmerksamkeit, damit die ventilatorischen Probleme erläutert werden
können. (Heiterkeit.)
Berichterstatter GR Erich VALENTIN: Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Obwohl die letzten Minuten durchaus kurzweilig waren
- anders möchte ich sie nicht beschreiben -, denke ich doch, man muss, wenn man
den Akt tatsächlich diskutiert - und wir haben ihn im Umweltausschuss sehr
ernsthaft diskutiert, wiewohl vielleicht einige, die jetzt zugehört haben, nach
den Worten des Debattenredners nicht dieser Auffassung sein könnten -, dennoch
einige Dinge festhalten.
Ich verstehe diese Kritik zunächst einmal
grundsätzlich vom Formalen her nicht. Gerade aus der Ecke des Wiener
Gemeinderates bekommen wir oftmals rein formal den Vorwurf zu hören, dass
Anträge nicht rechtzeitig eingebracht sind. (StRin Karin Landauer: Was heißt
"aus der Ecke"?) Oftmals bekommen wir den Vorwurf zu hören, dass
Anträge erst gleichzeitig mit einem Event, gleichzeitig mit der Durchführung
einer Veranstaltung von einem Verein eingebracht werden. Das war dieses Mal
nicht der Fall. Hier ist ein Verein mit einem sehr, sehr sinnvollen Ziel, wie
ich meine, der rechtzeitig deponiert hat, etwas tun zu wollen, und der
rechtzeitig auch den Antrag und das Begehr an die Stadt Wien herangetragen hat.
Warum man jetzt sagt, man wirft denen vor, dass sie zeitgerecht vorgegangen
sind, verstehe ich nur in der Denkweise und in der Systematik, dass man einfach
Gründe für eine Ablehnung gesucht hat.
Das Zweite: Wenn hier seitens einer
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