Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 64
all derer, die für das Steuergeld aufkommen, die in
dieser Stadt dafür zuständig sind, nämlich der Wienerinnen und Wiener. Jetzt
noch... (Amtsf StR Werner Faymann: Es ist eine Beratungsstelle!)
Ich könnte mir überlegen,
wenn zum Beispiel ein anderes Ressort wieder in die Lage versetzt wird,
irgendwelche Büroflächen in Wien anmieten zu müssen, weil wir irgendwo
expandieren, dann hätte ich einen Vorschlag, der da heißt: „Suche Bürofläche in
Wien. Zahle deutlich über Preis. Größe egal. Biete Mietzinsvorauszahlung für
12 Jahre. Unter „Kontakt“ heißt es dann: „Wohnservice Wien“. Das wäre ein
Inserat gewesen, da sage ich okay, da ist man wenigstens ehrlich. Da steht das
alles drinnen. Wir kaufen nicht die Katze im Sack. Wir brauchen nicht zu warten
bis der Rechnungshof kommt und sagt: „Leute, das war nicht super, was ihr
gemacht habt.“
Und dieser Veranstaltungsraum da oben - vier externe
Veranstaltungen in einem Zeitraum von 99 Tagen! - mit einer Miete von über
72 000 EUR pro Jahr, also was daran wirtschaftlich ist, das muss mir
erst irgend jemand da heraußen erklären! Da ist nichts wirtschaftlich, weil um
diese Summen in dieser Stadt jeder Veranstaltungsraum mit dem besten Catering
und mit dem technischen Equipment, das notwendig ist, anzumieten ist. Da
brauche ich nicht dort so etwas anzumieten, nur damit ich jemandem einen
Gefallen mache, damit der auf sein Geld kommt, damit es sich rechnet, wie es so
schön in der Branche heißt, aber auch bei den Baufirmen heißt es: „Damit es
sich rechnet.“
Da rechnet sich gar nichts! Das ist ziemlich in die
Hose gegangen, da ist viel Geld beim Fenster rausgeschmissen worden und ich bin
sehr enttäuscht, dass niemand von der Sozialdemokratie Manns oder Frau genug
ist, da heraus zu gehen und zu sagen: Jawohl, da ist ein Fehler passiert und
wir werden versuchen, den auszubessern. (Beifall
bei den GRÜNEN:)
Vorsitzende Josefa Tomsik: Danke.
Als Nächster zum Wort gemeldet ist der Herr GR Fuchs.
Ich erteile es ihm.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wenn man totale Information und Bürgerservice an die
erste Stelle setzt und das wollen wir eigentlich alle, dann schaut diese Causa
natürlich ein bisschen anders aus. Man soll das ja auch von dieser Seite
beleuchten. Ich kann mich erinnern: Was war das Ziel des Wohnservice Wien und
was ist das Service überhaupt für die Stadt? Was will ich damit erreichen und
welche Möglichkeiten habe ich für diese Zielsetzung? Welche Möglichkeiten muss
ich für diese Entwicklungen für die Zukunft vorausplanen, die eigentlich hier
in einem Noch-mehr-Angebot bestehen?
Es ist keine Frage, dass man einen Rechnungshofbericht
total ernst nehmen muss. Und es ist keine Frage, dass man, wenn man sich damit
auseinandersetzen muss, Lehren daraus ziehen muss. Aber ein Rechnungshofbericht
ist so ernst zu nehmen und auch die Fraktionen sind so ernst zu nehmen, dass
man auf diesen Rechnungshofbericht eine Antwort gibt und das ist nicht
geschehen. Das ist schlecht und zwar seitens des Stadtsenats.
Jetzt möchte ich aber doch dieses Positive des
Wohnservices sehen. Sagen Sie mir ja nicht, dass wir das alles nicht verlangt
haben. Wir haben nie verlangt, dass in einem verkorksten, verstaubten Büro
Service für den Bürger gemacht worden ist und wo kein Mensch hingegangen ist.
Jetzt haben wir dann einen Standort gefunden, einen exzellenten Standort, meine
Damen und Herren, der natürlich etwas kostet. Das ist keine Frage. Und man darf
den Preis nicht mit dem vergleichen, den der Gutachter sagt: Novaragasse,
2. Bezirk, 21 EUR Büromieten, bei diesem Standort. Man muss das hier
schon alles im rechten Licht sehen.
Die Anmietung war eine Kernaufgabe, weil Service
gemacht werden soll und dieses Service hat sich total gut entwickelt. Ich
möchte jetzt als Oppositionspolitiker keine Lanze für den Herrn Stadtrat
brechen, überhaupt nicht. Kritisiert wird dort, wo Kritik angebracht ist, aber
natürlich objektiv, möchte ich sagen. Und die Objektivität ist nicht gegeben,
wenn man jetzt diese Zahlen sieht. Diese 39 000 stehen natürlich schon in
einem Licht, dass dieses Zentrum hier ein Magnet ist, dass es diese Menschen
anzieht und die wurden beraten. 39 000 Menschen in einem Jahr! Wenn
Sie jetzt aber schauen, wie es denn in dem verstaubten Zentrum war, dann waren
es dort 10 000.
Es geht aber auch um eine andere Frage. Es geht um
die Frage des Angebots, das hier am Markt ist, wo gemeinnützige, gewerbliche
Bauträger und, und, und, auch Hausbesitzer und sonstige dort ihre Wohnungen
anbieten können, damit die Bevölkerung das weiß.
Ja das sind ja Wohnungen, die mit
Wohnbauförderungsmitteln gebaut worden sind. Sollen denn diese
Wohnbauförderungsmittel auf der Halde liegen, meine Damen und Herren? Nein, das
soll verwertet werden, damit hier eben auch die Menschen zu ihrer Wohnung
kommen. Kritik ist am Stadtsenat der Sozialdemokraten zu üben. Er hat darauf
keine Antwort gegeben. Das ist keine Vorgangsweise, die wir für gut halten!
Und ich sage hier ganz schlicht zum Abschluss: Ja
bitte, wenn man im Glashaus sitzt, Herr Kollege Kenesei und Herr Kollege, dann
werfen Sie doch bitte nicht mit Steinen! (GR Josef Wagner: Wer sitzt denn im
Glashaus?)
Ich lehne es überhaupt generell ab, Jagd auf einen
jungen Beamten zu machen, der irgendwo zufällig am Beginn seiner Karriere ist
und ein unbrauchbares, desolates Haus gemietet hat, das keiner mehr wollen hat.
Das ist nicht in Ordnung. Wenn ich sage, Sozialwohnungen bitte nicht für
Politiker, auch nicht für grüne Politiker - und da sitzen eine ganze Reihe, die
eine kommunale Sozialwohnung mit Wohnbauförderungsmittel haben und so weiter,
die dort ebenso eigentlich nicht hinein gehören -, dann nehmen Sie das bitte
ernst.
Ist das Günstlingswirtschaft? Ich
sehe das schon so, wenn ich hingehe und sage: Bitte helft mir, dass ich dort in
diese Wohnung hinein komme. Ich sage keine Namen,
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