Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 93
kümmert, wo diese Menschen politisch beheimatet sind. (GR
Günter Kenesei: Warum ist es dann abgesetzt worden?)
In der Tat ist es schon richtig, dass es Vertriebene
gegeben hat und gibt, die ins rechtsextreme Lager abgewandert sind. Das ist
richtig, so wie das auch für andere Teile gilt. Aber noch richtiger ist, dass es
viele Menschen aus dieser Zielgruppe, viele Vertriebene, egal aus welchen
Ländern sie kommen, gibt, die beispielsweise ganz wesentlich zum Aufbau des
Landes beigetragen haben, die mitgewirkt und sich auch ins politische Leben
integriert haben. Es wäre einfach ungerecht zu sagen, dass all diese
Vertriebenenorganisationen nur aus rechtsextremen Menschen bestehen. (GR
Günter Kenesei: Wer hat denn das gesagt?) Da gibt es eben sehr viele
Christlich-Soziale, Sozialdemokraten und vieles andere mehr.
Zu sagen, dass diese vorgesehene Subvention, die
heute gar nicht auf der Tagesordnung steht (GR Günter Kenesei: Ja, warum
denn nicht? Warum ist sie abgesetzt worden?), im Übrigen für diese Vorträge
ausgegeben wird, ist eigentlich eine irrwitzige Behauptung, die keine Grundlage
hat. Wenn Sie ernsthaft der Überzeugung sind, dass diese finanziellen Mittel,
die auch von Bundesseite gegeben worden sind, für diese Zwecke zur Verfügung
gestellt werden, würde ich mich fragen, wie Sie dieses Thema mit dem Kollegen
Karl Öllinger diskutieren. Da wäre ich gerne ein Mäuschen und würde in Ihrem
Klub gerne zuhören, wie Sie das, hoffentlich kontroversiell, diskutieren. (Beifall
bei der SPÖ. - GR Günter Kenesei: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?)
Um es auf den Punkt zu bringen, meine sehr geehrten
Damen und Herren, von unserer Seite wird es jede erdenkliche Maßnahme und
Möglichkeit geben, gegen jede Form des Rechtsextremismus vorzugehen (GR
Günter Kenesei: Warum ist es dann abgesetzt worden?), in politischer
Hinsicht bis hin zu Maßnahmen, die sich im rechtlichen bis hin zum
polizeilichen Bereich bewegen. Aber ich wende mich gegen eine
Pauschalverurteilung all jener Menschen, die sich in diesen Verbänden organisieren,
wenngleich ich auch sage, dass diese Verbände gut beraten sind, sich von
derartigen Veranstaltungen öffentlich zu distanzieren und vielleicht auch die
heutige Diskussion zum Anlass nehmen sollten, innerhalb ihres eigenen Verbands
eine politische Gratbereinigung vorzunehmen und noch stärker als bisher, darauf
zu achten, welche Referentinnen und Referenten dort die Möglichkeit haben, das
Wort zu ergreifen. Denn in der Tat ist es so, solche Vorträge sollen in unserer
Stadt keinen Platz haben! (Beifall bei der SPÖ. - GR Günter Kenesei: Warum
ist es dann abgesetzt worden?)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Ellensohn zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe gehofft, dass wir, wenn wir doch schon beinahe
eineinhalb Stunden mit dem Thema verbringen, bei der SPÖ ein bisschen ein
anderes Zugehen gehört hätten.
Wir antworten jetzt auf die
Fragen, sagen wir besser auf die Unterstellungen, die zwischendurch gefallen
sind. Zwei Punkte: Es hat ein paar Mal die SPÖ versucht, den Eindruck zu
machen, als ob die GRÜNEN das gemacht hätten, was die SPÖ macht. Die SPÖ hat im
Kulturausschuss eingebracht, der Herr Mailath-Pokorny möchte, dass in Wien das
Haus der Heimat - es ist ausdrücklich angeführt worden, welche Veranstaltungen
dort stattfinden - in einem Ausmaß von 650 000 EUR und ein paar
Zerquetschte gefördert wird. Jetzt hat man so getan, als ob 1995 der grüne
Gemeinderatsklub dasselbe getan hätte. Gleichzeitig sagen Sie uns etwas, was niemand
von uns gesagt hat, nämlich nicht alle Vertriebenen sind Rechtsextreme oder
Schlimmeres. Das hat auch niemand gesagt.
Die differenzierte Herangehensweise war genau das.
1995 ist in diesem Hause einstimmig Geld für etwas Neues bewilligt worden. Da
kann man nicht in die Zukunft schauen und weiß nicht, was passiert. 1995 sind
für das Haus der Heimat 5 Millionen S beschlossen worden und wir
GRÜNE haben gesagt, wir werden schauen, was herauskommt, das kann man doch
nicht im Vorfeld verurteilen. Die differenzierte Herangehensweise würde aber
heute heißen, wir schauen uns an, was dort passiert und reden uns nicht aus auf
1995. Was ist in den letzten Jahren passiert? Wer macht dort Vorträge? Was ist
das für ein Veranstaltungsraum? (GR Dr Michael LUDWIG: Das weiß der Öllinger!)
Und dann überlege ich mir, ob ich nach wie vor glaube, dass viele Millionen
in diese Richtung gehen müssen. (GR Dr Michael LUDWIG: Was sagt der Öllinger
dazu?) Der Eindruck, der hier von der SPÖ versucht wird, zu erwecken, ist
also völlig falsch. Die SPÖ hat natürlich ein schlechtes Gewissen, aber dazu
komme ich noch.
Dritte Lesung, 20. September 2002: Zustimmung
der GRÜNEN. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Kommen Sie jetzt nicht
mit dem Hochwasser!) Jetzt muss man zuerst einmal das gesamte Protokoll der
Sitzung lesen. Das haben nicht alle getan. Dann muss man einmal schauen, was
die Leute von den GRÜNEN dazu gesagt haben. Schließlich wird man darauf kommen,
dass bei der dritten Lesung die GRÜNEN zugestimmt haben. Das sage ich in
Richtung ÖVP. Es ist schon klar, wieso. Das war ein Riesenpaket mit sehr vielen
Punkten. Die einzigen Möglichkeiten waren, entweder das Gesamte abzulehnen oder
dem Gesamten zuzustimmen. Eine andere Möglichkeit hat es nicht gegeben. Was
hätte die ÖVP im vergangenen Wahlkampf gemacht, wenn die GRÜNEN dort nicht
zugestimmt hätten? - Man hätte nur gehört, dass die GRÜNEN den Hochwasseropfern
kein Geld geben wollen. Die Lügenpropaganda der ÖVP und die
Schmutzkübelkampagne gegenüber den GRÜNEN haben wir im Wahlkampf zur Genüge genossen.
(Aufregung bei der ÖVP.) Ich bin froh, dass wir wenigstens das
ausgelassen haben. (Beifall bei den GRÜNEN.)
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