Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 82
zu stellen.
Wir als Volkspartei hätten auch zugestimmt und dann
würde es heuer hier sehr wohl auch ein Fest geben, das wir durchaus in einem
auszumachenden und zu definierenden Bereich für eine Belebung dieser Stadt
halten. Aber hier mit der alten Art und Weise - quasi gebt einmal das Geld aus
und wir werden schon sehen -, mit dieser Unsitte, die sich hier wirklich wieder
eingebürgert hat, fortzusetzen, sie zu sanktionieren und sie zum Signal einer
neuen Kulturpolitik in Wien zu machen nach dem Motto "Wir können euch das
Geld jetzt nicht geben, aber wisst eh, wenn es ernst wird, entschulden wir euch
eh wieder", das erscheint mir wirklich als Rückfall in sehr, sehr schlimme
Zeiten.
Im Prinzip ist diese Ära ja dann auch damit zu Ende
gegangen, dass wir mit Beginn der neuen Ära einmal ein halbes Jahr nichts
anderes getan haben als Entschuldungen aus der Vorära durchzuführen.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, dieser Akt
hier heute widerspricht dem Wiener Steuerzahler, weil er für etwas zahlt, was
er nicht einmal bekommt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als nächste zum Wort gemeldet Frau GRin Mag
Unterreiner. Bitte.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Seit Jahren lehnen wir ja die Subventionen an den
Verein Ecce Homo ab. Wir alle wissen ja, der Verein fordert und erhält, ich
glaube jetzt schon seit acht Jahren jährlich doch eine schöne Summe. Der
frühere Geschäftsführer, der damals nach Wien kam, hatte gesagt, Provokation
sei sein Geschäft, also mit der Masche der Provokation agiert.
Es gibt hier mehrere Schienen, die er eingeführt hat.
Eine seiner beliebten Schienen ist die Verhöhnung religiöser Werte. Sie alle
können sich an eine Ausstellung erinnern, die da vor drei Jahren war, und zwar
ging es da um eine Ausstellung in der Babenberger-Passage. Da hat eine gewisse
Elisabeth Ohlsen Bilder ausgestellt. Da hat man die religiösen Symbole des
Christentums, also Symbole aus der christlichen Heilsgeschichte, auf
herabwürdigende Weise dargestellt. Man hat nämlich das Bild "Das letzte
Abendmahl" - es ist uns allen bekannt - von Leonardo da Vinci mit
Transvestiten nachgestellt, den Jesus Christus mit Stöckelschuhen, und dann hat
er statt der Hostie einen Schmink-Wattebausch hoch gehoben. Wir finden das
nicht geistreich, wir finden das nicht witzig, es ist nicht lustig, es hat
nicht Humor, es ist ganz einfach die Verhöhnung der christlichen Werte.
Wenn jetzt schon der Geschäftsführer oder diejenigen,
die den Verein betreiben, nicht spüren, dass man so etwas nicht tun sollte,
ganz egal, wie man da jetzt persönlich dazu steht, dass man damit die Gefühle
von religiösen Menschen verletzt, wenn sie das schon nicht spüren, dann meine
ich, dann könnten doch die zuständigen Politiker diese Sache ernst nehmen, denn
ich muss dann schon abwägen, was wichtiger ist, die Lust des Provozierens oder
ob es ganz egal ist, ob ich die Gefühle von religiösen Menschen verletze.
Damals war StR Marboe noch verantwortlich und er hat da gar nichts daran
gefunden.
Schon allein das Wort "Ecce Homo" zeigt ja
schon, wie man zu der ganzen Sache steht. Das ist auch ein Bildnis aus dem
Christentum. Es ist das Bildnis - auch immer wieder von den großen Meistern
dargestellt - wie Jesus Christus vorgeführt wird; Pilatus zeigt auf ihn hin –
er hat die Dornenkrone auf – und er sagt zur Menge: „Seht her“ - also Ecce homo
– „ein Mensch“, weil er sich lustig darüber macht, denn wenn Jesus der Sohn
Gottes wäre, dann könnte er sich ja selber helfen. Eine Situation, die im
Christentum eine hohe Bedeutung hat und der Herdickerhoff wählt das, um seinen
Verein danach zu nennen. Das klingt so quasi nach: Jetzt machen wir Festival,
Spaß, Event, schaut her, super, cool!
Auch da kann man darüber diskutieren. Wir meinen, auch
das ist ganz einfach eine Masche, wie ich zu Geld komme. Auch das ist ein
Grund, warum wir das abgelehnt haben.
Wenn jetzt die Frau Kollegin Ringler hier herkommt
und sagt, die ÖVP wäre jetzt da etwas abgeneigter, weil ja der Verein die
Regierung abgelehnt habe, dann muss man sich das auch ein bisserl näher
anschauen. Es geht nicht um die Kritik an der Regierung, sondern auch hier geht
es um eine ganz persönliche Diffamierung.
Wenn ich eine Plakatserie gestalte, wo ich den
Bundeskanzler oder Minister so plakatiere, dass ich sage: "Wolfgang ist
eine echte Sau" oder: "Benita liebt es steif" oder wie die alle
geheißen haben, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, dann ist das ... (GR Mag Andreas Schieder lächelt.) Sie
lachen, Herr Kollege, für Sie ist das lustig, für Herdickerhoff ist es auch
lustig. Es könnte aber sein, dass einige Menschen sich hier ganz einfach
beschimpft fühlen. Es geht hier um eine ganz persönliche Beschimpfung. Auch das
finde ich nicht in Ordnung, ganz egal, welche Partei das ist.
Ich bin mir ziemlich sicher, wenn man hier in Wien
eine Plakatserie in Anlehnung an den Bürgermeister gestartet hätte, so:
"Michael ist eine richtige Sau" oder "Der Andi" in
Anspielung jetzt auf Mailath-Pokorny "ist eine echte Schlampe" oder
so, dann glaube ich, man hätte mit den Subventionen vielleicht ein bisserl
länger warten müssen.
Hier geht es eben um eine Entschuldung und auch um
die Art und Weise, wie provokant ganz einfach beinhart Geld verlangt wird. Sie
sagen ganz einfach: Ich bin Kulturschaffender, ich brauch' das und jetzt bitte
gebt's mir das und wenn ich nicht genug krieg', dann ist es bitte kein Wunder,
dass ich Schulden mache, ich krieg' ja nicht genug. Es ist nicht so, dass ich
jetzt als Verantwortlicher des Vereins mich an die Höhe halten muss, sondern er
nimmt sich einfach das Recht heraus, Schulden machen zu dürfen. Auch das ist
unserer Meinung nach eine Provokation.
Ich habe jetzt einmal drei Punkte heraus gearbeitet, warum
wir es nicht als notwendig erachten, diesen Verein mit öffentlichen Geldern zu
unterstützen. Auch Ihr Argument, Frau Kollegin Ringler, was die Homosexuellen
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