Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 93
geschlossen werden, die nicht geschlossen wurden. Und
außerdem gibt es durch Nichtbezahlung von Gräbern so viele Aufhebungen, dass
dort mehr als genug Platz besteht, um den Friedhof auch für alle anderen
Religionsgemeinschaften weiterhin offen zu halten. Und wenn man am
Zentralfriedhof spazieren geht, dann weiß man, dass es dort jetzt schon
islamische Gräber gibt, die offensichtlich nach Mekka ausgerichtet sind.
Jedenfalls stehen sie schräg. Man erkennt sie schon alleine daran, und das ist
durchaus in Ordnung. Das ist ja ein echter Fortschritt, dass das gemeinsam
genutzt werden konnte und ich kann daher die Aufregung überhaupt nicht
verstehen, wenn hier eine Gruppe fordert, dass sie eine Liegenschaft geschenkt
bekommt.
Auch das ist etwas Einmaliges, es hat keine andere
Religionsgemeinschaft oder kein anderer Friedhofsbetreiber bis jetzt den Grund
dafür geschenkt bekommen. Es war eben bis jetzt eine öffentliche Aufgabe und es
sollte daher keinen Rückschritt dahingehend geben, dass das abgeändert wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Im Sinne einer gezielten Planung und eben auch im
Sinne der Fortführung dieser liberalen Errungenschaften stelle ich nunmehr im
Namen der FPÖ folgenden Antrag:
"Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus,
dass die Stadt Wien dafür Sorge tragen soll, dass das bestehende Angebot auf
städtischen Friedhöfen in Wien, insbesondere im Hinblick auf den vorhanden
Raum, für alle Konfessionen in deren eigentümlicher Art, weiter ausgebaut wird.
Die städtischen Friedhöfe sollen weiter für alle Wienerinnen und Wiener als
Begräbnisstätte zur Verfügung stehen."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags gefordert. (Beifall bei der FPÖ.)
Wer also guten Willens und der Meinung ist, dass das gefördert
werden soll, im Rahmen der Stadt Wien, kann diesem Antrag beitreten. Ich würde
mich sehr darüber freuen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
nächste Wortmeldung kommt von Herrn GR Hatzl. - Ich bitte.
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Vielleicht gelingt es doch noch, bei den
Freiheitlichen einen Überlegungsprozess in dieser Frage zustande zu bringen,
weil ich glaube, dass es hier möglicherweise eine falsche Grundüberlegung gibt,
die mit den Tatsachen der Errichtung dieses Friedhofs nicht zusammenhängt.
Lassen Sie mich kurz sagen:
Rein formal bedarf es Ihres Beschlussantrags nicht,
denn bereits jetzt gibt es die Möglichkeit, auf allen Wiener Friedhöfen, die
die Stadt Wien betreibt, und ganz besonders am Zentralfriedhof, jede Person,
die verstorben ist, egal ihrer konfessionellen Zugehörigkeit, zu bestatten,
wenn es die betroffene Person wünscht.
Es ist aber auch nicht unbekannt, dass es in Wien
durchaus noch immer, zwar nicht viele, aber einzelne konfessionelle Friedhöfe
gibt, sowohl der katholischen Kirche, die von der katholischen Kirche geführt
werden, von der evangelischen und von der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Diese
konfessionellen Friedhöfe haben eine besondere Aufgabe. Sie haben die Aufgabe,
Personen, die auf Grund ihres Glaubens der Meinung sind, dass bestimmte
Vorschriften in besonderem Maße zu gelten haben, die Möglichkeit deren
Einhaltung zu geben. Und sie haben in der Tat mitgeholfen, auch die Stadt Wien
in ihrer Verpflichtung der Bestattung von manchen schwierigen Situationen
fernzuhalten.
Jetzt darf ich einmal sagen, wenn wir vom
Zentralfriedhof als städtischem Friedhof reden, dann ist der Zentralfriedhof in
seiner Gesamtheit, wie er sich heute darstellt, nicht als städtischer Friedhof
zu bezeichnen, sondern es handelt sich im Wesentlichen nur um jenen Teil, der
so allgemein unter dem Bereich 2. Tor und 3. Tor verstanden wird.
Das heißt, der Bereich des 1. Tores, des alten
jüdischen Friedhofs, ist nicht öffentliche Verwaltung der Stadt Wien. Dort
werden aber auch zurzeit keine Bestattungen vorgenommen. Jener Teil, der nach
dem 3. Tor zum Tor 4 kommt, ist evangelischer Friedhof und steht
unter Verwaltung der evangelischen Glaubensgemeinschaft und hat mit der
städtischen Friedhofsverwaltung überhaupt nichts zu tun. Es gelten dort eigene
Gebühren, eigene Strukturen, und so gilt es auch beim nächsten Tor, beim neuen
jüdischen Teil des Zentralfriedhofs. Auch hier ist eigene Verwaltung, eigene
Gebühren, eigene Struktur, eigene Ausrichtung gegeben.
Und ich sage Ihnen ganz offen, und ich bin ja noch am
Ende meiner Zuständigkeit für die Friedhöfe konfrontiert worden mit einem, wie
ich meine, berechtigten Anliegen einer Glaubensgemeinschaft, die letztendlich
in Wien die zweitgrößte in der Zwischenzeit geworden ist, nämlich damit, dass
es für Strenggläubige oder Gläubige dieser Glaubensgemeinschaft eine gewisse
Schwierigkeit bedeutet, am Zentralfriedhof oder auf anderen städtischen
Friedhöfen begraben zu werden, weil ihr Glaube und ihre Glaubensvorschriften
auch etwas vorschreiben und verlangen, was wir mit unseren Bestimmungen in
dieser Form nicht erfüllen können.
Ich denke zum Beispiel an die Dauer des Grabes. Sie
wissen, dass wir seit langem einen begrenzten - ausgenommen nur bei jenen, die
früher Friedhofsdauer hatten - Zeitraum haben, sonst müssten wir noch eine
ganze Menge Friedhöfe in Wien bauen und unsere Friedhöfe würden gar nicht mehr
in diesem guten Betreuungszustand sein, auch durch die Hinterbliebenen, die sie
pflegen.
Hier sind eben die Unterschiede gegeben. Das war auch
einer der Gründe beim jüdischen Friedhof und es war einer der Gründe, dass
bestimmte religiöse Vorschreibungen für die Bestattung vorliegen, die es auch
in der Kostenfrage nicht vergleichbar machen mit den städtischen Friedhöfen.
Es ist daher das Problem, auch für die Stadtverwaltung,
gewesen, schon bei jenen, die der islamischen Glaubensgemeinschaft angehören
und jetzt am Zentralfriedhof bestattet wurden, hier gerecht zu sein. In
Wirklichkeit ist man extrem ungerecht, weil wir Mehrfachgräber haben, die es in
diesem Bereich des Glaubens nicht
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