Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 82
angeht - also die sind im Wiener Kulturleben sehr gut
integriert. Sie haben leitende Positionen, sie sind geachtet, sie sind auch
beliebt in der Bevölkerung und sie müssen ihre Homosexualität nicht unbedingt
herausstreichen, sondern sie werden ganz einfach gemocht oder man mag sie, weil
sie einfach gute Kunst machen, weil sie gute Schauspieler sind, gute
Theaterdirektoren, gute Tänzer, was auch immer. Da brauchen wir auch keinen
Jochen Herdickerhoff, der jetzt extra nach Wien kommt, um hier die Kulturszene
aufzumischen.
Auf jeden Fall lehnen wir seit Jahren diese Tätigkeit
Herdickerhoffs und seines Nachfolgers ab. Wir finden es auch extrem
unverantwortlich, hier zu entschulden und sogar noch in Aussicht zu stellen,
dass zukünftig weitere Events in dieser Art und Weise in Wien stattfinden
werden. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Mag
Heidemarie Unterreiner kommt nochmals zum Rednerpult zurück.)
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (fortsetzend):
Entschuldigen Sie, ich habe vergessen einen Antrag einzubringen. Wir wollten
schon zeigen, dass wir gerade diese Art des Schuldenmachens ablehnen. Ganz kurz
nur, ich verlese den Antrag:
"Der Herr StR Mailath-Pokorny möge aus der
steten seit sieben Jahren praktizierten Schuldenmacherei und des ständig am
Rande des Bankrottlavierens" - ich habe sogar die Worte aus dem Akt, den
wir vorgelegt bekommen haben, noch heraus genommen - "die Konsequenzen
ziehen und dem Verein Ecce Homo keine weiteren öffentlichen Gelder seitens der
Stadt Wien zukommen lassen."
Ich danke, dass ich nochmals zurückkommen durfte.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
Als nächste zum Wort gemeldet ist die Frau GRin
Yilmaz. Ich erteile es ihr.
GRin Nurten Yilmaz
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Jede und jeder soll leben können wie sie kann oder
will. Wir Sozialdemokraten unterstützen und fördern die Freiheit der Menschen.
Dazu gehört nicht zuletzt die Freiheit der persönlichen sexuellen Orientierung
im Gegensatz zu einer ÖVP und FPÖ, die so lange an einem § 209 festhalten,
bis er vom Europäischen Gerichtshof für rechtswidrig erklärt wird.
In Sonntagsreden wird von der ÖVP und FPÖ so oft der
Begriff Freiheit strapaziert. Die praktizierte Politik heißt dann persönliche
Maßregelung und Verbote. Deshalb wollen wir heute im Gemeinderat dem Verein
Ecce Homo die Umschuldung ermöglichen. Die Stadt Wien leistet dafür einen nicht
geringen finanziellen Beitrag. Auch hier unterscheiden wir uns von den Parteien
der Bundesregierung, denn diese haben zwar Unterstützungen versprochen, aber
bis heute keinen einzigen Cent dieser versprochenen Unterstützungen ausbezahlt.
Der Effekt: Das Festival "Wien ist andersrum“ wird heuer nicht
stattfinden, dafür aber im Jahr 2004 vergrößert und in veränderter Form
mit mehr Eigenproduktionen und mehr Theaterstücken.
Die Stadt ist nicht in der Lage, an allen Ecken für
die Versäumnisse des Bundes einzuspringen. Die finanzielle Situation der Stadt
ist durch Ersatzleistungen in vielen Bereichen, die eigentlich dem Bund
zustehen, bereits belastet. Der heutige Betrag zur Umschuldung gibt dem
Festival aber eine Zukunft.
Ich bin davon überzeugt, dass das Festival „Wien ist
andersrum“ im Jahr 2004 ein glanzvoller Höhepunkt einer freien
Lebensgestaltung sein wird, auf die Wien zu Recht stolz sein kann. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Die Berichterstatterin verzichtet auf das
Schlusswort.
Ich darf nun bitten, wer dem Antrag der
Postnummer 72 die Zustimmung gibt, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist
mehrstimmig ohne Freiheitliche und ÖVP.
Wir kommen nun zum Beschlussantrag, eingebracht von
der Frau GRin Unterreiner, dass es keine Subventionen für den Verein Ecce Homo
mehr geben soll.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist mit Stimmen der FPÖ und somit abgelehnt.
Wir kommen nun zur Postnummer 73 (00209/2003-GKU). Ich bitte die
Frau Berichterstatterin, GRin Yilmaz, hier die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Nurten Yilmaz: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Ringler. Ich
erteile es ihr.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Der Verein Link* hat, wie Sie wissen, im letzten Jahr
für einige Aufregung gesorgt. Auch in diesem Jahr hatten wir immer wieder
darüber zu diskutieren statt endlich zu einem Punkt zu kommen, wo wir ein
fertig geplantes Jahresprogramm in Händen halten könnten und das Gefühl haben,
dass dort alles so läuft wie es laufen soll.
Tatsache ist, im letzten Jahr wurde auf sehr
unangenehme Weise versucht, Veränderungen in diesem Verein und in diesem
Theater herbeizuführen, die schlussendlich Gott sei Dank unterbunden wurden.
Aber noch immer ist es offenbar so, dass man sich mit den Betreiberinnen nicht
einigen konnte, was nun die Zukunft von Link* sein soll.
Ich habe es als sehr positiv vernommen, dass der Herr
Stadtrat im Ausschuss gesagt hat: Ich bekenne mich grundsätzlich dazu, es gibt
kein grundsätzliches Infragestellen, es braucht auch eine adäquate Förderung.
Wenn das so ist, lieber Herr Stadtrat, dann wüsste ich
gerne, wieso wir heute nur eine Akontosubvention beschließen und was denn
eigentlich all die offenen Fragen sind, die noch gelöst werden müssten. Wir
haben kurz im Ausschuss darüber geredet, aber schlussendlich auch in der
Reflexion danach kann ich nicht sagen, dass ich wüsste, was denn nun genau zu
klären wäre. Und vor allem habe ich nicht den Eindruck, dass es tatsächlich
einen klaren politischen Willen gibt, über den man dann diskutieren kann, auch
mit den Betreiberinnen
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